21 Studierende der Studienrichtung Konservierung und Restaurierung von Wandmalerei/Architekturoberfläche der HAWK Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst, Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen haben jetzt in mühevoller Arbeit unter der Leitung von Prof. Dr. Ivo Hammer, Dipl.-Rest. Anneli Ellesat und Dipl.-Rest. Christel Meyer-Wilmes in der Dorfkirche von Müsselmow. barocke Wandmalereien frei gelegt. Die Malereien waren mit einer Kruste aus mehreren Tünchen bedeckt. Handwerkszeuge waren Skalpell, pneumatische Mikromeißel, Stirnlupen und Injektionsspritzen.
Die Wandmalereien bestehen aus circa zwölf kreisrunden Feldern mit Darstellungen aus dem Alten und Neuen Testament. Zu erkennen ist schon die Darstellung des Sündenfalls, der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies, der Sintflut, des Jüngsten Gerichts und des Welterlösers. Ein an der Westwand gefundenes Fragment einer Jahreszahl deutet auf das Entstehungsjahr 1763.
Der Arbeitseinsatz der Studierenden ist Teil eines seit vier Jahren laufenden Projekts der HAWK zur Untersuchung und Restaurierung der Wandmalereien der Dorfkirche Müsselmow. In bisher neun Prüfungsarbeiten haben die Studierenden die Wandmalereien restauratorisch und unter Einsatz naturwissenschaftlicher und kunstwissenschaftlicher Methoden untersucht und dokumentiert.
Die Kirche in Müsselmow wurde innen seit dem 14. Jahrhundert zwölf Mal gefasst, die letzte Tünche stammt von 1886, unter der barocken Wandmalerei sind noch Reste einer Dekoration aus der Zeit um 1600 vorhanden. Als Bindemittel der Wandmalereien wurde Kasein nachgewiesen. Das Bauklima, schädliche Salze und teilweise allergene Mikroorganismen sind besonders relevante Faktoren der Verwitterung der Wandmalereien.
Die Studierenden der HAWK, Annett Ullrich und Volker König entwickeln derzeit in Ihrer Diplomarbeit ein Restaurierungskonzept für die Wandmalereien in Müsselmow, das auf den bisherigen Untersuchungen aufbaut. In Müsselmow wurden innovative Verfahren der Konservierung von Wandmalereien entwickelt, die auch für andere denkmalpflegerische Aufgaben nutzbringend angewandt werden können. Die Methode der Festigung der Wandmalereien wirkt desinfizierend und erhält den porösen Charakter der Wandoberfläche.
Die Patenschaft Müsselmower Kirche e.V. unter der Leitung von Volker Wolter, Hamburg ermöglichte das Projekt der HAWK.
