Erscheinungsdatum: 07.05.2010

<P>Es ist immer wieder ein Erlebnis für einen Restaurator, wenn ihm besonders wertvolle kunsthandwerkliche Objekten anvertraut werden.</P>

Es ist immer wieder ein Erlebnis für einen Restaurator, wenn ihm besonders wertvolle kunsthandwerkliche Objekten anvertraut werden.

Aus diesem Grund war man hoch erfreut, als der Fachrichtung Restaurierung von Möbeln und Holzobjekten der Fakultät Erhaltung von Kulturgut ein rares Schmuckstück der Möbelkunst zur Untersuchung und Konservierung angeboten wurde.
Es handelte sich dabei um ein kleines metallverziertes Renaissancekabinett miträtselhaftem historischem Hintergrund aus der Stiftung Wartburg in Eisenach, mit der schon seit vielen Jahren die beste Zusammenarbeit besteht.
Das repräsentative Kleinmöbel löste aufgrund seiner Materialkombination aus feuervergoldeten Beschlägen, Leder, Holz und Papier bei Studenten und Dozenten große Begeisterung aber auch ziemlichen Respekt vor der konservatorischen und restauratorischen Aufgabe aus.
Dipl.- Rest. (FH) Franziska Franke M. A. entschloss sich schließlich, sich dieser komplexen Aufgabe zu stellen und verfasste ihre Masterthesis mit dem Vorhaben der Provenienzforschung, Befundsicherung und der Erstellung eines Konservierungskonzepts.
Die wichtigsten Aufgaben dieser Arbeit lagen in der Klärung der Herkunft und darin, ob das Kästchen dem bekannten Nürnberger Goldschmied Wenzel Jamnitzer zugesprochen werden kann, wie in Fachkreisen vermutet wurde. Wenzel Jamnitzer gilt als der führende Goldschmied in Nürnberg in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Nach aufwendigen Untersuchungen der Materialien und der angewendeten Verarbeitungs- und Herstellungstechniken der extrem hochwertig und filigran ausgeführten Goldschmiedearbeiten konnte jedoch keine eindeutige Zuschreibung zu Jamnitzers oder zu einer anderen Werkstatt erfolgen. Auch die Provenienz ließ sich nur als wahrscheinlich süddeutsch benennen.
Als großer Erfolg ist jedoch der durch Frau Franke erstellte Nachweis der verwendeten Stichvorlagen zu werten. Die große Ähnlichkeit der gravierten Metallbleche mit Zeichnungen aus dem Werk des Künstlers Virgil Solis mit dem Titel „Biblische Figuren des alten und neuen Testaments / ganz künstlich gerissen. Durch den weitberühmten Vergilium Solis zu Nürnberg. Gedruckt zu Franckfurt am Main, anno 1560“ lässt das Kästchen sicher in die zweite Hälfte des 16. Jh./, also nach 1560 datieren.

Das Konservierungskonzept, das sich schwerpunktmäßig mit der anspruchsvollen Lederkonservierung und der sensiblen Reinigung der kostbaren Metallbeschläge befasste, konnte kürzlich von Dipl.- Rest. (FH) Mirja Harms M. A. erfolgreich umgesetzt werden.
Nach dieser gelungenen Forschungsarbeit und den durchgeführten Erhaltungsmaßnahmen befindet sich das Kabinett heute wieder auf Wartburg über Eisenach und wird dort mit zwei Vergleichsobjekten der Öffentlichkeit ansprechend präsentiert werden.

Verfasst von Dipl.- Rest. (FH) Mirja Harms M. A.

Kästchen nach der Konservierung und Restaurierung im offenen Zustand Kästchen nach der Konservierung und  Restaurierung im offenen Zustand