Erscheinungsdatum: 23.11.2009

Unternehmensgruppe Lüder stellt Pläne vor / Öffentliche Ausstellung aller Entwürfe

Unternehmensgruppe Lüder stellt Pläne vor / Öffentliche Ausstellung aller Entwürfe

Das Architektenbüro Baumschlager Eberle aus Österreich hat den Architektenwettbewerb für den HAWK-Campus in Hildesheim gewonnen. Baumschlager Eberle gehört in Fachkreisen zu den Top Ten der Welt und wird in einem Atemzug mit den Architekten Gehry und Libeskind genannt.

„Wir entwerfen in einem menschlichen Maßstab“, mit diesen Worten stellte Architekt Dietmar Eberle den Entwurf seines Büros in Hildesheim vor. Wir planen den Campus als Teil der Stadt, als Teil des öffentlichen Lebens“, betonte er. 75 Prozent der bestehenden Gebäude sollen nach den Plänen der Österreicher erhalten bleiben, aber ein jeweils spezielles Gesicht bekommen. Dass das Areal energetisch auf den allerneuesten Stand gebracht werde, sei für ihn eine Selbstverständlichkeit. Eberle stellte eine weitere Besonderheit seines Entwurf vor: Im Zentrum des Geländes soll ein auffälliges Gebäude entstehen, das er als Signet verstehe. Es solle geradezu als Aussichtsplattform in die Stadt dienen und signalisieren, dass der Campus ein öffentlicher und vor allem lebendiger Ort sei.

„Baumschlager Eberle erhalten den größten Teil der Altbauten auf dem Areal. Mit einem Schwerpunkt von Altbauten im Westen wird ein interessantes Ensemble geschaffen, bei dem jedes historische Gebäude eine neue Fassade erhält, die der Struktur des Hauses und seiner Nutzung angemessen erscheint“, so urteilte auch das Preisgericht, das aus renommierten Experten aus ganz Deutschland bestand.

Das Büro Baumschlager-Eberle hat schon einige Erfahrungen mit Campus-Bauten. Das HAWK-Projekt habe ihn deshalb sehr interessiert, sagte Eberle. Der Campus in Hildesheim setzt jetzt die Reihe fort: Baumschlager Eberle hat die Entwürfe für die ETH Zürich, für die TU Innsbruck und die Universität Luxemburg gemacht. Das Büro hat mit Wohnbauten im österreichischen Vorarlberg international einen Trend gesetzt. Die Bauten dort sind unterdessen zum „Wallfahrtsort“ für Architekten dieser Welt geworden. Zu den Großprojekten in jüngster Zeit zählen die Flughafenerweiterung Wien, ein Großkrankenhaus im belgischen Kortrijk, Hochhäuser in Peking und das Genfer WHO/UNAIDS-Gebäude.

Mit mehr als 300 realisierten Bauten zählt Baumschlager Eberle heute zu den erfolgreichen Architekturbüros im internationalen Rahmen. Anerkennungen und Preise würdigen das Qualitätsniveau der Arbeiten, die seit der Gründung des Büros 1985 entstanden sind.
Die hohe Akzeptanz von Baumschlager Eberle resultiert aus einem Konzept, das den unmittelbaren Gebrauchswert, Wünsche der Nutzer und kulturelle Nachhaltigkeit zu verbinden weiß. Die Teams an den sieben Standorten in Europa und China übernehmen mit der Architektur eine besondere Verantwortung – für den Auftraggeber, den regionalen Kontext und das gesellschaftliche Umfeld. Dabei bleibt immer noch genügend Spielraum offen, um ästhetische Visionen zu verwirklichen. Dieser gesamtheitliche Ansatz begründet das Vertrauen in die Architektur von Baumschlager Eberle, um Bauten zu errichten, deren Energiewerte deutlich unter den Richtlinien der Entstehungsländer liegen.

Prof. Manfred Schomers, der Vorsitzende des Preisgerichtes, betonte: „Das war kein leichtes Spiel, Bestehendes und Neues auf einen Nenner für eine völlig neue Nutzung zu bringen.“ Baumschlager Eberle sei dies gelungen. Hildesheims Oberbürgermeister Kurt Machens bedankte sich denn auch für die „hohe Qualitätsstufe des Wettbewerbs. Gewinner werden die Studierenden sein. Gewinnerin werde aber auch die Stadt Hildesheimsein.“ Der neue Campus sei eine Riesenchance, auch für die weitere Stadtentwicklung.

Das Niedersächsische Wissenschaftsministerium und das Finanzministerium wollen gemeinsam mit der HAWK in Hildesheim die einmalige Chance nutzen, für die Hochschule einen neuen Campus auf dem Klinikum-Gelände zu schaffen. Derzeit verteilen sich die Hörsäle, Labore und Werkstätten der HAWK auf acht Standorte und 16 Gebäude in Hildesheim.

Im August 2008 hatte das Wissenschaftsministerium den Raumbedarf von rund 14.500 Quadratmetern genehmigt und damit grünes Licht für das Vorhaben gegeben. Finanzminister Hartmut Möllring und Wissenschaftsminister Stratmann hatten sich bei einem Rundgang über das Klinikum-Gelände ein Bild von dem Areal gemacht. Möllring sagte damals: „Ich bin sehr optimistisch, dass wir dieses ungewöhnliche Vorhaben gemeinsam realisieren können.“

Das frühere Städtische Krankenhaus und heutige Klinikum zieht voraussichtlich 2011 auf das Gelände der Hildesheimer Ledeburkaserne. Mit dem Umzug der ersten Fakultäten rechnet HAWK-Präsident Prof. Dr. Dr. h.c. Martin Thren für 2013.

Umziehen werden die Fakultäten Gestaltung, Erhaltung von Kulturgut sowie Soziale Arbeit und Gesundheit. Die bisherigen Gebäude sind zum Großteil angemietet, die Mietverträge laufen aus oder werden gekündigt.

Die Hochschulgebäude am Hohnsen, die in direkter Nähe zum geplanten Campus liegen, sollen weiter genutzt werden. Die Umgestaltung eines Klinikums zu einem Hochschulcampus ist bisher einzigartig in Niedersachsen. Ein renommiertes Beispiel gibt es allerdings seit 2003 in Hamburg: Die Hamburg Media School wurde in den ehemaligen Gebäuden der Frauenklinik Finkenau geschaffen.

HAWK-Präsident Prof. Dr. Dr. h.c. nannte das Campus-Projekt ein „Jahrhundertereignis“. „Wir bringen Dinge zusammen, die zusammen gehören“, sagte Carl M. Rathgen, Geschäftsführer und Partner bei Lüder und zuständig für das Projekt. Rathgen betonte: „Eine einmalige Chance für Hildesheim“, wie alle am Projekt Beteiligten einvernehmlich feststellen. Im Rahmen eines Architektenwettbewerbes konnten sich erfahrene Architekturbüros aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland bewerben.

Die Lüder Unternehmensgruppe hatte sich als Auslober des Wettbewerbs in enger Abstimmung mit der Architektenkammer Niedersachsen und der HAWK auf die Kompetenz vieler Fachleute und eines Preisgerichtes mit erfahrenen Experten verlassen. Dadurch konnte der beste Entwurf für den neuen HAWK-Campus und dessen städtebauliche Einbindung bestimmt werden. Von fünf ausgewählten Büros wurde jetzt der erste Preisträger durch das Preisgericht ausgezeichnet. Das Büro Baumschlager Eberle aus Lochau in Österreich. „Wir sind stolz, ein solch renommiertes Büro nach Hildesheim holen zu können“, sagte Rathgen,. „Bis zuletzt konnten wir nicht abschätzen, wer das Rennen macht“, fügte er hinzu.

Rathgen zum weiteren Verfahren: „Der vorliegende Entwurf wird nunmehr Grundlage der weiteren Bearbeitung des Projektes. Die wird gemäß Vereinbarung zielstrebig vorangebracht. Das Preisträgerbüro und diverse Fachplaner vor Ort werden nunmehr die Feinplanung und Kostenanalysen vornehmen, so dass im nächsten Jahr die weiteren Entscheidungen getroffen werden können. In 2011 soll mit dem Vorhaben dann begonnen werden. Bis dahin werden auch die Zuschnitte der Grundstücke im angrenzenden Wohngebiet feststehen. Auch dort verspricht der Preisträgerentwurf hervorragende Qualitäten.“

Öffentliche Ausstellung der Campus-Entwürfe

Montag bis Mittwoch, 23. bis 25. November 2009
10 bis 17 Uhr
Goschentor 1, Senatssitzungssaal,
31134 Hildesheim


Das Preisgericht


Prof. Dr. Georg Klaus, Architekt, HAWK Hildesheim
Sebastian Lüder, Lüder Unternehmensgruppe, Hildesheim
Prof. Hansruedi Preisig, Architekt, Zürich
Prof. Manfred Schomers, Architekt, Bremen
Prof. Rolf Schuster, Architekt, Düsseldorf
Baudirektor Thorsten Warnecke, Leiter FB Stadtplanung und Stadtentwicklung Hildesheim


Das Urteil des Preisgerichts:


1. Preis: Baumschlager Eberle
„Die Verfasser erhalten den größten Teil der Altbauten auf dem Areal. Mit einem Schwerpunkt von Altbauten im Westen wird ein interessantes Ensemble geschaffen, bei dem jedes historische Gebäude eine neue Fassade erhält, die der Struktur des Hauses und seiner Nutzung angemessen erscheint.
Die Erschließung erfolgt von Westen über Vorplatz und Straße an der die Eingänge zu den Fachbereichen liegen. Die Straße mündet auf einen Platz der zum Signet der Hochschule werden kann. Um diesen neuen Kristallisationspunkt über den Campus hinaus zeichenhaft herauszustellen, wird ein Hochhaus vorgeschlagen, dessen oberes Ende keine Programmpunkte beinhaltet. Das Hochhaus ist mit der vorgeschlagenen Höhe an diesem Standort in unmittelbarer Nähe zu Weltkulturerbestätten undenkbar. Versteht man den Vorschlag als dialektisches Mittel zwischen Alt und Neu, als Symbol für einen Ort mit herausragendem Architekturobjekt, besitzt der Vorschlag Potential.

Der Platz des Campus ist kompakt gehalten und verspricht Lebendigkeit. Die Nutzungsvorschläge für die Altbauten erscheinen angemessen. Leider ist die Mensa mit ihrer Randlage kein Baustein für einen lebendigen Mittelpunkt. Die Ostanbindung ist zu ökonomisch gedacht, indem der quer stehende Altbau erhalten bleiben soll. So entsteht mit der Allee und dem verschränken der Wegeführung kein Aufforderungscharakter. Der Weg selbst ist mit der Hausgruppe im Norden gut gestaltet. Einzelne Funktionszuweisungen zu den Altbauten bedürfen einer kritischen Überprüfung, ebenso einzelne Grundrisse, so z. B. die Platzierung der Bibliothek in einem Altbau. Insgesamt hat die Arbeit bis auf die
Höhe des Hochhauses ein schlüssiges und nachvollziehbares Konzept mit hohem Potential.“

2.Preis
Architekt Architekten BKSP Grabau Leiber Obermann und Partner
Freundallee 13
10173 Hannover
in Kooperation mit
Kiepke + Neumann Architekten GmbH
Gutenbergstr. 14
31157 Sarstedt

3.Preis
Architekt Kaspar Kraemer Architekten BDA
Am Römerturm 3
50667 Köln

(v.l.n.r.) Kurt Machens, OB Hildesheim, Elmar Hasler, BE, Dietmar Eberle, BE, Carl M. Rathgen, L&uum (v.l.n.r.) Kurt Machens, OB Hildesheim, Elmar Hasler, BE, Dietmar Eberle, BE, Carl M. Rathgen, L&uum