HAWK-Präsident Dr. Marc Hudy zum Tod von Thomas Oppermann

Erscheinungsdatum: 27.10.2020

Besonders in Erinnerung bleibt mir sein Auftritt als Festredner und Bundestagsvizepräsident bei der Verleihung des HAWK-Preises 2017 in Göttingen, im Adam-von-Trott-Saal. Seine Festrede spannte frei – alle Vorbereitungen in den Wind schlagend – den Bogen von Adam von Trott über seine eigene Studienzeit in Göttingen zu aktuellen politischen Tendenzen und war ein beeindruckendes Plädoyer für die Hochschulen als Hort der Demokratie und freien Meinungsbildung in Zeiten wieder erstarkenden Populismus – eine echte Sternstunde für die Hochschule.

Ohne Thomas Oppermann wäre die HAWK, insbesondere am Standort Göttingen, nicht dort, wo sie heute steht. In seiner Zeit als Wissenschaftsminister in Niedersachsen (1998 – 2003) war er maßgeblich für die Änderung des Niedersächsischen Hochschulgesetzes (2002) verantwortlich, die der HAWK ermöglicht hat, die neuen Bachelor- und Masterstudiengänge der heutigen Göttinger Fakultät Ressourcenmanagement einzuführen. Thomas Oppermann hat auch die Gründung des Gesundheitscampus Göttingen unterstützt, einer Kooperation der heutigen HAWK mit der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), der unter dem organisatorischen Dach der HAWK-Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit (ehemals Fakultät Naturwissenschaften und Technik) läuft. Er war immer eng an den Bedürfnissen der Fachhochschulen allgemein und der HAWK orientiert.

 

Wenn er politisch von einer Sache überzeugt war, hat er viel dafür in Bewegung gesetzt – und das immer eloquent. Er konnte aber auch in größeren Runden gut und lange zuhören, aber nicht, ohne am Ende DIE eine Frage zu stellen oder Anregung zu geben, auf die es ankam….

Ich bin ihm über einen Zeitraum von 21 Jahren in verschiedenen Positionen und aus unterschiedlichen Perspektiven mehrfach begegnet und im Rückblick blieb keine Begegnung ohne Ergebnis, und auch kaum eine ohne bleibenden Eindruck.

Zuerst habe ich ihn erlebt, als ich Parlamentarischer Referent für Innen und Recht in der SPD-Fraktion im niedersächsischen Landtag war (1999 bis 2001). Thomas Oppermann war zu der Zeit Wissenschaftsminister. Als „Neuer“ unter den Referenten nahm ich natürlich auf, was dort über ihn gesagt wurde: „Wenn du in einer Sache anderer Meinung bist als Thomas Oppermann, sag das ruhig, er kann das vertragen.“ Und das war keine Selbstverständlichkeit. „Er wird dich auch darauf ansprechen“, gegenüber Referenten auch keine Selbstverständlichkeit. „Dann informiere dich vorher intensiv, berücksichtige alle Gesichtspunkte und vor allem: Lies alle Papiere noch einmal durch. Sei gut vorbereitet – er wird es sein.“ Auch keine Selbstverständlichkeit.

In diese Zeit fiel die bis heute maßgebliche Reform des Niedersächsischen Hochschulgesetzes. Und bei diesem Gesetzgebungsverfahren war deutlich: Thomas Oppermann hatte eine Überzeugung, für die er – am Ende auch erfolgreich – gestritten hat. Andere Auffassungen haben ihn nicht abgeschreckt, Widerspruch hat zur sachlichen Auseinandersetzung angeregt, nicht aber zum Aufgeben seiner Ideen. Bis heute ist aus der einschlägigen Kommentarliteratur, noch mehr aus den Gesetzgebungsunterlagen, Protokollen und Mitschriften von Landtagsanhörungen gut herauszulesen, wie vehement teilweise der Widerspruch zu diesem Reformvorhaben war. Und Widerspruch unter anderem aus Hochschulleitungen, Landeskonferenzen, Hochschullehrerverbänden und von allen Senaten der damaligen niedersächsischen Hochschulen ist nicht zu unterschätzen.

Zuletzt erlebte ich ihn als HAWK-Präsident als große Unterstützung bei der Entwicklung des Gesundheitscampus Göttingen.

Neben dem Wirken als Minister, als Abgeordneter, für den Landtag, den Bundestag, für seinen Wahlkreis Göttingen hatte Thomas Oppermann auch immer die HAWK im Blick.

Wir werden ihn vermissen.
Marc Hudy

Kontakt