Marketingprojekt thematisiert Obdachlosigkeit

Man muss sich einmal vorstellen, was es bedeutet, nicht in sein Schlafzimmer gehen zu können, da man keins hat, nicht über sein Essen selbstbestimmt entscheiden zu können, da man keine Küche hat und ein Gang auf die eigene Toilette ist auch nicht möglich und jeder Gang auf eine öffentliche Toilette Geld kostet. Was für viele selbstverständlich ist, ist für Obdachlose ein großes Problem.
In Deutschland sind nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe etwa 52.000 Menschen von Obdachlosigkeit betroffen. Vor zehn Jahren waren es noch ca. 20.000. Genaue Zahlen stehen nicht zur Verfügung. Obwohl in Deutschland vom statistischen Bundesamt fast alles gezählt wird, gibt es keine amtliche Statistik über die Zahl der Menschen, die in der Obdachlosigkeit leben bzw. Leben müssen. Die Obdachlosigkeit ist ein Stiefkind des Sozialstaates, aber auch der Sozialen Arbeit.

Obdachlose verkörpern das Bild von Armut in seiner extremen Form. Diese Armut kann man auf der Straße sehen. Menschen, die kein Dach über den Kopf haben, oft medizinisch unterversorgt sind, Hunger leiden und den Launen des Wetters ausgesetzt sind.

 

In unserer Wahrnehmung sind diese Menschen auch noch verwahrlost, alkoholisiert oder drogensüchtig. Dieses Bild von Armut erzeugt aber auch Ängste bei Menschen, die nicht auf der Straße leben, da Armut jeden treffen kann. Nach einer Umfrage der Friedrich-Ebert-Stiftung 2014 sprechen sich knapp ein Drittel der Befragten dafür aus, obdachlose Menschen aus den Fußgängerzonen zu entfernen.
Die Soziale Arbeit, die in diesem Bereich engagiert ist, führt hier einen Kampf auf verlorenen Posten. Außer „Pflaster“ kann sie nichts verteilen. Der knappe Wohnraum, überhöhte Mieten und die niedrige Investition im sozialen Wohnungsbau macht es unmöglich, adäquaten Wohnraum zu besorgen. Suppenküche sind ein Armutszeugnis für den Sozialstaat, keine Lösung.
Viele der Obdachlosen entsprechen aber nicht dem Bild, das man sich gemeinhin von den obdachlosen Menschen macht. Es sind die „Unsichtbaren“, die nicht verwahrlost und alkoholisiert auf der Straße liegen. Diese „Verwahrlosung“ vorzubeugen, bedeutet ein täglicher Kampf: Saubere Kleidung, körperliche Hygiene, Essen, Schlafplatz finden.

Um das Klischee gegenüber obdachlosen Menschen aufzubrechen und das Tätigkeitsfeld der Sozialen Arbeit in diesem Bereich zu zeigen, haben Studierende des Seminars „Marketing in der Sozialen Arbeit“ von Dr. Andreas W. Hohmann eine kleine Ausstellung in Zusammenarbeit mit Betroffenen erstellt.

Das Leben von Obdachlosen Menschen dokumentierten die Studierenden Jula-Bele Benger, Janek Köhler, Ella Katharina Pfeiffer, Luliia Schmelz und Rebekka Schnabel in Zusammenarbeit mit der Einrichtung „Dach überm Kopf“ (DüK) des diakonischen Werkes Hannover. Eine Ausstellung von Betroffenen nicht nur über Betroffene.

Im Rahmen des Semesterbeginns findet eine kleine Eröffnung statt. Als Gast wird Jona Riegelmann, Sozialarbeiter in der Obdachlosenhilfe, die Eröffnungsrede halten.