Erscheinungsdatum: 14.06.2011

<p>Ihre Masterthesis entwickelten Katia Reibold-Mühlbach und  Beatrix Zimmer unter schwierigen Bedingungen</p>

Ihre Masterthesis entwickelten Katia Reibold-Mühlbach und Beatrix Zimmer unter schwierigen Bedingungen

Die beiden Restauratorinnen Kátia Reibold-Mühlbach M.A. und Beatrix Zimmer M. A., Absolventinnen des Studienganges Konservierung und Restaurierung der Fakultät Erhaltung von Kulturgut, konnten das Thema ihrer gemeinsamen Masterthesis vom Sommersemester 2009 im Herbst 2010 und Frühjahr 2011 erfolgreich in die Praxis umsetzen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: eine lange Zeit verschollene und vor einigen Jahren wiederentdeckte spätgotische Wandmalerei, das Epitaph der Barbara Steinlinger von 1473 mit der Darstellung der Heiligen Stadt Jerusalem, ist nach Abschluss der Restaurierung seit Ostern 2011 wieder im Kirchenraum von St. Sebald zu bewundern.

In ihrer Masterthesis entwickelten Frau Reibold-Mühlbach und Frau Zimmer unter schwierigen Bedingungen ein überzeugendes Konzept zur Sicherung und Konservierung der fragmentarisch überlieferten, in ihrer Substanz sehr geschädigten Malerei, betreut von Prof. Dr. Ursula Schädler-Saub von der HAWK und Dr. Cristina Thieme von der TU München. Das Schadensbild war vor allem auf die Abnahme der Wandmalerei und Übertragung auf einen textilen Bildträger im Zuge einer Restaurierung im frühen 20. Jahrhundert zurückzuführen. Hinzu kamen kriegsbedingte Schäden und eine jahrzehntelange unsachgemäße Lagerung des Bildwerkes. Die zentrale Herausforderung für die Restauratorinnen war die nachhaltige Sicherung in ihrer Substanz stark gefährdeten, sich ablösenden und zusammenrollenden Malschichtschollen. Dabei sollte die historische Übertragung und Präsentation der Wandmalerei als wichtiges Zeugnis der Restaurierungsgeschichte erhalten bleiben. Dieses Anliegen sollte verbunden werden mit einer für den Kirchenraum geeigneten ästhetischen Präsentation der Malerei, d.h. mit Retuschen, die sich bei genauerer Betrachtung eindeutig vom historischen Bestand unterscheiden, aber insgesamt die Wahrnehmung der fragmentierten Darstellung fördern.

Das Ergebnis der Masterthesis von Frau Reibold-Mühlbach und Frau Zimmer zeigte der Kirchengemeinde und den verantwortlichen Institutionen, wie dringend die Konservierungsmaßnahmen zur Erhaltung des bedeutenden Gemäldes waren. Eine Finanzierung der Maßnahme bereitete jedoch zunächst Schwierigkeiten. Durch die großzügige Förderung der Messerschmitt Stiftung konnten die beiden Restauratorinnen nun 2010-11 die Arbeiten ausführen. Im Kirchenraum selbst konnte auch ein geeigneter Platz für die Präsentation des restaurierten Gemäldes gefunden werden, in der Nähe des ursprünglichen Standortes im Umgang des Ostchores, den heute ein jüngeres Epitaph einnimmt. Mit dem restaurierten Steinlinger Epitaph zeigt die an Kunstschätzen reiche Sebalduskirche nun ein weiteres bedeutendes Zeugnis der Kunst- und Kulturgeschichte, das Aufschluss gibt über die Entwicklung der spätgotischen Wandmalerei und über die Bemühungen um ihre Erhaltung in den letzten 100 Jahren.

Der Steinheimer Epitaph während der Restaurierung.(HAWK 2011) Der Steinheimer Epitaph während der Restaurierung.(HAWK 2011)