Erscheinungsdatum: 29.04.2016

Ehemaligentreffen: HAWK-Holzingenieure aus dem ersten Absolventenjahrgang 1986 erhalten Jubiläumszeugnis

Der eine leitet eine Stabstelle, ein anderer ist Professor, die nächste baut Schiffseinrichtungen und wieder ein anderer ist heute Berufsschullehrer für Zimmerer. Ihre Gemeinsamkeit: ein Holzingenieur-Studium an der HAWK in Hildesheim.

Es ist genau 30 Jahre her, dass Karl Otto Mörsch, Friedhelm Spruch und Heinrich Wigger ihre Diplomzeugnisse in der Aula am Hohnsen überreicht bekamen. Beim aktuellen Ehemaligentreffen gab’s dafür ein Jubiläumszeugnis. Zusammen mit Heinz Lammers, Albert Steinke, Hasan El Baz und Karl-Heinz Wynhoff waren die Herren der erste Absolventenjahrgang des Ingenieur-Studiums Holztechnik, das im Sommersemester 1983 an der damaligen Fachhochschule Hildesheim startete und heute als Bachelor of Engineering Holzingenieurwesen mit den Schwerpunkten Konstruktiver Holzbau und Möbelbau/Ausbau weiterhin an der HAWK angeboten wird.

Karl Otto Mörsch, heutiger Leiter der Stabstelle Forschung und Transfer an der HAWK, hatte bereits ein Semester in Rosenheim studiert, dem damals einzigen etablierten Standort in der Holztechnik, als er von dem neuen Studiengang in Hildesheim erfuhr und wechselte. „Mein Vater hatte eine Bautischlerei, so dass mir der Schwerpunkt mit Bauen besser gefiel als das maschinenbaulastige Studium im Süden.“ Den Wechsel hat er nie bereut. „Wir sind in Hildesheim im Aufbau gewesen, wir konnten überall mitmachen“, erinnert er sich auch heute noch begeistert an die Anfänge. Die Holzingenieure studierten - neben holzspezifischen Seminaren - unter anderem bei den Bauingenieuren, bei den Innenarchitekten und bei den Architekten mit. „Der Schwerpunkt war Bauen mit Holz, wir lernten aber auch - zum Beispiel mit den Architekten - alles aus der Fertighaus-Branche, wie Elektronik, Abwasser, Brandschutz“, erzählt er über die breite Fächerung des Angebotes.

Zu dem damals neu berufenen Prof. Dr.-Ing. Martin Kessel reisten die ersten Studenten sogar bis nach Lausanne, um eine Woche lang Brücken zu berechnen, bevor dieser nach Hildesheim zog. 1987 baute Kessel das Labor für Holztechnik in Hildesheim auf, das jetzt von Prof. Dr.-Ing. Volker Krämer geleitet wird. Das Labor für Holztechnik LHT führte u.a. experimentelle Untersuchungen zum Material- und Bauteilverhalten durch. Kessel beteiligte sich auch am Wiederaufbau des Hildesheimer Knochenhaueramtshauses in der Hildesheimer Innenstadt.

Inzwischen haben 1110 Holzingenieurinnen und -ingenieure die Hochschule verlassen. 150 von ihnen trafen sich jetzt zum Austausch auf dem neuen Campus Weinberg. Dabei lernten sie bei der Begrüßung den aktuellen Dekan der Fakultät Bauen und Erhalten, Prof. Dr.-Ing. Günter Bahre, kennen und die Verantwortlichen für den Bereich Holztechnik und Bearbeitungstechnik Prof. Dipl.-Ing. Andreas Nentwig und Prof. Dr.-Ing. Volker Krämer.

Aktuell sind 167 Studierende an der Fakultät Bauen und Erhalten der HAWK für den Bachelor in Holzingenieurwesen eingeschrieben. Als bereichernde Neuerung hob Prof. Dipl.-Ing. Andreas Nentwig die interdisziplinäre Ausrichtung des Studienganges hervor. In Zusammenarbeit mit Gestaltern und Restauratoren konnten zum Beispiel spannende Projekte umgesetzt werden. Unter anderem konnten die beschädigten Standkanten eines Kirchengestühles aus dem Jahr 1537 durch einen 3D-Laser-Scan erfasst und die fehlenden Stücke passgenau mit der CNC-Fräse in den Laboren der Holzingenieure angefertigt werden.

„Ich habe in Hildesheim gelernt, Fragen zu stellen und im Team zu arbeiten, das nützt mir jeden Tag im Berufsalltag, denn so kann Wissen vermehrt werden. Alleine käme ich nie so weit“, sagt Stefan Gsellinger, der sich in Trossingen mit einem Ingenieur-Büro selbstständig gemacht hat. Gerne gab der Ingenieur neben einer Absolventin und vier weiteren Absolventen einen Einblick in seinen beruflichen Werdegang. „Ich habe bestimmt noch drei, vier Firmen vor mir“, scherzte Jürgen Rust, der im Sommer 1991 Hildesheim mit dem Abschluss verließ, in Hinblick auf seine vielen unterschiedlichen Arbeitgeber. Nach dem Studium hatte er in Finnland mit dem Bau von Schiebefenstern gestartet. Sein Berufsweg sei geprägt von ständiger Weiterbildung, so schloss er noch einen Master of Business Administration (MBA) ab und lässt sich aktuell zum Mediator ausbilden.

Katharina Vorholt beendete 2009 ihr Studium und wechselte inzwischen aus dem Yachtinnenausbau zur Flensburger Schiffsbaugesellschaft. Heute ist sie überwiegend für die Ausstattung von Offshore-Schiffen zuständig.

„Ich habe an der Hochschule das Lernen gelernt“, sagt Albrecht Schmeling. Er sattelte nach dem Abschluss im Holzingenieurwesen noch den Berufsschullehrer auf und bildet heute Zimmerer in Northeim aus, gerade auch in den Fächern, die ihm im Studium so schwer fielen: Mathematik und Statik. Fokko Hinrichs besitzt inzwischen in Teilhaberschaft ein Ingenieur-Büro in Hamburg und Prof. Dr. Heinrich Wigger aus dem ersten Absolventenjahrgang hat einen Lehrstuhl an der Jade Hochschule inne.

„Sie haben alle daran gearbeitet, den Platz zu finden, der zu Ihnen passt“, freute sich HAWK-Professor i. R. Dipl.-Ing. Nikolaus Nebgen über die eindrucksvollen Biografien.

Prof. Katja Scholz-Bürig von HAWK Plus referierte kurzweilig über das Thema Etikette, korrekte Verhaltensweisen bei Geschäftsessen, Meetings und Erstkontakten. Besonders gerne tauschten sich die Ehemaligen beim anschließenden Beisammensein im Hotel Van-der-Valk mit ihren damaligen Professoren Burkhard Bretschneider, Nikolaus Nebgen, Josef Strasser und Günther Ostkamp aus.

HAWK-Mitarbeiterin des LHT Sonja Kuprian hatte die umfangreiche Organisation übernommen und erhielt von Karl Otto Mörsch unter großem Applaus einen Blumenstrauß als Dankeschön.

Studiengang Holzingenieurwesen
Labor für Holztechnik

Ehemaligentreffen: HAWK-Holzingenieure aus dem ersten Absolventenjahrgang 1986 erhalten Jubiläumszeugnis v.l. Albert Steinke, Karl Otto Mörsch, Heinrich Wigger, Friedhelm Spruch, Hasan El Baz, Karl-He v.l. Albert Steinke, Karl Otto Mörsch, Heinrich Wigger, Friedhelm Spruch, Hasan El Baz, Karl-He