Zwei Beteiligungen der Fakultät Gestaltung bei „The Walls We Built"

Erscheinungsdatum: 11.09.2019

Das internationale Projekt „The Walls We Built“ ist eine Plattform des künstlerischen und politisch-sozialen Austauschs. Hier zeigen sich Kunstschaffende aus Deutschland, Ruanda, Marokko sowie aus Ost-Afrika und West-Europa, die sich mit Themen wie Identität, Mauern, Grenzen und Nation auseinandersetzen. Neben zahlreichen Teilnehmenden aus der Region Hildesheim sind die Studentin Annika Steinke und der Master-Absolvent Vincent Timm von der Fakultät Gestaltung der HAWK in Hildesheim dabei. Hier berichten die beiden über ihre künstlerischen Beiträge und ihre Teilnahme am Projekt.

Ziel von „The Walls We Built“ ist die Möglichkeit, Kunst und ihre Botschaft nach außen zu tragen. Die Audio-Visuelle Installation wurde zuerst auf dem Bayimba Festival of the Arts in Kampala, Uganda, gezeigt, nun kommt sie im September nach Hildesheim und anschließend nach Berlin. In Hildesheim soll das Projekt die politische und soziale Situation der Stadt reflektieren, neue Arten des Austausches präsentieren und neue Kollaborationen in der Stadt voranbringen. Die Ausstellung wird ergänzt durch verschiedene Workshops und Vortragsreihen.

 

Annika Steinke studiert im Kompetenzfeld Farbdesign. Sie beschäftigt sich vorwiegend mit Mustern und Strukturen, da ihrer Meinung nach der Mensch davon grundsätzlich fasziniert zu sein scheint. Diese Faszination liegt nicht bloß darin, dass sich innerhalb der biologischen und physikalischen Welt immerwährende, komplexe Strukturen bilden, sondern auch darin, dass der Mensch dazu neigt, immer wieder nach denselben Mustern zu denken, zu leben und zu handeln. In ihrer Auseinandersetzung mit Mustern und Strukturen sieht Steinke stets den Versuch, diesem Phänomen auf den Grund zu gehen. Vorwiegend arbeitet sie dafür mit den Medien der Assemblage und des Linolschnitts.

Vincent Timm studierte im Kompetenzfeld Digitale Medien mit dem Schwerpunkt Interaction Design. In seiner Installation „Datenhoheit“ untersucht der Masterabsolvent, was passiert, wenn die nutzerbezogenen Daten eines Menschen vollkommen offengelegt und unkommentiert ausgestellt werden. Die daraus resultierende Ausstellung wirft einen Blick auf die Interessen der realen Person Carlo Frisch in ausgewählten Zeiträumen von 2008 bis 2019. Timm nutzt dafür Augmented-Reality und Virtual-Reality, um die Betrachtenden dazu zu bewegen, ihre Perspektive zu ändern mit dem Ziel, sich ein eigenes Bild über Frisch zu bilden. Aus den Ergebnissen der Installation erhofft sich Timm Daten für seine Dissertation.

Drei Fragen an Annika Steinke und Vincent Timm

Was hat Sie motiviert, sich an „The Walls We Built“ zu beteiligen?
Vincent Timm: Einerseits wollte ich mal aus der Hochschulblase ausbrechen und die eigene Arbeit einem fachfremden Publikum präsentieren. Denn sie ist ja didaktisch so aufbereitet, dass man mit unterschiedlichem Vorwissen auch unterschiedlich tief in die Thematik der Datenhoheit eintauchen kann. Außerdem ist es ja keine Ausstellung im typischen Sinne, die eine vom Kunstschaffenden gewählte Message vermittelt, sondern eine iterative Erfahrung, die ich nutzerzentriert anpasse. Andererseits geht es ja bei „The Walls We Built“ um Grenzen, Mauern, Identität. Gerade die digitale Datenwelt ist eine intransparente Geschichte, in der sich Unternehmen hochgesicherte Komplexe bauen, in denen die über uns erhobenen Daten hinter scheinbar unüberwindbaren Mauern gelagert werden und uns die Möglichkeit genommen wird, die gesammelten Daten zur Selbstreflexion zu nutzen. Ohne Konfrontation ist keine Ausbildung der eigenen Identität möglich. Deswegen passt meine Arbeit auf eine ganz neue Art und Weise in diese Ausstellungsreihe.
Annika Steinke: Als ich mich für die Teilnahme an diesem Projekt bewarb, habe ich ehrlich gesagt überhaupt nicht damit gerechnet, dass daraus tatsächlich etwas werden würde. Denn Schlagworte wie Integration oder Mauern gehören nicht zu den Hauptzielen meiner Arbeit. Allerdings fand ich das Konzept des Projekts von Anfang an toll, vor allem, weil es mir als Hildesheimerin die Möglichkeit gibt, über die Grenzen der Stadt hinaus zu agieren und in Kontakt mit anderen Kunstschaffenden zu treten. Außerdem bin ich selbst noch nie so weit gereist. Mir gefällt der Gedanke, dass ein Teil von mir durch meine Arbeiten bis nach Uganda gelangt ist und bald wieder hier eintreffen wird.

 

Wie ist Ihre Teilnahme am Projekt „The Walls We Built“ bisher verlaufen?
Annika Steinke: Als Teilnehmerin wurde ich über den Ablauf des Projekts ständig auf dem Laufenden gehalten, per Mail oder auch über die offizielle Facebook-Seite. Die Kommunikation lief dabei meines Empfindens sehr gut. Zum Beispiel gab es eine wichtige Änderung während der Projektphase. Die Ausstellung auf dem Ubumuntu Arts Festival musste abgesagt werden aufgrund politischer Schwierigkeiten in Ruanda. Daher wurde eine neue Ausstellung auf dem Bayimba Festival of the Arts in Kampala, Uganda vom 01. bis 04. August organisiert. Dort wurden ein Teil meiner Linolschnitte aus der Headlines-Serie ausgestellt sowie ein paar Assemblagen. Ich bewundere den Einsatz, mit dem innerhalb einer Woche auf diese Schwierigkeiten reagiert worden ist, damit alle mitgereisten Arbeiten von allen teilnehmenden Kunstschaffenden doch noch ausgestellt werden konnten.
Vincent Timm: Auf dem Bayimba Festival Of The Arts wurde ein Rundgang durch meine Ausstellung gezeigt, nebst anderen Kunstschaffenden, die sich mit der Thematik Mauern, Grenzen und Identität beschäftigt haben. Im Oktober stellen wir noch einmal an der UDK in Berlin aus und generell versuchen wir diese Ausstellungsreihe zu internationalisieren und weitere Kunstschaffende hinzuzugewinnen. Es soll also eine Ausstellung sein, die in der Welt ordentlich rumkommt.

Was versprechen Sie sich von Ihrer Teilnahme am Projekt?
Annika Steinke: Für die nächsten Wochen erhoffe ich mir, dass die Hildesheimer Bevölkerung erkennt, was für ein tolles Projekt hier versucht wird. Der Erfolg des Kunstfestivals hängt jetzt hauptsächlich von der Resonanz der Gäste ab, weshalb ich hoffe, dass möglichst viele kommen werden. Ich freue mich auf interessante Gespräche mit den Gästen und anderen Kunstschaffenden. Auch eine Podiumsdiskussion wollen die Veranstaltenden organisieren.
Vincent Timm: Mir geht es um die Erfahrung, wie es in der „Künstlerwelt“ so ist und wäre froh, über meine Installation die ein oder andere Person kennenzulernen, die auch tiefer in dem Thema steckt, um daraus auch Insights für meine kommende Dissertation zu bekommen.