Erscheinungsdatum: 15.10.2007

gebaut von Studierenden der HAWK-Fakultät Bauwesen in Hildesheim

In Zusammenarbeit mit dem Roemer- und Pelizaeus-Musem haben 20 Studierende der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim in den vergangenen zwei Semestern für die Ausstellung, “MAYA – Könige aus dem Regenwald“, ein weiteres Architekturmodell gefertigt. Es zeigt den Palast und die Tempelbauten des Stadtzentrums der heutigen Ruinenstadt Palenque, die als Weltkulturerbe auf der Liste der UNESCO steht. Das 2006 schon in der Austellung zur Fußballweltmeisterschaft gezeigte und ebenfalls von Studenten der HAWK gefertigte Modell des Ballspielplatzes von Chichén Itzá war eine gute Grundlage zum Verständnis der Maya-Architektur, wenn auch das Modell von Palenque andere Ansprüche stellte.

Die Aufgabe war eingebunden in das Seminar "Außereuropäische Kulturkreise" des Master-Studiengangs Baudenkmalpflege. Bei dem Versuch, zuverlässige Pläne der ursprünglichen Gestalt der Stadtzentrums zu fertigen, wurde schnell deutlich, dass es schon zum Grundriss der Anlage sehr unterschiedliche Darstellungen gibt, auf deren Grundlage erst einmal ein möglichst alles berücksichtigendes Modell entwickelt werden musste. Dazu kam, dass einige Bereiche heute noch teilweise unter der Erde verborgen und archäologisch nicht erkundet sind. Hier waren allgemeine Kenntnisse, Fantasie und Entscheidungskraft gleichermaßen gefordert, um zu einem vertretbaren Ergebnis zu kommen.


Die heute steingrauen Ruinen liegen zwischen hügeligen Rasenflächen und stehen auf Erdterrassen, umgeben von tropischer Bewaldung. Einst waren die Plätze und Terrassen wie die Tempel mit leuchtend rotem Stuck überzogen, die Tempelzier mitunter betont vielfarbig, Bäume standen vielleicht vereinzelt am Rande. Um dieser ursprünglichen Farbstimmung Ausdruck zu geben, wurde das gesamte Modell in einer einheitlichen intensiven, nur leicht wechselnden Rotfarbigkeit gehalten.
Im Modell sind der zentrale Palast in seinem vermuteten Urzustand und ein Dutzend Tempelbauten samt dem Ballspielplatz sowie die Höhenlinien des bewegten Geländes im Maßstab 1:200 abgebildet. Dieser Maßstab erlaubt auf der mehr als 2x2 m messenden Modellplatte einerseits die Darstellung eines Gebietes von fast 500 auf 500 m, andererseits auch gerade noch die detailreiche Modellierung des Palastes und der Tempelpyramiden. Eine besondere Herausforderung waren die fein abgestuften Dächer mit den firstbekrönenden, gitterartigen 'Dachkämmen'.


Neben den Hütten und festeren Bauten der einfachen Bauern und Adeligen sind auch Figurengruppen ins Modell gestellt. Das war ein besonderer Spaß. Die Figuren sind etwa 8 mm groß. Sie stammen aus dem Warensortiment der Miniatureisenbahn- und Modellbauläden. Sie wurden mit Spezialklebern auf Stecknadelköpfen befestigt, bevor sie schlicht hellgrau angemalt und auf das Modell gesteckt wurden. Zuvor mussten jedoch den modernen "Europäern" die Aktentaschen, Regenschirme, fliegenden Röcke und angeleinten Hunde abgezwickt werden, da echte "Maya" nun mal nicht zu kriegen waren.
Die Studierenden übernahmen auch den gesamten Transport mit eigens gezimmerten Sicherungskästen und den Aufbau in Rosenheim und nun in Hildesheim.
Als verantwortlich begleitender Dozent muss ich den Studierenden ein großes Kompliment machen für dieses Endergebnis, zumal sie stets Interesse, Freude und Engagement mitbrachten.
Schließlich ist dem Museum für die Offenheit und das fachliche Vertrauen und insbesondere Frau Dr. Ines de Castro für die Hilfe zu danken, die sie bei dem Einführungsseminar in die Kultur der Mayas leistete, und den steten fachlichen Rat, den sie uns mit dem Basis- und Grundlagenmaterial zur Erarbeitung der notwendigen Pläne bis zur Fertigstellung des Modells mit auf den Weg gab.


von Prof. Martin Thumm

gebaut von Studierenden der HAWK-Fakultät Bauwesen in Hildesheim