Erscheinungsdatum: 03.11.2005

HAWK-Stiftungsprofessur Familienunternehmen: Realfallseminar bei der Sarstedter Firma Wiedemann

HAWK-Stiftungsprofessur Familienunternehmen: Realfallseminar bei der Sarstedter Firma Wiedemann

Dass Studierende von erfahrenen Unternehmern eine Menge lernen können, ist gewiss unstrittig. Dass erfahrene Unternehmer aber von Studierenden in Sachen Unternehmensstrategie beraten werden, klingt eher gewöhnungsbedürftig, findet aber gerade im Rahmen des so genannten Realfallseminars der von der Arwed Löseke Papierverarbeitung gestifteten Professur Familienunternehmen an der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst, Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen statt. Das Sarstedter Familienunternehmen Wiedemann, Lieferant in den Bereichen Haustechnik und Industriebedarf sowie der Zuckerindustrie ist dabei Partner der HAWK.

Kann ein weltweit operierendes Unternehmen Gewinn aus einem Studierendenprojekt ziehen? Zum Einen natürlich, weil es von einem erfahrenen Unternehmensberater, nämlich Stiftungsprofessor Dr. Christoph Kolbeck, geleitet wird. Zum Anderen aber, so beschreibt Kolbeck selbst: „Die Studierenden haben einen unvoreingenommenen Blick und können zum Beispiel jahrzehntelange Traditionen freiweg in Frage stellen. Bei Kundenbefragungen können sie viel unvoreingenommener zu Werke gehen. Sie repräsentieren einfach den viel zitierten Blick von außen.“

Ein Schwerpunkt der Firma Wiedemann liegt im Großhandel von Bad- und Sanitärbedarf. Die Seminaraufgabe ist denn auch: Wie verändern sich vor dem Hintergrund der Internet-Möglichkeiten künftig die Vertriebsformen und welche konkreten Anforderungen ergeben sich daraus für das Unternehmen?
Acht Studierende nehmen an dem Projekt teil und sind jetzt quasi zur Unternehmensberatung geworden. Ihre fiktive Firma auf Zeit haben sie passenderweise „HiVision“ genannt. Zehn-Stunden-Tage für Bestandsaufnahme, Betriebsbesichtigung, Gruppenarbeit und Kundenbefragungen sind jetzt der Studenten- beziehungsweise Unternehmeralltag. Nach einem zweitägigen Workshop in Hamburg, bei dem die Arbeitsergebnisse in ein Konzept gegossen werden, soll die Abschlusspräsentation Anfang Januar der Firma Wiedemann vorgestellt und übergeben werden.

Die ersten Schritte dahin sind jetzt getan: Morgens um sieben Uhr ist Hochbetrieb in der Sarstedter Wiedemann-Zentrale. Die Chefin, Barbara Wiedemann, hat die studentischen Jung-Unternehmer persönlich durch den Betrieb und das imposante Hochregallager geführt. „Ich hätte gar nicht gedacht, dass der Bereich Bad und Sanität so komplex ist“, sagt beispielsweise Nils Huter, der Unternehmenssprecher von „HiVision“ mit Blick auf hunderte unterschiedliche Stücke, Schrauben oder Rohre. Anschließend stehen Barbara Wiedemann und Markteting-Leiterin Anke Wielitsch den Studierenden Rede und Antwort.

Sie erfahren, dass das Unternehmen bereits in der dritten Generation geführt wird und dass es unterdessen die stolze Zahl von mehr als 2500 Handwerkern als regelmäßige Kaufkunden betreut. Rund 24.000 unterschiedliche Produkte liegen im Hochregallager bereit. Außerdem wissen sie jetzt, dass Wiedemann mit Tochtergesellschaften neben zahlreichen Standorten in Deutschland auch im Ausland vertreten ist. Als Partner der lebensmittelverarbeitenden Industrie, mit Schwerpunkt rübenverarbeitende Zuckerindustrie, liefert Wiedemann zudem weltweit Ausrüstungen, Anlagen und Ingenieurleistungen.

„Ich freue mich, dass wir mit Barbara Wiedemann eine Unternehmerin gefunden haben, die exemplarisch für ein erfolgreiches, inhabergeführtes Unternehmen mit enger Kundenbindung ist, die Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern in der Region trägt, eine langfristig strategische Ausrichtung besitzt und sowohl traditionsbewusst als auch aufgeschlossen für Neues ist“, betont Stiftungsprofessor Kolbeck. Barbara Wiedemann, Unternehmerin des Jahres, sieht den Ergebnissen des Projekts mit Spannung entgegen: „Wir werden uns nicht scheuen, sinnvolle Vorschläge für die zukünftige Vertriebsgestaltung aufzugreifen“, sagt sie.

(v.l.n.r.) Frank Gümmer, Conrad Becker, Christoph Kolbeck, Dino Manni, Barbara Wiedemann, Tim B (v.l.n.r.) Frank Gümmer, Conrad Becker, Christoph Kolbeck, Dino Manni, Barbara Wiedemann, Tim B