HAWK-Masterabsolventin Natalia Borda Lozzano erforscht die „Kreuzigung Christi“

Erscheinungsdatum: 24.03.2022

War Lorenzo di Credi wirklich der Maler des bedeutenden Tafelgemäldes aus dem Mittelalter und blieb es unfertig? – Diesen und anderen Fragen stellte sich Natalia Borda Lozzano bei der kunsttechnologischen Untersuchung der „Kreuzigung Christi“ für ihren Masterabschluss in Konservierung und Restaurierung an der Fakultät Bauen und Erhalten der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen.

„Obwohl das Gemälde zu den bedeutendsten der Kunstsammlung der Universität Göttingen gehört, gibt es immer noch wichtige Fragen, die bislang in der kunsthistorischen Forschung nicht beantwortet werden konnten. Anlässlich der Erstellung eines neuen Italien-Katalogs der Sammlung kam daher die Idee auf, zu der kunsthistorischen auch die kunsttechnologische und restauratorische Expertise hinzuzuziehen“, erklärte Dr. Michael von der Goltz, Professor für Gefasste Holzobjekte und Gemälde an der Fakultät Bauen und Erhalten.

 

Natalia Borda Lozzano ergriff die Gelegenheit, sich dem bedeutenden spätmittelalterlichen – dem Maler Lorenzo di Credi zugeschriebenen – Tafelgemälde im Rahmen ihrer Masterarbeit zu widmen. „Es stellte sich ihr die Aufgabe, das Gemälde zu untersuchen, unter der Fragestellung, ob es sich um ein unfertiges Gemälde handelt und ob es weitere Belege für eine Autorenschaft von di Credi gibt“, so von der Goltz. Hierzu beschrieb sie das Objekt, ging auf die Geschichte ein und führte kunsthistorische Einordnungen zusammen. Es schlossen sich sorgfältige technologische Untersuchungen an, bei denen sie bezüglich der Techniken der Tafelherstellung, der Unterzeichnungen, den ersten Anlagen und dem Aufbau der Malerei zu interessanten Ergebnissen kam. Diese glich sie mit Quellenschriften und mit Befunden von weiteren di Credi-Gemälden ab, sei es im Austausch mit Expert*innen, beispielsweise in New York und Oxford, als auch vor Ort etwa in Dresden und Mainz.

„In Florenz gab es in der Zeit der Renaissance zahlreiche Kunstwerkstätten. Jede Werkstatt verfügte über Gesellen, Lehrlinge, Assistenten und Meister. Zur Erleichterung und zur Beschleunigung der Produktion von Malerei nutzten die Werkstätten verschiedene Methoden der Übertragung einer Vorzeichnung auf die Malfläche. Die sogenannte „Spolvero-Technik“ verwendet zum Beispiel eine Art von Schablone, welche sich mehrfach in verschiedenen Kunstwerken wiederfindet. Diese Art von Produktion spielte eine wichtige Rolle in den Kunstwerkstätten der Renaissance. Die Methode konnte in dem Gemälde von di Credi nachgewiesen werden“, so die Absolventin. Gerade der Vergleich von anderen Forschungen zu di Credi machte für sie auch andere Werke von ihm sichtbar und brachte sie im Gespräch mit renommierten Fachleuten ein.

„Die Ergebnisse der Untersuchungen sind sowohl für die Kunstgeschichte als auch für die Restaurierungswissenschaften von Bedeutung und werden Eingang in den vor der Veröffentlichung stehenden Bestandskatalog finden. Sie bestärken die Thesen, dass es sich um ein unvollendetes Gemälde handelt und das es von di Credi stammt“, so Professor von der Goltz, der mit Dr. Christine Hübner von der Universität Leipzig die Arbeit betreute.

Zum Hintergrund:

Seit 2002 gibt es eine Kooperation zwischen der Kunstsammlung der Universität Göttingen und den Konservierungs-und-Restaurierungsstudiengängen der HAWK am Standort Hildesheim, bei der unter anderem jedes Jahr gemeinsame interdisziplinäre Lehrveranstaltungen und Projektwochen in der Kunstsammlung und Werkstattbesuche in Hildesheim stattfinden. Darüber hinaus beraten die Restaurator*innen die Sammlung in konservatorischen Belangen, nutzen die Kunstwerke für ein attraktives Curriculum und bieten damit auch Quellen für ein spannendes Abschlussthema.

 

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