Erfahrungen von Studierenden des HAWK-Studiengangs BWL berufsbegleitend

Erscheinungsdatum: 03.06.2020

Ein Studium mit Kind stellt eine besondere Herausforderung dar. Ob man während des Studiums eine Familie gründet oder bereits Kinder hat und ein Studium aufnehmen möchte – die Betroffenen beschäftigen in der Regel die gleichen Fragen: Ist ein Studium mit Kind überhaupt (gut) machbar? Habe ich genügend zeitliche und finanzielle Kapazitäten? Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es? Und: Wie regeln andere das alles? Maren Böhle und Verena Sonderer studieren Betriebswirtschaft berufsbegleitend an der HAWK in Holzminden und berichten, wie sie Muttersein und Studium zugleich bewerkstelligen.

Beide sind mittlerweile im achten Semester des berufsbegleitenden Bachelorstudiengangs und schreiben im kommenden Semester ihre Abschlussarbeit, innerhalb der Regelstudienzeit – und das obwohl sie während des Studiums beide ein weiteres Kind bekommen haben.

 

Wiedereinstieg in den Job nach dem Studienabschluss
Maren Böhle war Mutter eines zweijährigen Sohnes und arbeitete bei der Landesvermessung in Hannover, als sie sich für den Studiengang in Holzminden einschrieb. „Ich hatte schon länger den Wunsch zu studieren und mich auch für ein Fernstudium eingeschrieben“, berichtet die gelernte Kartografin. „Aber das war mir zu unpersönlich. Der BWL-Studiengang an der HAWK kombiniert Onlinelehre und Präsenzveranstaltungen. Dadurch entsteht ein engerer Kontakt unter Studierenden und Lehrenden. Das gibt mir zusätzliche Motivation.“

Während der zweiten Schwangerschaft traf Maren Böhle die Entscheidung, ihre Berufstätigkeit bis zum Studienabschluss auszusetzen: „Ich habe gemerkt, dass ich nicht allem gerecht werden kann: Familie, Studium und Job.“ Vor allem das Pendeln aus dem Landkreis Holzminden nach Hannover sei anstrengend und zeitraubend gewesen. Mittlerweile sind ihre Söhne sechs und zwei Jahre alt, und Maren Böhle wird im April kommenden Jahres wieder in die Berufstätigkeit starten.

„Die Hochschule stellt sich auf individuelle Belange gut ein“
Dass sie während der Schwangerschaft und nach der Geburt ihres zweiten Sohnes ohne Zeitverlust weitermachen konnte, verdankt sie der Flexibilität des Studiengangs. „Am Tag der Entbindung waren zwei Prüfungen angesetzt“, erinnert sich Maren Böhle. „Ich habe sogar noch die Unterlagen mit ins Krankenhaus genommen, weil ich dachte, ich könnte beides schaffen. Aber das war dann doch zu optimistisch.“ Die Prüfung im nächsten Semester wiederholen, war für die 35-Jährige keine Option. Sie wollte den Anschluss an ihre Mitstudierenden nicht verlieren. „Wir sind eine eingeschworene Truppe. Glücklicherweise konnte ich die Prüfung kurze Zeit später nachschreiben, ohne ein Semester zu verlieren. Da stellt sich die Hochschule auf die individuelle Situation Einzelner sehr gut ein. Wenn das nicht so gewesen wäre – ich weiß nicht, ob ich dann noch weitergemacht hätte. Ich glaube, wenn ich einmal den Anschluss verloren hätte, hätte ich auch die Motivation verloren, es durchzuziehen.“

Sorge, dass sie es nach der Geburt ihres dritten Kindes nicht durchs Studium schaffen würde, hatte Verena Sonderer nicht. Die gelernte Floristmeisterin entschied sich für ein Studium, weil sie sich nach der Elternzeit noch einmal verändern wollte: „Der Schwerpunkt des Studiengangs auf kleinen und mittelständischen Unternehmen passt gut zu meiner Vita und hat mich von Anfang an überzeugt.“ Die innere Motivation und der Wille, den Abschluss zu schaffen, sind ihr stärkster Antrieb. „Ich mache das in erster Linie für mich“, erzählt die dreifache Mutter. „Der Studiengang bietet zwar die Möglichkeit, das Modul-Pensum herunterzufahren und dafür insgesamt länger zu studieren, aber ich wollte im Verbund mit meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen bleiben. Da sind tolle Freundschaften entstanden.“

Zeitliche und räumliche Flexibilität erleichtern die Selbstorganisation
Die Flexibilität des berufsbegleitenden BWL-Studiengangs hilft beiden auch beim Zeitmanagement zwischen Kinderbetreuung und Studium. Die Lehrveranstaltungen finden zum großen Teil abends und online statt und werden aufgezeichnet. „So kann ich mir die Seminare nachträglich anschauen, wenn ich zum regulären Termin keine Zeit habe“, erklärt Verena Sonderer. „Das ist ein großer Vorteil. Vor allem nach der Geburt unserer Jüngsten vor zwei Jahren habe ich jede freie Minute für das Studium genutzt, zum Beispiel, wenn sie geschlafen hat oder meine Mutter mit ihr spazieren gegangen ist.“

Ihre beiden Älteren, sieben und fünf Jahre alt, verbringen den halben Tag in der Schule bzw. im Kindergarten. Auch Maren Böhle nutzt die Zeit, wenn ihre Kinder betreut werden, für ihr Studium. „Gerade ist die Situation natürlich anders“, räumt sie ein, „und das ist bisher die größte Herausforderung, dass die Kinder jetzt immer dabei sind.“

Unterstützung vom Familienservice der HAWK
Die Fragen rund um die Kinderbetreuung beschäftigen auch Merle Klintworth vom Familienservice der HAWK. Der Familienservice hilft in vielen Belangen rund um das Studium mit Familie: von persönlichen Beratungsgesprächen über finanzielle Unterstützung bis hin zu Betreuungsangeboten. Letztere sind während der Corona-Pandemie ein großes Thema. „Normalerweise bieten wir eine kostenlose Kindernotfallbetreuung an allen drei HAWK-Standorten an“, erklärt Merle Klintworth. „Die Betreuung übernehmen Studierende mit pädagogischem Hintergrund.“ Auch Maren Böhle hat dieses Angebot bereits in Anspruch genommen, wenn sie ihre Kinder an Präsenzwochenenden nicht anderweitig unterbringen konnte.

Zurzeit ist die mobile Kinderbetreuung jedoch ausgesetzt. Das stellt Studierende mit Kindern vor neue Herausforderungen. Maren Böhle und Verena Sonderer hilft ihre innere Motivation dabei, auch in dieser Ausnahmesituation weiter am Ball zu bleiben. Das ist es auch, was sie anderen mit auf den Weg geben wollen. „Der Wille muss da sein“, meint Verena Sonderer. „Aber man sollte sich auch keinen unnötigen Druck machen. Das Studium lässt sich der individuellen Lebenssituation anpassen, dadurch hat man eine gewisse Freiheit. Und: sich trauen und einfach anfangen. Man weiß nur, ob man es kann, wenn man es probiert hat.“