Erscheinungsdatum: 27.08.2004

Fakultät Naturwissenschaften und Technik in Göttingen fördert Schülerinnen / Bewerbung bis 30. September

Das Niedersächsische Wissenschaftsministerium hat dem Mentoring-Projekt für Schülerinnen an der HAWK-Fakultät Naturwissenschaften und Technik jetzt 45.000 Euro finanzielle Unterstützung zugesagt. Frauen und Technik, das erinnert an Marie Curie, Lise Meitner, Emmy Noether, Chien-Shiung Wu oder Rosalind Franklin. Frauen und Technik, das erinnert aber auch das bis heute andauernde Vorurteil, Frauen hätten in "Männer"-Berufen, wie dem Dipl.-Ing., nichts zu suchen. Die Probleme reichten und reichen auch heute noch von Pfiffen beim Betreten des Hörsaals über Benachteiligung bei der Jobsuche und geringerer Entlohnung des Jobs im Vergleich zu männlichen Kollegen bis zu Mobbing am Arbeitsplatz. Und all das zusätzlich zu den erschwerten Bedingungen, die der Spagat zwischen Familie und Beruf mit sich bringt. Kein Wunder also, dass der Frauenanteil so gering ist. Dabei beweisen gerade Frauen mit Familie jeden Tag aufs Neue, wie gut sie im Organisieren und Motivieren, sprich Managen sind.
An der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen, sind Frauen nicht nur gern gesehen, sondern sie werden auch bestmöglichst unterstützt. Dabei setzt das Engagement früher ein als erst bei der Immatrikulation. Schließlich stellt sich die erste Hürde den interessierten Schülerinnen oft bereits im heimischen Umfeld. Nachbarn, Lehrer, Freunde, Großeltern, Onkel oder Tante, Geschwister oder im schwierigsten Fall die eigenen Eltern, irgendjemand macht immer Witze über das technische Interesse einer jungen Frau, rümpft die Nase und tuschelt oder zeigt offen seine Ablehnung.
Durch diverse Informationsveranstaltungen für alle Schüler oder auch nur für Schülerinnen weckt die Hochschule das Interesse für ein Studium an der HAWK und bietet noch zu Schulzeiten die Möglichkeiten, Facharbeiten zu schreiben und Praktika durchzuführen. Dabei gilt den Schülerinnen ein besonderes Augenmerk von Seiten der Frauenförderung der HAWK. Diese hat ein Mentoring-Programm ins Leben gerufen. Hierbei wird einer Schülerin, die an der Hochschule eine Facharbeit schreibt oder ein Praktikum durchführt, eine Studentin zur Seite gestellt. Diese hat die Aufgabe, die Schülerin zu unterstützen und ihr zu helfen, wenn es irgendwo zu Problemen kommt. Außerdem soll die Schülerin von den Erfahrungen der Studentin profitieren. Dies gilt sowohl für alles, was das Studium betrifft, als auch für die Zukunft im Job (Bewerbungstraining).
Inzwischen sind bereits zwei Schülerinnen im Rahmen des Mentoring-Programms betreut worden. Daniela hat vom 16. Februar bis zum 26. März 2004 ihre Facharbeit Physik geschrieben. Sonja hat vom 2. Februar bis zum 16. Februar 2004 ihr Berufspraktikum absolviert.
Daniela geht in die 12. Klasse des Otto-Hahn-Gymnasiums in Göttingen. Ihre Facharbeit hatte das Thema „Verschiedene Interferometeraufbauten und ihre Anwendungen" mit dem Schwerpunkt der Michelson-Interferometrie. Dabei hat sie verschiedene Interferometer theoretisch beschrieben und aus Gründen des begrenzten Umfangs nur das Michelson-Interferometer ausführlich und experimentell vorgestellt. Die Facharbeit wurde unter der Betreuung von Prof. Dr. Wolfgang Viöl und mit Unterstützung der Diplomanden Christina Pflugfelder und Alexander Schmiedel angefertigt. Alle Versuche fanden in den Laboren der HAWK statt, ebenso stammt ein Großteil der Literatur aus dem dortigen Bibliotheksbestand. Danielas Meinung zu ihrer Facharbeit war durchweg positiv: "Es hat eine Menge Spaß gemacht und alle hier waren sehr nett zu mir", erklärte sie.
Sonja geht in die 11. Klasse des OHG. Sie hat an der HAWK ihr Berufspraktikum durchgeführt. Dabei lernte sie verschiedene Forschungsprojekte des Laserlabors und der anderen Labore kennen. Schwerpunktmäßig hat sie an dem Projekt "Plasmareinigung von verputzten Oberflächen" unter der Anleitung der Diplomandin Christina Pflugfelder mitgearbeitet. Sie war von dieser Zeit so begeistert, dass für sie feststeht: „2005 schreibe ich hier meine Facharbeit!"


Mit eigenen Worten - Eine Schülerin beschreibt ihre Erfahrungen:


„Die Facharbeit ist der Teil des Abiturs, der das selbständige Lernen in der Zeit als Oberstüflerin wohl am meisten fördert. Während sich die gesamte Bewertung der Hochschulreife aus Klausuren, Abschlussexamen und Unterrichtsbeteiligung im Wesentlichen, sowohl in den Grundkursen, als auch in den Leistungskursen (LKs), zusammensetzt, ist die Facharbeit ein Bestandteil eines der beiden LKs und ersetzt in diesem zwei Klausuren.
Normalerweise finden sämtliche Experimente bei naturwissenschaftlichen Arbeiten im Schulgelände statt, Ausnahmen sind jedoch durchaus willkommen. Daher stieß das von der HAWK, Fachhochschule Göttingen/Hildesheim/Holzminden, angebotene Mentoring-Programm, bei dem ich mich Ende letzten Jahres bewarb, bei meinem Fachlehrer auf freudige Zustimmung. Das Mentoring-Program m bietet nicht nur Unterstützung bei der Facharbeit in der Jahrgangsstufe zwölf, sondern ebenso Betreuung des zweiwöchigen Praktikums in der elften Stufe an. Vor allem Schülerinnen soll durch Studentenbetreuung eine Orientierung in naturwissenschaftlich-technischen Studien- und Berufsgängen erleichtert werden.
Insgesamt bin ich mit der Unterstützung während der Facharbeit sehr zufrieden. Meine Resultate waren nicht nur aufgrund der präzisen Messinstrumente, welche mir für meine Experimente zur Verfügung standen, sondern auch aufgrund der fachspezifischen Literatur aus der hauseigenen Bibliothek um einiges erfolgreicher, als dies mit Schulmitteln möglich gewesen wäre. Ebenso stand mir die Beratung und Hilfe aus erster Hand, durch die Mentoren, zur Verfügung. Und das nicht nur bei der Konzeptentwicklung, des Experimentaufbaus und bei dessen Durchführung, sondern ebenso bei der Auswertung und der Anfertigung des schriftlichen Protokolls.
Da alle Experimente in den Laboren der FH stattfanden, hatte ich entsprechend Gelegenheit, mich mit den verschiedenen Bereichen des Gebäudes vertraut zu machen und mich über den Studienablauf zu informieren. Außerdem lieferte die Arbeit in der Hochschule Einblicke in studentische Lernmethoden. Da ich seit jeher großes Interesse für die Naturwissenschaften habe und nach dem Abitur ein Studium mit Schwerpunkt Physik anstrebe, ist der Kontakt zur FH für mich von großem Vorteil.
Mein Dank gilt dem Leiter des Programms, Prof. Dr. Wolfgang Viöl, ganz besonders Alexander Schmiedel, der mich bei meinen Arbeiten nach Kräften unterstützt hat, sowie den beiden Mentorinnen Christina Pflugfelder und Stephanie v. Nostitz-Wallwitz.“
Daniela Tischer,
Otto-Hahn-Gymnasium Göttingen
12. Klasse, Tutorial Send
Schülerinnen, die Interesse an dem Mentoring-Programm haben, melden sich bitte bis zum 30. September bei:

Prof. Dr. Wolfgang Viöl

HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen

Fakultät Naturwissenschaften und Technik

Von-Ossietzky-Str. 99

37085 Göttingen

Tel.: 0551/3705-218, Fax: 0551/3705-206, E-Mail: vioel@hawk-hhg.de

Fakultät Naturwissenschaften und Technik in Göttingen fördert Schülerinnen / Bewerbung bis 30. September Prof. Dr. Viöl mit Sonja Borkowski und Daniela Tischer (v.l.n.r) beim Justieren des Interferometerau Prof. Dr. Viöl mit Sonja Borkowski und Daniela Tischer (v.l.n.r) beim Justieren des Interferometerau