Erscheinungsdatum: 08.02.2010

<P>Studierende der Fakultät Erhaltung von Kulturgut erforschen seltene, an Originalen vorgefundene Kunsttechniken mit den Mitteln der Rekonstruktion</P>

Studierende der Fakultät Erhaltung von Kulturgut erforschen seltene, an Originalen vorgefundene Kunsttechniken mit den Mitteln der Rekonstruktion

Auf einem Altarflügel, datiert 1475-80, findet sich eine Vergoldung mit einem matten, wasserlöslichen Überzug. Solche Überzüge haben sich aufgrund ihrer Empfindlichkeit selten erhalten. Welcher optische Effekt sollte damit auf dem zunächst glänzend polierten Gold hervorgerufen werden? An anderer Stelle der Altartafel befindet sich eine grüne Lasur, die unter Bestrahlung mit UV-Licht dieses ungewöhnlich stark absorbiert. Um was für ein Grün handelt es sich? Spielt für das genannte Phänomen nur das Pigment oder auch das Bindemittel eine Rolle? Auf einem weiteren Objekt - einem Gemälde auf textilem Träger mit ölgebundener Malerei - datiert um 1700, ist ein goldener Schriftzug zu sehen. Wie und mit welchen Materialien wurde dieser Schriftzug aufgetragen? Angeleitet von Prof. Dr. Michael von der Goltz und Werkstattleiterin Dipl. Rest. Kerstin Wäcken recherchierten drei studentische Arbeitsgruppen im Rahmen der Lehreinheit „Historische Techniken/Werkstoffgeschichte“, wie die vorliegenden Beispiele maltechnisch ausgeführt und welche Materialien verwendet wurden.
Zunächst untersuchten die zehn Bachelor-Studierenden die vorgefundenen Phänomene am Original. Danach recherchierten sie alte Quellenschriften in der Bibliothek und in der technologischen, ca. 60 000 Schlagworte umfassenden „Brachert-Kartei“. Diese hat der renommierte Restaurator und Buchautor Dr. Thomas Brachert Prof. von der Goltz übereignet.
Die Quellenrecherche brachte interessante Rezepte ans Lichte, wie das zur Herstellung einer goldenen Farbe, sogenanntem Muschelgold, von Siddons aus dem Jahre 1842: „Eine Quantität Blattgold wird mit einer kleinen Portion Honig zu einem feinen Pulver zerrieben. Man nimmt alsdann ein wenig arabisches Gummi und Kandiszucker nebst ein wenig Wasser und vermischt damit das Goldpulver sorgfältig. Die Mischung lässt man in einer Muschel trocknen, bis man von ihr Gebrauch machen will.“
Die Rezepte wurden danach in der Werkstatt für Konservierung und Restaurierung von gefassten Holzobjekten und Gemälden praktisch ausgeführt und auf Probetafeln ausprobiert. Ziel war es, die Techniken der vorliegenden Beispiele auf dem Gemälde und auf dem Altarflügel möglichst genau zu rekonstruieren, optische Eigenschaften und Verarbeitungsweisen zu erforschen. Die Studierenden erarbeiteten sich dabei umfassende Kenntnisse zu historischen Materialien und deren Verarbeitung und übten sich in der praktischen Umsetzung. Die vorliegenden Resultate sind aufschlussreich und können in weitere Forschungen einbezogen werden.

Dipl. Rest. Kerstin Wäcken recherchierte mit drei studentische Arbeitsgruppen im Rahmen der Le Dipl. Rest. Kerstin Wäcken recherchierte mit  drei studentische Arbeitsgruppen im Rahmen der Le