Der renommierte Restaurator Dr. Jürgen Pursche als Verwaltungsprofessor

Erscheinungsdatum: 28.05.2018

Seit Beginn des Sommersemesters 2018 betreut Dr. Jürgen Pursche als Verwaltungsprofessor die Studierenden der Studienrichtung Konservierung und Restaurierung von Wandmalerei/Architekturoberfläche. Er ist den Studiengängen der Konservierung und Restaurierung in Hildesheim schon lange durch seine Lehrtätigkeit und eine Vielzahl an praxisorientierten Forschungsprojekten verbunden, teils in Zusammenarbeit mit der 2017 verstorbenen Professorin Dr. Nicole Riedl-Siedow. Nun widmet er sich noch einmal der Lehre und der Projektarbeit an der HAWK.

Zusammen mit der Werkstattleiterin Dipl.-Rest. Anneli Ellesat M.A. gewährleistet Jürgen Pursche die bestmögliche Ausbildung und Betreuung für die Studierenden. Er war drei Jahrzehnte leitender Restaurator für Wandmalerei und Architekturoberflächen am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und hatte mit seiner Tätigkeit in Praxis und Forschung maßgeblich zum internationalen Ruf der bayerischen Amtswerkstätten beigetragen. Geprägt durch seine umfassende handwerkliche, künstlerische und wissenschaftliche Ausbildung und durch seine beruflichen Erfahrungen in der ehem. DDR und in Österreich, konnte Jürgen Pursche in Bayern eine Reihe innovativer Themen etablieren. Schon früh galt sein besonderes Interesse der systematischen Erhaltung aller Arten von Wandmalerei. Aber auch die Bewahrung historischer Verputze in Innenräumen und an Fassaden mit allen damit verbundenen Gestaltungsmöglichkeiten, von illusionistischer Quadermalerei bis zur Sgraffitodekoration, war ihm ein Anliegen. Wie wenige andere setzte er sich schon früh für den Erhalt der Originalsubstanz ein, gegen die damals gängige Praxis totaler Putzerneuerung an Baudenkmalen. Bislang handwerklich dominierte Tätigkeiten in der Denkmalpflege wollte Jürgen Pursche auf wissenschaftliche Grundlagen von Konservierung und Restaurierung stellen. Dies zeigte sich insbesondere bei der systematischen Untersuchung und Konservierung von Stuckdekorationen, polychromen Raumfassungen und Vergoldungen. Damit gelang es mit zunehmendem Erfolg, den historischen Bestand und die authentische Erscheinungsweise von Baudenkmalen zu erhalten.

 

Ein besonderes Interesse von Jürgen Pursche gilt der kunsttechnologischen Untersuchung historischer Techniken der Wandmalerei in Hinblick auf die Anforderungen an eine fachgerechte Konservierung und als notwendige Voraussetzung für intelligente Erhaltungsstrategien. Ebenso widmet er sich in interdisziplinärer Kooperation mit Naturwissenschaftlern seit langem Fragen der präventiven Konservierung, z. B. in Bezug auf die Problematik eines angemessenen Raumklimas. Auch die ästhetischen Aspekte der Präsentation von Wandmalereien und illusionistisch gestalteter Architekturoberflächen sind für Jürgen Pursche ein wichtiges Thema im Sinne der Vermittlung historischer und ästhetischer Authentizität.

Die Hildesheimer Studierenden der Studienrichtung Wandmalerei und Architekturoberflächen können nun von dieser breit gefächerten beruflichen Erfahrung und wissenschaftlichen Qualifikation des aktuellen Verwaltungsprofessors profitieren. In der Lehre und in der Praxis bieten sich dazu viele interessante Möglichkeiten, denn Jürgen Pursche ist z. B. in ein laufendes DFG-Projekt eingestiegen, das in der Nachfolge von Nicole Riedl-Siedow nun von Professorin Dr. Ursula Schädler-Saub betreut wird: die Erforschung des spätgotischen Wandmalereizyklus in der Brandenburger Domklausur. Das Ziel der historischen, naturwissenschaftlichen und restauratorischen Untersuchungen ist die Erarbeitung eines Konzeptes zur nachhaltigen Bestandssicherung und zur ästhetisch überzeugenden Präsentation und Vermittlung der fragmentarisch erhaltenen Darstellungen, die den Wissenschaften und Künsten gewidmet sind. Laufende Projekte im südlichen Niedersachsen kommen hinzu, meist in Kooperation mit der niedersächsischen Denkmalpflege. Beispielhaft erwähnt sei hier die restauratorische Erfassung von Fassadengestaltungen an Bauten der Nachkriegszeit in Hildesheim, mit den zeittypischen Kratzputzen, Putzschnitten und Sgraffitodekorationen.

Spannende und lehrreiche Herausforderungen warten auf die Hildesheimer Studierenden in dieser Studienrichtung!