Erscheinungsdatum: 18.12.2007

<P>Deutsch-lettisches Restaurierungsprojekt in der evangelischen Kirche zu Zlekas</P>

Im Rahmen der jedes Semester stattfindenden Projektwochen des Fachbereichs Konservierung/ Restaurierung der HAWK Hildesheim brachen acht Master-Studierende der Studienrichtung „Gefasste Holzobjekte und Gemälde“ vom 22. September bis zum 6. Oktober 2007 nach Lettland auf. Begleitet wurden sie von Fachprofessor Prof. Dr. Michael von der Goltz, Eva Jordan-Fahrbach, Textilrestauratorin des Herzog-Anton-Ulrich-Museums in Braunschweig, und Werkstattleiter der Studienrichtung Dipl.-Rest. Martin Merkert.

Die Reise führte nach Zlěkas - einer kleinen Gemeinde etwa 3 Autostunden westlich von Riga gelegen. Die dortige Kirche und das Schloss, welches ursprünglich das erste in Lettland war, wurden Anfang des 17. Jahrhunderts von der Familie von Behr errichtet. Das Dorf hat im Zweiten Weltkrieg sehr unter deutschen Besatzern gelitten. Das Schloss wurde am Ende des Krieges zerstört.
Die reiche originale Ausstattung der evangelischen Barockkirche war in ihrem Erhalt gefährdet, so dass im vergangenen Jahr auf Anregung der lettischen Denkmalpflegerin Dace Coldere ein mehrjährig angelegtes Restaurierungsprojekt entstanden ist, in dem lettische Studierende der Akademie Riga und deutsche Studierende der HAWK zusammenarbeiten. Unter der Leitung von Prof. Dr. Michael von der Goltz, Liene Opmane, Assistentin an der Akademie Riga, und Martin Merkert wurden somit diesmal von vier lettischen und acht Hildesheimer Studierenden konservatorische und restauratorische Arbeiten durchgeführt.

In den Projektwochen des vergangenen Jahres war die Ausstattung der Kirche bereits in Hinblick auf den Erhaltungszustand untersucht worden. Ziel der diesjährigen Arbeiten, die von der Deutsch-Baltischen-Gesellschaft finanziell unterstützt wurden, war die Festigung der teilweise fragilen Fassung der Ausstattung. Die verschiedenen Objekte – Altar, Kanzel und Kirchengestühl - wurden in gemischten lettisch-deutschen Teams bearbeitet.
Bei dieser Zusammenarbeit konnten die Studierenden von dem fachlichen und interkulturellen Austausch profitieren, wobei sie die nicht immer leichten sprachlichen Hindernisse bewältigen mussten.

Der besondere Clou des Austausches waren die kulinarischen Genüsse, von denen die Studierenden täglich überrascht wurden. Die evangelische Kirchengemeinde ermöglichte gute, lettische Mittagsmahlzeiten im Speisesaal der nahe gelegenen Schule. Die übrigen warmen Mahlzeiten wurden morgens und abends im benachbarten Ventaskrasti eingenommen, wo auch alle Projektteilnehmer/innen in Blockhütten in idyllischer Lage direkt an dem Fluss Venta untergebracht waren.

In der freien Zeit erschlossen sich die Hildesheimer Studierenden das kulturelle Lettland. In Riga bekamen sie eine Führung durch den Dom sowie Einblick in die Restaurierungsarbeiten an der Orgel. Freundlicherweise nahm sich die Stadtplanerin Dipl.-Ing. Elisabeth von Renner der deutschen „Reisegruppe“ an und führte sie durch ein Rigaer Vorstadtviertel mit außergewöhnlicher historischer Holzarchitektur. Selbstverständlich durfte das Kennenlernen der Kunstakademie in Riga nicht fehlen, wodurch sich die Hildesheimer Studierenden einen Einblick in den Lehrbetrieb ihrer lettischen Kommilitoninnen verschaffen konnten.
Während einer langen Autofahrt zum Schloss Rundāle südlich von Riga bekamen die deutschen Studierenden einen Eindruck des Landes mit seiner wunderbaren, Birken bewachsenen Landschaft. In dem Barockschloss, welches als Sommerresidenz eines kurländischen Herzogs diente, erhielt man Einblicke in die laufenden Restaurierungsarbeiten.
Der Besuch der Hafenstadt Ventspils stand nicht nur unter dem Stern der kulturellen Fortbildung. Nach einer Führung durch die mittelalterliche Ordensburg und durch die archäologischen Restaurierungswerkstätten konnten die Studierenden das herrliche Wetter am wunderschönen Strand der Stadt genießen.

Der Lettlandaufenthalt war für alle Studierende eine Bereicherung ihres Studieninhalts. Nicht nur die Beziehung zu dem anfangs fremden Land, auch die Einblicke in die dortige Kultur, der Kontakt zu den lettischen Bürgern wie auch zu den Studierenden und deren restauratorische Arbeitsweisen ließ alle mit bleibenden Eindrücken zurückkehren.

Als Dankeschön für die durchgeführten Maßnahmen in der Kirche wurden diesmal alle Beteiligten mit von der Gemeinde gefertigten Strickwaren belohnt. Auf diese Weise zeigte sich im besonderen Maße die lettische Gastfreundschaft - ungeachtet dessen, was in der Vergangenheit geschehen ist.

Deutsch-lettisches Restaurierungsprojekt in der evangelischen Kirche zu Zlekas

Die Master-Studierenden wurden von der Gemeinde mit Strickwaren belohnt. Die Master-Studierenden wurden von der Gemeinde mit  Strickwaren belohnt.