Jedes Stück ein Werk

Unter den Wortbeiträgen beteiligte sich neben Dr. Norbert Hilbig auch Prof. Dr. Henrik Oehlmann, Dekan der Fakultät Gestaltung. Zugeschaltet über einen Monitor regte er das zahlreich erschienene Publikum zur Diskussion an: „Bei der Reproduktion, bei der jedes Stück als Werk gilt, spricht man eher von einer Auflage als von einer Reproduktion. Aber verändert sich tatsächlich durch eine hohe Auflage etwas an der Idee, an der Formensprache oder der inhaltlichen Aussage des ursprünglichen Unikats? Büßt das Unikat als Kunst durch Reproduktion etwas der Originalität ihres künstlerischen Wertes ein? Verliert etwa die Magie des Lächelns der Mona Lisa von Leonardo Da Vinci an Faszination, weil Millionen von Menschen das Gemälde kennen und ihretwegen jedes Jahr in den Louvre pilgern, um dieses bekannte Bild im Original zu sehen? Wäre das Lächeln faszinierender, wenn die Kenntnis darüber nur einem erlauchten Kreis von wenigen Personen vorbehalten wäre? Doch wohl auf keinen Fall.“

„Geätzt, geritzt, gerakelt“ ist die größte Retrospektive für den Bereich Druckgrafik an der Fakultät Gestaltung der HAWK am Standort Hildesheim, die es je gegeben hat. Unter der Leitung von Paul Kunofski und Marcel Kreipe – kuratiert von Clara Happ, Liv Janshen und Charish Scheurer – zeigt die Ausstellung Druckgrafiken aus den letzten 50 Jahren, die in den Werkstätten der Fakultät Gestaltung entstanden.