Masterstudierende der Konservierung und Restaurierung erproben neue Methode

Erscheinungsdatum: 12.11.2019

Jeder kennt das Problem: Beim Zusammenkleben zweier Flächen quillt der Klebstoff häufig aus der Klebefuge. Zudem haftet er auch noch an den Materialien, auf dem Tisch und an den Fingern. Schwierig wird es auch, wenn die zu verklebenden Materialien eine hohe Saugkraft haben und der Klebstoff in Regionen dringt, in die er nicht soll. Dieses Problem tritt sehr häufig in der Konservierung von Gemälden auf. Eine Lösung bietet eine neue Methode aus der HfBK Dresden: die Verklebung mittels Klebstoffgitter. Die HAWK hat das erfolgreich an einem Gemälde von Herzog Ferdinand von Bayern ausprobiert.

Die festen Gitter aus Klebstoff lassen sich in einem aufwendigen Verfahren mithilfe von Silikonformen selbst herstellen. Feuchtigkeit „reaktiviert“ die getrockeneten Gitter, damit sie wieder ihre Klebewirkung zurückerlangen. So lässt sich das Klebemittel trocken und exakt an die zu verklebende Position bringen und dann durch genau dosiertes Hinzufügen von Feuchtigkeit reaktivieren und verkleben.

 

Im Rahmen des Masterstudiengangs der Konservierungs- und Restaurierungswissenschaft haben sich Jana Pfeifer und Alexandra Voll mit der Konservierung der Leinwand eines Gemäldes aus dem Roemer- und Pelizaeus-Museum in Hildesheim beschäftigt. Dieses Gemälde von 1639 zeigt das Porträt von Herzog Ferdinand von Bayern (1577-1650), eine bedeutende Persönlichkeit, die auch Fürstbischof von Hildesheim war.

Dieses Gemälde erlitt sehr starke Schäden; Löcher und Risse durchzogen die Leinwand, weshalb im Laufe seiner Geschichte hinter die ursprüngliche Leinwand eine zweite Leinwand geklebt wurde. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Doublierung. Diese alte Verklebung zwischen der Doublierleinwand und der ursprünglichen Leinwand löste sich nun, weshalb es nötig war, die Leinwände partiell neu zu verkleben. Für diese Aufgabe verwendete die HAWK-Restaurierung die neue Methode der Klebung mit Klebstoffgittern erstmals und erfolgreich. Mit selbst gegossenen und anschließend tiefgefrorenen Klebstoffgittern aus dem Leim der Schwimmblase von Stören gefertigt, konnten die Zuständigen den Klebstoff präzise und sauber zwischen die beiden Leinwände schieben und die Verklebungen exakt ausführen. Alle Ablösungen ließen sich erfolgreich neu verkleben, die weiteren Maßnahmen zur Schließung der Fehlstellen folgten und die Restaurierung des Gemäldes kam erfolgreich zum Abschluss.

Zu dieser für die Konservierung und Restaurierung innovativen Methode forscht zurzeit die HKB Hochschule der Künste Bern intensiv.