HAWK-Restaurierungswerkstatt restauriert und verortet ein Reinecke-Gemälde

Erscheinungsdatum: 08.01.2020

Die Heimatstube Altenau im Oberharz beherbergt einen kleinen Kunstschatz und zwar die Werke des Künstlers Karl Reinecke (1885-1943), der ebendort lebte und arbeitete. Die Studentin Susan Müller hat das Gemälde „südländische Hafenszene“ aus dieser Sammlung in der HAWK-Restaurierungswerkstatt für gefasste Holzobjekte und Gemälde im Bachelor-Studium untersucht, konserviert und restauriert.

Mehrere Gemälde auf textilem Träger befinden sich in kritischem Zustand, da die Heimatstube einige wieder entdeckte Werke aufgerollt oder gefaltet erhalten hat. Noch ohne fachliche Hilfe haben die Personen vor Ort die Gemälde aufgespannt, um dann zu erkennen, dass hier die Fachkenntnis der HAWK-Restauratorinnen und Restauratoren unbedingt gefragt ist.

 

Zunächst haben die HAWK-Restauratorinnen die Malerei vor Ort gesichert, um das Gemälde nach Hildesheim transportieren zu können. Dann haben sie die Malschicht der „südländischen Hafenszene“ gefestigt und die Vorder- und Rückseite gereinigt. Das Gemälde ließ sich vom provisorischen Rahmen abnehmen und in einem langsamen und vorsichtigen Prozess glätten. Nach der Planierung folgte die Sicherung der textilen Kanten, um danach das Gemälde auf einen neuen Keilrahmen zu spannen.

Im Anschluss ging es um die Kittung und Retusche, also die Ergänzungen der Malerei und das Schließen der fehlenden Farbbereiche. Die starke Beschädigung sollte erfahrbar bleiben. Gleichzeitig sollten die Arbeiten die Ablesbarkeit der Darstellung, also die ästhetische Funktion des Gemäldes, erhalten. Hier galt es, einen Kompromiss zu finden. Susan Müller gelang diese optische Vermittlung mit Hilfe einer nur punktuell gesetzten Retusche sehr gut. So lässt sich die Darstellung im Ganzen genießen – bei naher Beobachtung sind jedoch die originalen Farbflächen des Künstlers von denen der Restauratorin klar zu unterscheiden.

Zusammen mit dem Kunsthistoriker Dr. Kai Gurski klärte Susan Müller darüber hinaus auch die bisher unbekannte Darstellung. Es handelt sich mit großer Sicherheit um den Hafen des Ortes Riva del Garda am Gardasee, an den der Künstler 1925 nachweislich reiste.

So sicherte Susan Müller den materiellen Bestand dieses Gemäldes, machte die Darstellung wieder erfahrbar und ausstellbar und zudem bestimmte sie auch den dargestellten Ort. Die Arbeitsgemeinschaft der Heimatstube Altenau im Oberharz zeigte sich begeistert und dankbar für die konkrete restauratorische Arbeit und die Studentin hat eine knifflige Fragestellung erfolgreich konzeptionell geplant und praktisch umgesetzt. Eine Win-win-Situation mit Fortsetzung, denn das nächste Gemälde von Karl Reinecke befindet sich schon in der Restaurierungswerkstatt.

Kontakt

Profilbild Ina Birkenbeul
Restaurierungswerkstatt Gefasste Holzobjekte/Gemälde
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