Fachkonferenz tagt an HAWK

Erscheinungsdatum: 20.02.2019

Die 2. verbandsübergreifende Konferenz zur Zukunft der Ausbildung in der Ergotherapie, Logopädie/Stimm-, Sprech- und Sprachtherapie, Physiotherapie und Ernährungstherapie fand auf Einladung des Hochschulverbunds Gesundheitsfachberufe (HVG) jetzt im Senatssaal der HAWK in Hildesheim statt.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich bald einig und forderten einstimmig, dass die Aufgaben und Ausbildungsziele in der anstehenden Reform der Berufsgesetze auf Hochschulniveau formuliert werden.
Ohne eine entsprechende Ausbildungsreform führten die derzeitigen politischen Aktivitäten zur Verbesserung der Attraktivität der Therapieberufe in eine Sackgasse, so Bernhard Borgetto, Professor an der HAWK und 1. Vorsitzender des HVG. Selbstverständlich sei es jeder Schülerin und jedem Schüler zu gönnen, wenn er oder sie kein Schulgeld mehr zahlen muss oder sogar eine Ausbildungsvergütung erhält. Damit werde jedoch einseitig in eine Ausbildungsform investiert, die auf einem Qualifikationsniveau ausbildet, das den erforderlichen Kompetenzen und Aufgaben der Therapiefachberufe in einer zukunftsfähigen Gesundheitsversorgung nicht mehr angemessen ist.
Seit vielen Jahren beklagen die Berufsfachschulen einen massiven Rückgang der Bewerberzahlen. Dieser bundesweite Trend hat sich trotz der bereits in einigen Bundesländern umgesetzten Einführung der Schulgeldfreiheit nicht verändert. Da die Ausbildungsvergütung nur einen kleinen Teil der Auszubildenden betreffen wird, sind auch hier keine nachhaltigen Effekte zu erwarten.

 
Es herrschte Einigkeit darüber, dass der Fachkräftemangel in den Therapieberufen mittelfristig nur zu beheben sei, wenn die therapeutische Tätigkeit in ihrer Komplexität und ihrem Wissenschaftsbezug anerkannt werde, wenn Aufgaben und Arbeitsbedingungen entsprechend gestaltet würden und wenn eine Ausbildung auf Hochschulniveau die dafür notwendigen Voraussetzungen sichere.
Wer einen Therapieberuf ergreife, wolle die therapeutischen Möglichkeiten auch ausschöpfen und im weltweiten Vergleich nicht in der Ausbildung und in den Versorgungsstrukturen zu Lasten der Versorgungsqualität ausgebremst werden. Die finanziell angemessene Vergütung therapeutischer Leistungen und eine Ausbildung ohne Schulgeld bzw. Studiengebühren sind zwar notwendige Voraussetzungen für die Attraktivität der Therapieberufe – erreicht werde sie erst durch die Zufriedenheit mit den Inhalten der Ausbildung und der Berufsausübung.

Auch eine Abiturientenquote von über 50 Prozent bei den Bewerberinnen und Bewerbern um einen Ausbildungsplatz und die weiter steigende Nachfrage nach Studienplätzen im Gesundheitsbereich sprächen für eine hochschulische Ausbildung als das Mittel der Wahl.

Kontrovers diskutiert wurde, inwieweit die klinische Ausbildung an Patientinnen und Patienten  als dringend reformbedürftig gelten müsse. Zu erwarten sei, dass die vorhandenen Qualitätsprobleme in der praktischen Ausbildung durch die Einführung einer Ausbildungsvergütung nicht verbessert, sondern in vielen Fällen noch verschärft würden.
Die teilnehmenden Verbände forderten abschließend einstimmig, dass die finanziellen Mittel, die in einen Erhalt der berufsfachschulischen Ausbildung investiert werden (sollen), der Gestaltung eines Übergang und dem Aus- und Aufbau gut ausgestatteter Therapie-Studiengänge für eine zukunftsorientierte Patientenversorgung zur Verfügung gestellt werden sollten.

Kontakt