HAWK-Werkstattleiter Ralf Buchholz promovierte über spätgotische Verzierungen

Erscheinungsdatum: 02.05.2018

Die „eingedrückten Streifen“ verfolgen Ralf Buchholz schon lange. Der HAWK-Werkstattleiter für die Studienrichtung Restaurierung von Möbeln und Holzobjekten an der Fakultät Bauen und Erhalten entdeckte sie erstmalig an Möbelstücken in Nürnberg. Jetzt hat er dem bisher unbeachteten Phänomen eine umfassende Forschung und Promotion gewidmet. Zum Doktortitel der Universität Hamburg und zur Buchpublikation gratulierte HAWK-Präsident Dr. Marc Hudy bei einer Feierstunde.

„Sie verbinden vorbildlich die Mischung aus beruflicher Erfahrung und Wissenschaft, für die unsere Hochschule steht“, lobte Hudy und wies auf die zahlreichen Weiterbildungen des gelernten Tischlers hin. So könne das Beste von beiden Seiten gewinnbringend kombiniert werden. In seinem Kurzvortrag erzählte Buchholz von seinem ersten Kontakt mit den Streifen: „Bei meinem vierjährigen Volontariat im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg entdeckte ich sie beim peniblen Reinigen der Schränke“, erinnert sich Buchholz.

Jahre später fährt er mit HAWK-Studierenden der Konservierungs- und Restaurierungsstudiengänge zu Forschungszwecken nach Siebenbürgen, in „das Land der eingedrückten Streifen“, wie Buchholz es nennt.

 

Auch an dem Chorgestühl aus Tobsdorf, das als Leihgabe an der HAWK wieder restauriert und aufgestellt wurde, entdeckt er das auffällige, aber unerforschte Phänomen: Acht Streifen wiederholen sich zum Beispiel regelmäßig in rund drei Zentimetern Abstand auf den Sitzflächen des Chorgestühles, jeweils senkrecht zur Holzmaserung. Das Forschungsfieber war geweckt und Ralf Buchholz schrieb sich 2012 an der Universität Hamburg zur Promotion ein.

Das Landeskriminalamt Hannover-Langenhagen hilft ihm besonders beim Erfassen der Fundstücke, durch Spezialscans von den so genannten Zwischenwangen des Chorgestühles kommen die leichten Streifen viel besser zum Vorschein als nur bei Lichtspiegelungen. Außerdem nimmt Buchholz Silikonabdrücke von den Streifen unterschiedlichster Holzobjekte, um sie „mitzunehmen“ und dann Skizzen von den Streifen zu erstellen oder diese mikroskopisch vergleichend zu untersuchen.

„Mittlerweile habe ich 14 verschiedene Muster an insgesamt fast 600 Objekten (neben Möbeln auch Altäre, Gemälde, Wandverkleidungen oder Türblätter) gefunden, von einfachen Streifen bis hin zu Rauten gab es dabei eine optische Vielfalt“, so Buchholz, „allerdings nur in der Zeit von 1450 bis 1600, also auf spätgotischen Holzoberflächen und fast ausschließlich auf Nadelholz.“ 600 Kilometer voneinander entfernt entdeckte Buchholz identische Streifenmuster und geht daher von gewissen Regelmäßigkeiten aus.  „Meiner Meinung nach sind es Verzierungen, also ein Gestaltungsmittel“, so sein Forschungsergebnis.

Das Buch „Eingedrückte Streifen – Ein Gestaltungsmittel auf Holzoberflächen zwischen 1450 und 1600 in Mitteleuropa““ von Dr. Ralf Buchholz ist im Buben-Verlag Hannover. Bestellungen über ralf.buchholz@yahoo.de

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