Sechs Ausstellungsplätze für die Fakultät Gestaltung bei German Design Graduates

Erscheinungsdatum: 28.09.2021

German Design Graduates (GDG) ist eine wachsende Plattform, die einen Spiegel von Designhaltungen der Absolventinnen und Absolventen deutscher Hochschulen zeigt, diskutiert und unterstützt. 13 Absolvierende der Fakultät Gestaltung der HAWK am Standort Hildesheim freuen sich in diesem Jahr über einen Platz auf der digitalen Plattform, fünf davon sind in der Ausstellung vom 08. bis 10. Oktober in Berlin zu sehen. Mit fünf Arbeiten erhält die Fakultät Gestaltung die maximale Anzahl an Ausstellungsplätzen – hinzu kommt noch eine Abschlussarbeit aus dem Jahr 2020.

„Warum zitterst Du?“ von Bianca Asche

An Parkinson sind etwa 400.000 Menschen in Deutschland erkrankt. Meist betrifft die Erkrankung eines Familienmitglieds die ganze Familie. Doch wie lässt sich die Krankheit vermitteln? „Warum zitterst Du?“ ist eine praktische Ausarbeitung in Form eines Brettspiels auf Grundlage theoretischer Erkenntnisse, das motorischer Fähigkeiten von Kindern und an Parkinson erkrankten Erwachsenen fördert. Mit einem ergänzenden Informationsbuch erklärt Bianca Asche mittels einfacher Worte und Illustrationen kindgerecht die Parkinson-Krankheit.

Dimora von Mia-Marie Henze

Einen der Plätze bei German Design Graduates erhält die Bachelorabsolventin Mia-Marie Henze für Dimora, der Umwandlung einer negativen Objekt-Mensch-Beziehung am Beispiel eines Wäscheständers. Es gibt Gegenstände, die schnell zu Lieblingsobjekten avancieren und solche, zu denen wir eher eine negative Bindung haben. Der Wäscheständer ist ein Objekt, welches die meisten Personen nur selten wertschätzen. Dabei steht er durchschnittlich drei Tage die Woche in der Wohnung herum. Durch gezielte emotionale Gestaltung konstruierte Mia-Marie Henze einen Wäscheständer, der als Möbelstück nun Teil der Wohnung wird und so aus der Verbannung zum Vorschein tritt. Durch eine Kleiderstange und Ablagemöglichkeiten für getragene Kleidung erlangt Dimora seine dauerhafte Daseinsberechtigung.

Kreativraum im Raum von Elena Plinke

Elena Plinke überzeugte die Jury mit einer temporären, projektbezogenen Raumlösung mit biologisch dynamischer Licht- und Umgebungswirkung. Die Bachelorabsolventin erschuf mit dem modularen „Kreativraum im Raum“-System individuell anpassbare Projektarbeitsbereiche für jedes Team in jeder Umgebung. Die umklappbaren „Flip“ Module und die LED Wall „Move“ unterstützen agile Teams in allen Prozessschritten. Jedes „Flip“ dient als Kreativarbeitsfläche und unterstreicht von der anderen Moos- oder Filzseite, die natürliche, am Tagesverlauf orientierte Licht- und Umgebungswirkung, die die  LED-Wand erzeugt. „Move“ begleitet mit smarter Steuerung und individuell anwählbar die Phasen Konzentration, Kommunikation, Kreativität und Regeneration.

Vision Knochendruck von Konstantin Goertz

Biodruck, die additive Schichtung von organischem Gewebe, ermöglicht die Konstruktion individueller Organe aus patientenspezifischen Zellen, welche einer postoperativen Immunreaktion vorbeugen. Die Thesis untersucht den invasiven Druck in den Körper zur Knochenrekonstruktion anstelle der Transplantation von Knochengewebe.Dabei erforschte Konstantin Goertz, wie sich die Funktionalität einer In-vivo-Knochenprothese durch generative Prozesse gestalterisch optimieren lässt, um die Genesungsdauer nach dem Druck für die Patientin oder den Patienten zu reduzieren. Die Konstruktion der Prothese beruht auf einer externen Stützstruktur, welche einen inneren Kern aus gedruckten Zellen umgibt. Die Stützstruktur dient als struktureller Knochenersatz und erlaubt die adhäsive Refixation von Muskeln. Der organische Kern aus Osteoblasten und Endothelzellen ermöglicht eine beschleunigte Heilung der Fraktur. Durch den Prozess des Knochenumbaus wird die Prothese sukzessiv resorbiert und Teil des Knochens.

Symbiotic Spaces von Laurin Kilbert

Symbiotic Spaces geht der Frage nach, was ein symbiotisches Zusammenleben mit nichtmenschlichen Lebewesen in der Stadt bedeuten könnte und wie sich experimentelle Gestaltung darin positioniert. Die Module aus Keramik von Laurin Kilbert wachsen regelrecht aus dem Wasser über die Uferkante in die Luft, um verschiedenen Lebewesen wie Amphibien, kleineren Säugetieren, Insekten und Vögeln Behausungen zu bieten. Nichtmenschlichen Architekturen im Wald, natürliche Algorithmen und die Viskosität von wildem Ton inspirierten die Formen. Jede Stadt besitzt eigene Erdtöne, daher entstand das erste Modell aus weißer Keramik, um ein neutrales Beispiel abzubilden. 3D-Druck mit lokalem Ton kommt als Medium zum Einsatz, um über Stadtkultur, Materialien und die Natur von Technologie zu reflektieren. Außerdem steht die Frage im Raum, wer eigentlich eine Stadt bewohnt und wessen Bedürfnisse zukünftig in einer technologischen und gestalterischen Praxis berücksichtigt werden müssen.

Überarbeitung eines Laryngoskops von Lukas Lieb

In der außerklinischen Notfallrettung kommt das Laryngoskop während der endotrachealen Intubation zum Einsatz. Dieses gehört zu den wichtigsten Hilfsmitteln, um die menschlichen Atemwege zu sichern, so dass beispielsweise während einer Reanimation die zu behandelnde Person kontinuierlich beatmet werden kann. Zusammengefasst wird hierbei ein Beatmungsschlauch in die Luftröhre eingeführt und mit Hilfe eines an dem Schlauch befestigten Ballons abgedichtet, sodass trotz gegebenenfalls auftretender Komplikationen eine Beatmung sichergestellt ist. Der Kiefer wird hierfür mittels Laryngoskops in die notwendige Position gebracht. Lukas Lieb untersuchte die auf den Rettungswagen befindlichen, weitestgehend analogen, Laryngoskope zunächst. Dann überarbeitete er das Design und überlegte sich, wie sich das Laryngoskop weiterentwickeln lässt. Das entstandene Konzept ermöglicht schmerzfreies Arbeiten, ergonomische Bewegungszyklen, eine drahtlose Bildübertragung zu anderen ausgewählten Einsatzgeräten und daraus resultierend einen schnelleren Informationsfluss im Team.

Wann und wo?

Die Jury hat über 170 sehr unterschiedliche, interessante, lustige und durchdachte Designvorschläge ausgewertet. Wegen der Coronavirus-Pandemie findet die analoge Ausstellung des Jahrgangs 2020 erst zusammen mit dem kommenden Jahrgang 2021 vom 09. bis 31. Oktober im Kunstgewerbemuseum in Berlin statt.