Orte und Programm materialisieren
Mit der Aufgabe eine „Neue Bahnhofsspitze“ für Pfungstadt zu entwickeln, haben sich Studierende des Masterstudiengangs Architektur beschäftigt. Das Ziel dieser Entwurfsaufgabe war es, dass schwierige Grundstück mit seiner besonders spitzen Form und bisherigen Nutzung durch innovative und nachhaltige Konzepte nachzuverdichten und aufzuwerten. Einen besonderen Schwerpunkt bildete dabei die Einbeziehung des öffentlichen Nahverkehrs und die Berücksichtigung von zukünftigen Mobilitätskonzepten für den Bus - und Bahnhof. Drei vorgegebene Nutzungsszenarios A, B und C wurden von Zweier-Gruppen programmatisch und inhaltlich bearbeitet und verfeinert.
Das Projekt im zweiten Mastersemester an der HAWK - Fakultät Bauen und Erhalten am Standort Hildesheim bildete die Kette von Entwerfen, Konstruieren und Bauen ab. Als zentrales Thema wurde dabei besonders auf die Einhaltung städtebaulicher, funktionaler, gestalterischer und konstruktiver Belange Wert gelegt. Die Konzeption des Kurses und die Betreuung der Entwürfe wurden von Prof. Dr. Till Böttger, Ulrike Knauer M. Sc. und Prof. Dr. Christoph Hall im Team organisiert. Sowohl German Halcour, Verw.-Prof. für Projektentwicklung von der HAWK Standort Holzminden, als auch Bürgermeister Patrick Koch mit Projektmanager Tom Grümmert und Dieter Müller, der durch seine Bürgerinitiative den Anstoß für das Projekt gegeben hat, unterstützten die Vorbereitungen und den Prozess in Form von inhaltlichem Austausch und Gastkritiken maßgeblich. Die Studierenden hatten nach der langen Zeit der Pandemie endlich wieder die Möglichkeit eine Ortsbesichtigung in Pfungstadt mit Vertretern der Stadt und anschließender Exkursion nach Darmstadt zu erleben.
Ort
Für diese Entwurfsaufgabe bildet ein konkreter Ort den Ausgangspunkt der Bearbeitung. Die Stadt Pfungstadt befindet sich in Südhessen in unmittelbarer Nähe zu Darmstadt. Das Entwurfsgelände setzt sich aus drei Grundstücken zusammen, welche mit neuen Baukörpern zusammen einen neuen Stadteingang bilden kann. Für die Entwurfsaufgabe war es entscheidend zu berücksichtigen, dass die Stadt Pfungstadt selber kaum noch die Möglichkeit hat, sich in der Fläche auszudehnen. Es mussten demnach Konzepte entwickelt werden, die eine besonders intensive Nachverdichtung am Ort ermöglichten. Die Stadt ist Eigentümer der Grundstücke und ist daher an den architektonischen Entwurfsansätzen der Studierenden als Entscheidungshilfe sehr interessiert.
Programm
Zu den programmatischen Überlegungen gehörte es, dass sich die Studierenden Gedanken über wirtschaftliche Nutzungskonzepte machten und diese durch Volumen- und Formstudien auf den jeweiligen Grundstücken austesteten. Grundlage hierfür bildeten die Studien der Studierenden aus dem Studiengang Immobilienwirtschaft und -management. Es wurden drei alternative Konzepte herausgearbeitet, die zur Grundlage der programmatischen Überlegungen für den architektonischen Entwurf wurden. Wichtig war es auch hochwertigen Aufenthaltsraum für die Bewohner der Stadt Pfungstadt anzubieten. Durch eine intensive Bearbeitung und einer guten Grundlagenermittlung schafften es die Studierenden ihre architektonischen Konzeptansätze maßstäblich einzubinden. Anschließend wurden die Entwürfe in verschiedenen Darstellungen ausgearbeitet und konstruktiv im Sinne von Leitdetails vertieft.
Szenario A
- Bahnhof/ Bus-Hub mit Überdachung für Umstieg zzgl. Fahrradstellplätzen, Kiosk und WC’s
- öffentlicher/ halböffentlicher Hochpark über Parkhaus
- Gebäude mit Mischnutzung (Einzelhandel, Gastronomie, Co-Working und Wohnen)
Szenario B
- Bahnhof/ Bus-Hub mit öffentl. Hochdeck und zus. Funktionen
- Parkplatz und öffentlicher Platz als Verbindung zwischen Bahnhof/ Bus-Hub und Gebäude an der Spitze
- Bürogebäude oder Ärztehaus mit Tiefgarage
Szenario C
- Bahnhof/ Bus-Hub mit Überdachung für Umstieg zzgl. Fahrradstellplätzen, Kiosk und WC’s
- multifunktionales Gebäude mit Tiefgarage oder Parkhaus und Einzelhandel im EG, öffentlicher Raum dazwischen
- einzelne Wohnbauten mit Tiefgarage oder Parkplatz und mit grünem Außenraum
Im Zuge der Bearbeitung setzten sich die Studierenden mit Cluster-, Satelliten- oder Mehrgenerationenwohnen auseinander. Es wurden neue Arbeits- und Lebensformen miteinander verbunden. Gerade die Erfahrungen aus der Covid-19 Pandemie wurden genutzt, um sinnvolle Verknüpfungen wie FabLabs, Co-Working, Co-Living, und Third Places zu schaffen. Aber auch die Funktion eines Ärztehauses, mit einer zentralen und ambulanten Versorgung und zusätzlichen altersgerechten Wohneinheiten, wurden als mögliche Nutzung an dem Ort vorgestellt.
Konstruktion
Die konstruktiven Überlegungen der Materialität sollten als ein Zusammenspiel von Ort und Programm herausgearbeitet werden. Besonders die Gedanken zur Nachhaltigkeit waren integraler Bestandteil in Konstruktion und Materialisierung und flossen in den Entwurfsprozess maßgeblich mit ein und verhalfen den Entwürfen zu einem besonderen architektonischen Ausdruck.
Präsentation und Ausstellung in Pfungstadt
Am 15. März 2023 wurden sieben alternative Entwurfsansätze vor Ort in Pfungstadt durch Studierende präsentiert und dem Bau- und Planungsausschuss vorgestellt. Die ausgewählten Arbeiten waren dann mehrere Wochen für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt im Stadthaus zusehen, um eine Diskussion anzuregen. Die Ausstellung ist von den Studierenden vor- und ausgearbeitet worden und durch die Stadtverwaltung unterstützt worden. Im Folgenden werden die drei besten Arbeiten vorgestellt.
Emelie Schmidt und Paul Nicklaus - Szenario A
Das Gebäudeensemble an der Bahnhofsspitze in Pfungstadt schafft mit seiner Nachverdichtung einen neuen zentralen Ort für Wohnen und Arbeiten. Es entstehen Flächen für öffentliche Bereiche wie ein KreativHUB, Café, Mensa und eine Kulturbühne. In den halböffentlichen Bereichen der Gebäude werden Co-Working und Co-Living Bereiche sowie weitere private Büro- und Wohnnutzungen vorgesehen. Im Hinblick auf die Anbindung des nordwestlich angrenzenden Endbahnhofs wird außerdem ein CityHUB mit ober- und unterirdischen Parkmöglichkeiten für Fahrrad und Auto geschaffen, um die Nutzung des ÖPNV Richtung Darmstadt zu verstärken. Ziel des Entwurfs ist es, die Bausteine optimal an heutige Anforderungen anzupassen und in die bestehende Gemeinde zu integrieren.
Die durchgängige Gestaltung sowie die Außentreppen mit verbindender Funktion schaffen eine Zusammengehörigkeit der einzelnen Baukörper. Im Bereich des Bahnhofs werden eine Überdachung mit Möglichkeiten zum Aus- und Umstieg sowie Räumlichkeiten für den Ticketverkauf, ein Kiosk und öffentliche Toiletten geschaffen. Anstelle des bisherigen Parkplatzes soll ein offen gestaltetes Parkdeck entstehen, auf dessen Dach sich ein öffentlicher Hochpark befindet. Außentreppen in Richtung Bahnhof sowie Grundstücksspitze schaffen hier eine fließende Verbindung und laden zum Spazieren und Verweilen auf dem Hochpark ein. Die schmale Grundstücksspitze wird mit zwei neuen Gebäudebausteinen versehen. Im Sinne der Nachverdichtung entstehen hier drei- bis viergeschossige Baukörper. Die Höhenentwicklung der neuen Bebauung gestaltet sich aufgrund der gestaffelten Geschosse sehr fließend und baut sich zum Stadteingang schrittweise auf. Die verwendeten Materialien Holz (Tragwerk und Fassade) und Backstein (aussteifende Treppenhauskerne) kombinieren die Aspekte Nachhaltigkeit und Regionalität.
Neben herkömmlichen Wohnungs- und Bürogrundrissen sind im Entwurf neue Formen des Cluster-Wohnen sowie Co-Living und Co-Working vorzufinden. Die Vorteile einer generations-übergreifenden Nachbarschaft sollen bei der Durchmischung der Bewohner im Vordergrund stehen. Außerdem werden neue Ansätze zum Kombinieren von Wohnen und Arbeiten verfolgt. Durch flexibel nutzbare Arbeitsplätze sowie das KreativHUB im Erdgeschoss der Gebäude, können die Bewohner dort verschiedensten Aufgaben nachgehen.

Emelie Schmidt und Paul Nicklaus, Szenario A, SoSe 2022
Jule Gilde und Nadine Ernst - Szenario A
Der Entwurf verfolgt die Strategie des Szenario A. Das bedeutet der vorhandene Bus-/Bahnhof wird überdacht, damit sowohl ein witterungsgeschützter Umstieg, als auch ein Wartebereich zwischen den öffentlichen Verkehrsmitteln ermöglicht werden kann. Des Weiteren wird über dem aktuellen Parkplatz auf dem mittleren Grundstück ein öffentlicher Hochpark vorgesehen. Hier befindet sich im Erdgeschoss, neben Parkmöglichkeiten, ein Mobility Hub für Fahrräder und Lastenräder sowie WCs für Pendler und wartende Zug- oder Busgäste. Im Obergeschoss ordnet sich ein Café / Restaurant mit einer begrünten Außenterrasse an und schafft Raum für Pendler, Wartende, Bewohner Pfungstadts. In der „Spitze“ ist ein Gebäude mit Mischnutzung geplant, welches neben Einzelhandel und einem Co-Working Space auch Platz für Büros, Fitness, Krankengymnastik und Wohnen findet. Als Wohnen sind Wohngemeinschaften für Senioren angedacht, die Synergien mit den umgebenden Nutzungen bilden.
Basierend auf der Konzeption ist der Kern dieses Entwurfs die Abstraktion der umliegenden Höhenverläufe, welche durch die giebelständigen Nachbarhäuser geschaffen werden. Die drei Grundstücke werden durch die wechselnden Höhenpunkte der polygonalen Busüberdachung, des Hochparks und des Mischgebäudes als Ganzes zusammengefügt. Unterstützt wird die Zusammengehörigkeit durch die fortlaufende Überdachung des Bus- /Bahnhofes, welche sich über das Dach des Cafés / Restaurants auf dem Hochpark zieht. Fortführend befinden sich in der „Mitte“ und an der „Spitze“ voluminöse, flächendeckende Gebäude, welche durch Rücksprünge in der Fassade und Ausstanzungen einen filigranen Stadteingang erschaffen.
Die Formfindung des polygonalen Busdaches folgt der Idee der Höhenverläufe, beruht allerdings auf der Konstruktion selbst. Die 30 cm starken Stahlstützen sind in einem 8 m Raster angeordnet und tragen die Holzdachkonstruktion, welche sich aus polygonalen Formen zusammensetzt. Gedeckt ist die Holzkonstruktion mit transparenten Dünnschicht-Solarmodulen, die sowohl Witterungsschutz bieten, als auch für die Stromerzeugung zuständig sind. Der Hochpark ist konstruktiv als Hybridbauweise geplant. Dabei bildet das Stahlbetonskelett das Tragwerk und Wände in Holztafelbauweise die Raumabschlüsse von Mobility Hub und Café / Restaurant. Das Mischgebäude ist ausschließlich als Stahlbetonskelettbau konzipiert und ermöglicht durch 30 cm starke Stahlbetonstützen und -decken Auskragungen von bis zu 2 m sowie ein stützenfreies Atrium mit Hilfe von Unter- und Überzügen.

Jule Gilde und Nadine Ernst, Szenario A, SoSe 2022
Sebastiano Dettori und Maurice Stolze - Szenario B
Für die Bahnhofsspitze an der Pfungstädter Straße wurde ein Gebäude gewählt, welches auf den ersten Blick im starken Kontrast zu seiner Umgebung steht. Die Konturen des im östlichen Teil des Grundstücks stehenden Ärztehauses orientieren sich an der Grundstücksgrenze. Dabei werden die jeweiligen Ecken stark abgerundet, sodass ein signifikanter Stadteingang entsteht. Um dem Gebäude Massivität zu nehmen, wird das Erdgeschoss mit drei eingerückten Füßen ausgebildet, der Erschließungskern bildet hierbei den zentralen Fuß. Im mittleren Teil des Grundstücks erstreckt sich ein öffentlicher Park. Neben dem Bus-Hub wird die Tiefgarageneinfahrt eingebettet, in der eine Velostation mit zahlreichen Stellplätzen integriert ist.
Das Tragwerk besteht aus Stahlbeton-Skelettbau, sodass eine Umnutzung des Gebäudes in der Zukunft problemlos stattfinden kann. Eine der Besonderheiten sind die vorgehängten Deckenelemente aus einer Holzkonstruktion, die das Leitmotiv für die gesamten Grundstücksabschnitte definiert. Zusätzlich werden als Sonnenschutz bewegliche Holzlamellen in die Holzkonstruktion integriert. Als Hommage an die Pfungstädter Brauerei werden diese Lamellen teilweise mit Hopfen begrünt.

Sebastiano Dettori und Maurice Stolze, Szenario B, SoSe2022
Janine Pries und Luka Schönamsgruber - Szenario B
Die drei Baufelder werden im Kontrast zur ansonsten geometrischen, sachlichen und tristen Umgebung durch organische Formen bespielt, um einen belebten Ort zum Verweilen zu schaffen. An der Spitze befinden sich eine ambulante Pflege, Arztpraxen, Reha/Fitness und eine Gastronomie mit Terrasse. In der Mitte ist ein öffentlicher Platz mit Tiefgarage, E-Mobilität und Drop-Off Bereich geplant. Am Ende des Planungsgebiets befindet sich nach wie vor der Busbahnhof. Mit Hilfe eines Cafés und einem öffentlichen Hochdeck inklusive Sonnenterrasse und Gastronomie soll auch dieser Bereich künftig zum qualitätvollen Warten am Bahnhof einladen.
Die Gebäudeformen ergeben sich aus der Grundstücksform und einer natürlichen Wegeführung. Flexible Grundrisse schaffen eine Langlebigkeit und Nachhaltigkeit der Gebäude und erlauben eine bunte Nutzungs- und Bewohnervielfalt. Das Quartier bietet Platz für 5 Wohneinheiten des betreuten Wohnens sowie die ambulante Pflege als Pflegeeinrichtung.
Das Tragkonzept der Gebäude aus einem Stahlbeton-Skelettbau ergibt sich aus dem Konzept der Tiefgarage mit über 100 Stellplätzen. Die Außenfassade besteht aus einer Pfosten-Riegel-Fassade sowie vertikalen Holzlattungen und einer als Balkon und Laubengang dienenden Auskragung. Durch die großen Fensteröffnungen gibt es immer ausreichend Tageslicht und es entsteht eine Verbindung zum näheren Umfeld.

Janine Pries und Luka Schönamsgruber, Szenario B, SoSe2022
Phil Grobe und Julian Holletzek - Szenario C
Der Entwurf arbeitet verstärkt mit Typologien, sodass ein diverses Nutzerspektrum angesprochen werden kann. Dadurch, dass die Tiefgarage halbunterkellert ausgeführt ist, kann ein kosteneffizientes Konzept mit einer natürlichen Belüftung und Belichtung erreicht werden. Der Stellplatzbedarf kann hierbei vollumfänglich bedient werden, ohne dass das Baufeld an Qualität einbüßt. Es besteht nämlich die Möglichkeit, dass auf der Tiefgarage ein Grünraum entsteht, welcher die Durchwegung und Erschließung der Nutzungseinheiten - getrennt vom Bahn-/ und Straßenverkehr - ermöglicht. Hierbei kann die Problematik des Verkehrslärms gelöst werden, indem die Aufenthaltsbereiche auf dem Podest - visuell und baulich - getrennt vom Verkehr angeboten werden. Die Aufenthaltsqualität kann somit deutlich gestärkt werden. Dabei bleibt die Barrierefreiheit über Rampen unverändert erhalten und die Müllentsorgung kann unauffällig über Unterflursysteme erreicht werden.
Die Haupterschließung soll mit dem Rad oder zu Fuß gelingen und über eine Hauptverkehrsachse, welche sich durch das gesamte Quartier zieht, geschehen. Dabei sollen Blickbeziehungen, gemeinschaftliche Angebote, Aufenthaltsbereiche, Grünflächen, Retentionsbecken und verschiedene Nutzungsangebote die Kommunikation und das gemeinschaftliche Wohnen fördern. Wie bereits vorgenannt, besitzt der Entwurf das allgemeine Ziel, ein kommunikatives gemeinschaftliches Wohnen zu erzeugen, welches den Bewohnern aber dennoch genügend Privatsphäre und Rückzugsmöglichkeiten bietet.

Phil Grobe und Julian Holletzek - Szenario C, SoSe2022
Zeinab Baniowda und Maurice Krenz - Szenario C
Auf dem Grundstück sind ein Busbahnhof und eine Zughaltestelle, welche im Entwurf aufgewertet und bestehen bleiben sollen. In diesem Konzept ist eine großflächige Bus-Hub Überdachung geplant, welche den Wartenden regenfreie Steh-/Sitzmöglichkeiten bietet. Durch die Verbesserung alter und die Entstehung neuer Mobilitätsmöglichkeiten, wie Car-Sharing und das Ausleihen von Fahrrädern sollen Bewohner und Besucher angeregt werden, primär auf Rad-, Fuß- und öffentlichen Verkehr zu setzen. Der Entwurf sieht außerdem drei Wohnhäuser und zwei Bürohäuser vor, welche an den typischen giebelständigen Satteldächern der Pfungstädter Wohnbauten und die hohen Brauereitürme der Pfungstädter Brauerei inspiriert worden sind. Die Bürohäuser bilden im Erdgeschoss ein Parkhaus aus und die Wohnhäuser bieten im EG kommerzielle Nutzungen, wie Fahrradwerkstatt, Pub/Restaurant und Café an. In den Obergeschossen soll nur privates Wohnen und Büronutzungen stattfinden. Eine Besonderheit des Entwurfs ist die öffentliche Grünfläche mit Riesenschach, Klettermöglichkeiten und Retentionsbecken. Hier sollen auch Sitzmöglichkeiten und Sonnenliegen den Besuchern und Bewohnern zur Verfügung stehen.
Die Plätze zwischen den Gebäuden dienen entweder zum Ein-, Ausfahren und Parken der Autos oder sind Außenräume für das Restaurant/Café. Zwischen Wohnturm 1 und Bürohaus 1 wird es nun außerdem die Möglichkeit geben, über eine Treppe und einen Fußgängersteg die Gleise zu überqueren. Die Idee der gestaffelten Satteldächer soll auch in den Fassaden der Wohnhäuser widergespiegelt werden. Hierbei wurde der Sonnenstand zu verschiedenen Zeiten des Tages und der Nutzungszeitraum der Räume an der Fassade analysiert, dann die Satteldächer an die Fassade im ausgearbeiteten Winkel abstrahiert. Die entstandenen Lichtflächen sollen zu einer Art französische Balkone ausgearbeitet werden, welche sich komplett öffnen lassen und so den Raum mit einschließen.
Die Gebäudehöhen sind bei den Wohnhäusern auf 6 1⁄2 Geschosse und bei den Bürohäusern auf 1 1⁄2 Geschosse begrenzt. Die Wohntürme bestehen aus einem Betonsockel, welcher um 1 m nach innen ragt. Für die Außen- und Wohnungstrennwände sind tragende Holzrahmen geplant. Dabei sollen die Decken dazwischen aus Betonfertigteilen ausgefertigt werden. Der Stahlbetonkern dient zum Aussteifen des Gebäudes und bietet Platz für das Sicherheitstreppenhaus. Die Bürohäuser werden von einem Raster an Betonstützen und einer Betondecke getragen. Die Bürohäuser selbst setzen sich aus einer tragenden Holzrahmenkonstruktion mit Sparrendach zusammen. Die Fassaden bestehen aus einer Pfosten-Riegelkonstruktion mit vorgesetzten Fenstern und Lamellen. Auch die BusHubÜberdachung steht auf Betonscheiben und Stützen und besteht aus einem Sparrendach mit Stahlzugbändern, welches mit Brettschichtholzplatten und Trapezblechen eingedeckt ist.

Zeinab Baniowda und Maurice Krenz, Szenario C, SoSe 2022
Patricia Huperz und Baris Bakir - Szenario C
Dieser Entwurf beinhaltet ein Ensemble aus drei Gebäudekomplexen, welches die Besucher/innen auf leichtem Wege zum Bahnhof führt, genügend Blickbezüge zur Orientierung bietet und das nördliche mit dem südlichen Wohngebiet verbindet. Die Länge des Grundstücks wird durch die Positionierung der drei einzelnen Gebäudekomplexe aufgelöst, wodurch sich diese gut in die Umgebung einfügen und einladend gestikulieren. Das Ensemble besteht aus einem „Hybrid-Gebäude“, einem „Wohn- und Parkdeck“ sowie einem „Wohnturm“, der so genannt wird, da er sich durch seine fünf Geschosse abhebt und den Eingang von Pfungstadt bildet. Das Konzept von „solid & void“ stellt das Bindeglied der drei Gebäudekomplexe dar und definiert diese zu einem Ensemble.
Die Gestaltung von Hybrid-Gebäude und Wohnturm folgen dem gleichen Konzept. Das Erdgeschoss weist ein eingerücktes Stützsystem mit vorgeschalteter Verglasung auf, wodurch dieses betont wird und das Gebäude Leichtigkeit bekommt. Hier sind Nutzungen, wie Atelier, Bäcker, Kiosk und Gastronomie zu finden. Die restliche Fassade der Obergeschosse mit Arztpraxen und unterschiedlichsten Wohnungen zieren angeraute creme-farbende Fliesen, die durch horizontale hervorstehende Gesimse zusätzlich strukturiert werden. Der Laubengang und die Außentreppe sind mit einem weißen Gitter verkleidet, welches neben den Dächern ebenfalls begrünt wird. Die Leichtigkeit und Aufgelöstheit werden durch das Konzept von „solid & void“, mit Rücksprüngen in der Fassade durch Loggien und Außentreppen sowie der Glasfassade, unterstützt.
Das Wohn- und Parkdeck besteht aus einer Tiefgarage und einem Parkdeck im Erdgeschoss aus Stahlbeton, über dem sich im Obergeschoss drei einzelne Kuben mit jeweils zwei oder vier Wohnungen befinden. Die restliche Fläche wird als gemeinsame Terrasse geplant, die exklusives und nachbarschaftliches Wohnen bietet und zusätzlich für Urban-Gardening und Begrünung genutzt werden kann. Auch hier wird das „solid & void“ - Konzept verfolgt, was vor allem im Grundriss durch die Positionierung der drei Kuben erkenntlich wird. Zudem lässt die vorgehängte Fassade aus Holzlamellen, die an manchen Stellen das Parken im Erdgeschoss mit verkleidet, ein Wechselspiel aus Fülle und Leere, aus Transparenz und Intransparenz, entstehen.
Die 56 vorhandenen Auto-Stellplätze werden mit weiteren 41 Stellplätzen erweitert und unterstützen die neuen Nutzungen. Zudem werden 100 überdachte Fahrradstellplätze mit möglichen E-Anschlüssen sowie weitere in Nähe der Gebäudeeingänge geschaffen, die das Fahrrad als Fortbewegungsmittel in Pfungstadt fördern.

Patricia Huperz und Baris Bakir, Szenario C, SoSe2022