Erscheinungsdatum: 11.12.2013

Prof. Dr. Stephan Wieneke baut Fachgebiet \"Laser-Plasma-Hybridtechnologie\" an der Göttinger Fakultät N aus

Prof. Dr. Stephan Wieneke baut Fachgebiet "Laser-Plasma-Hybridtechnologie" an der Göttinger Fakultät N aus

Das Niedersächsische Wissenschaftsministerium hat im vergangenen Jahr erstmals das Förderprogramm „Forschungsprofessuren an Fachhochschulen“ gestartet. Eine der sieben neuen Professuren ging nach Göttingen an die HAWK. Jetzt hat Prof. Dr. Stephan Wieneke die Arbeit aufgenommen, um das Fachgebiet der Laser-Plasma-Hybridtechnologie an der Göttinger Fakultät Naturwissenschaften und Technik auszubauen.

Aus den Reihen der Pionierforschung

Selbstverständlich fängt der 40-Jährige mit seiner Professur nicht bei null an. Stephan Wieneke kommt aus den Reihen der Pionierforschung, die an der HAWK in der Laser- und Plasmatechnologie betrieben wird und konnte sich mit seiner Erfahrung von mehr als zwanzig referierten Publikationen, elf Patenten, zehn selbst eingeworbenen großformatigen Forschungs- und Entwicklungsprojekten (darunter ein Forschungsschwerpunkt der Hochschule) und zahlreichen Lehraufträgen seit dem Jahr 2005 gegen die Konkurrenz durchsetzen.

Start in Grone

StephanWieneke startete seinen Werdegang auf dem Hauptschulzweig der Kooperativen Gesamtschule Grone, lernte danach Physiklaborant und erlangte anschließend die Fachhochschulreife. 1995 schrieb er sich an der Fakultät Naturwissenschaften und Technik der HAWK in Göttingen ein und setzte nach dem Abschluss als Ingenieur noch ein Physikstudium an der TU Clausthal drauf. Er promovierte 2007 an der TU Clausthal in Kooperation mit HAWK-Vizepräsident Prof. Dr. Wolfgang Viöl, der den Laser-Plasma-Schwerpunkt in Göttingen aufgebaut hat.

Mehr Zeit für Forschung

Der neue Forschungsprofessor arbeitet statt der an Fachhochschulen üblichen 18 nur neun Stunden in der Lehre. „Engagierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unserer Fachhochschulen zeigen Spitzenleistungen der angewandten Forschung und erhalten durch das neue Programm die Möglichkeit, ihre Forschung zu intensivieren. Wir gehen einen neuen Weg und stärken die Forschungskraft unserer Hochschulen und ihre Wettbewerbsfähigkeit bei der Einwerbung von Drittmitteln“, mit diesen Worten hatte die damalige Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur und heutige Bundesbildungsministerin, Professor Dr. Johanna Wanka, das Programm gestartet. Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung, die das Programm finanziert, sagte: „Exzellenz in der Wissenschaft braucht beides: mehr Wissen und mehr Können. Die neuen Forschungsprofessuren an niedersächsischen Fachhochschulen belegen eindrucksvoll, wie mit vergleichsweise geringen Mitteln Hervorragendes für Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft geleistet werden kann."

Team von rund 50 Personen

Seit mehr als zehn Jahren wird an der HAWK daran gearbeitet, die vielfältige Laser- und Plasmatechnologie für kleine und mittelständische Unternehmen nutzbar zu machen und auf individuelle Bedürfnisse anzupassen. Das Forscher/innen-Team besteht unterdessen aus rund 50 Personen, deren Finanzierung vornehmlich aus Drittmitteln stammt. Plasma, auch bekannt als vierter Aggregatzustand, kommt in der Natur zum Beispiel in Gewitterblitzen vor und entsteht, wenn einem vorhandenen Gasgemisch wie Umgebungsluft weitere Energie zugeführt wird. Das ionisierte Gasgemisch kann Oberflächeneigenschaften verändern. Allerdings sind die Möglichkeiten, die das ionisierte Gas bietet, mit Leuchtstoff¬röhren, Plasmafernsehern oder bei industriellen Beschichtungsverfahren bei weitem nicht ausgeschöpft, sondern stehen lediglich am Anfang.
Hier setzt die HAWK-Forschung an, die seit dem Sommer 2012 vom Fraunhofer Anwendungszentrum für Plasma und Photonik APP als Ansprechpartner für Wissenschaft und Wirtschaft unterstützt wird.

Viel ausprobieren

Auch die angehenden Ingenieure an der HAWK profitieren von dem neuen Forschungsbereich. Was Forschungsprofessor Wieneke in seiner eigenen Entwicklung an den Tag gelegt hat, kann er jetzt an die Studierenden weitergeben: „Die Laser-Plasma-Hybridtechnologie ist ein völlig neues Feld. Die meisten Anwendungen oder Methoden können nicht einfach nachgeschlagen werden, man kann sich nicht auf Anleitungen verlassen, es gibt sie schlicht noch nicht. Man muss sich darauf einlassen wollen, viel auszuprobieren, mit Ideen weiterzugehen, ein bisschen zu ‚spinnen‘ und zu schauen, was sich umsetzen lässt. Ideenreichtum ist wichtig.“

Laser in der Diskothek

Stephan Wieneke selbst hat sich schon als 14-Jähriger mit dem Thema Laser „infiziert“. Damals durfte er seine Schwester in eine Göttinger Diskothek begleiten, sah die Laser-Show und wusste: „So ein Gerät will ich auch bauen.“ Er hatte sein Thema entdeckt und fand damit in die Spur, die ihn heute als Professor neue Wege gehen lässt. Schon jetzt stellt Wieneke den Bachelor-Studiengang Physik-Technik der HAWK häufig an Schulen, besonders gern an Hauptschulen vor. „Meine eigene Geschichte kann den jungen Leuten dort ein Beispiel sein, dass nicht mangelnde Fähigkeiten, sondern oft das eigene Zutrauen in diese, den Blick verstellen.“ Sein eigener Start in die schulische Karriere sei durchaus holprig gewesen – weniger wegen der Zensuren als mehr wegen seiner Haltung zu Pflichten und seines Temperaments, sagt er heute mit einem Schmunzeln. Seine Mutter hätte damals niemandem geglaubt, der eine Karriere als Professor vorausgesagt hätte.

Plasma gegen Kopfläuse

Doch hier steht er jetzt und hat sich viel vorgenommen, zum Beispiel: „Die Laser-Plasma-Hybridtechnologie ermöglicht neuartige Bearbeitungs- und Beschichtungsverfahren. Mit dieser Technologie können beispielsweise transparente Materialien sehr effektiv strukturiert werden oder spezielle Beschichtungen auf thermolabilen (Kunststoff, Textilien oder sogar Papier) Substraten ermöglichen. Aber auch der Bereich der Biophotonik wird ein Schwerpunkt werden. Wie gesagt, das Thema ist sehr vielfältig. Food-Processing ist zum Bespiel möglich, also mit Plasma schadstofffrei schädliche Mikroorganismen auf Lebensmitteln reduzieren. Durch so eine Inaktivierung können zum Beispiel Probleme wie die EHEC-Sprosse vermieden werden, ohne dass Chemie eingesetzt werden muss.“ Andere Themen sind die chemiefreie Beseitigung von Kopfläusen durch Plasma oder die Behandlung von Hausstaubmilben. Der Schwerpunkt wird zunächst für fünf Jahre lang vom Ministerium unterstützt.

Prof. Dr. Stephan Wieneke
Plasmatechnologie an der HAWK

Prof. Dr. Stephan Wieneke Prof. Dr. Stephan Wieneke