Erscheinungsdatum: 26.03.2010

<P>Der Berliner Architekt Tom Kaden plädiert für zeitgemäßen Umgang mit dem Baustoff Holz ohne jede Öko-Romantik</P>

Einzigartig, wegweisend, innovativ - das sind nur einige der Attribute, mit denen das Holzhaus „e3“ im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg von Kaden-Klingbeil-Architekten zur Zeit in den Medien überschwänglich gefeiert wird. Ein sieben-geschossiges Hochhaus in Holzkonstruktion, inmitten des ansonsten steinernen Berlin, das passt tatsächlich nicht in die gängige Vorstellungswelt. Die Erwartungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im vollbesetzten Hörsaal am Goschentor - darunter viele Studierende - waren demzufolge sehr interessiert - undihre Erwartungenwurden nicht enttäuscht. Tom Kadens Vortrag über den modernen Holzbau in der Stadt war zunächst ein Plädoyer für die architektonische Vielfalt und gegen den vordergründigen Dogmatismus in der Berliner Stadtplanung der vergangenen Jahre.


Seit 1994 plant der Architekt mit dem Baustoff Holz, das Projekt e3 - 2009 mit dem Deutschen Holzbaupreis ausgezeichnet - ist sein erstes innerstädtisches mehrgeschossiges Holzbauprojekt. Der Baustoff Holz war hierbei nicht vorgegeben, sondern vielmehr ausdrücklicher Wunsch einer selbstbewussten Bauherrengemeinschaft, welche insbesondere die ökologischen Qualitäten des Materials schätzte. Die Vorteile des Holzbaus, die Kaden eindrucksvoll am Beispiel des Projekte e3 vor Augen führte, liegen auf der Hand:

  • die Leistungsfähigkeit des Materials, der um 40 Prozent reduzierte Primärenergieaufwand im Vergleich zum konventionellen Massivbau,
  • die extrem kurze Bauzeit,
  • das hohe Maß an Vorfertigung,
  • die Präzision der Knotenverbindungen und
  • das innovative Potential z.B. von Holz-Verbund-Konstruktionen.

Abseits jeglicher Öko-Romantik beschrieb Kaden die handfesten Dinge, die ihre Projekte ausmachen - und die Schwierigkeiten und Hindernisse bei der Realisierung. Denn eigentlich sind in Berlin nur fünfgeschossige Holzbauten genehmigungsfähig, deswegen mussten für das Gebäude insbesondere beim Brandschutz Sonderlösungen erarbeitet und Einzelfallregelungen beantragt werden. Am Rande war zu erfahren, dass auch ein Absolvent der Fakultät Bauwesen an der Tragwerksplanung des Gebäudes beteiligt war.

Die Bauten und Projekte, die Tom Kaden im Weiteren vorstellte sind städtisch-modern, respektieren die Regeln der Stadt und sind dennoch selbstbewusst, weisen auf die Perspektiven des Holzbaus hin ohne ihn sichtbar zur Schau zur Stellen. Die Architekten planen bereits an Hochhäusern weit jenseits der 22 m-Marke.

Auf offene Ohren stießen die Ausführungen Kadens zur allgemeinen Situation des Holzbaus, in denen er eine bessere Information und Lobbyarbeit sowie eine stärkere Verankerung des Holzbaus an den Universitäten und Fachhochschulen forderte. Dozenten und Studierende sahen sich bestätigt, immerhin besitzt der Studiengang Holzingenieurwesen an der HAWK seit Jahren bundesweit Alleinstellungsmerkmale und erfreut sich überregional einer guten Nachfrage. „Kein Ding ist rein funktional und Holz ist nicht per se gut“, so Kaden mit Blick auf das Image-Problem des Holzes.


Die Zuhörerinnen und Zuhörer des ersten Baugesprächs im Sommersemester 2010 bedankten sich mit lang anhaltendem Applaus für die kurzweilig vorgetragenen Ausführungen des Referenten; die große Anzahl der Fragen im Anschluss an den Vortrag bekundete das große Interesse an dem Thema. Die Fakultät Bauwesen hat die Vortragsreihe im Sommersemester 2010 unter das Leitthema „Perspektiven in Holz“ gestellt.

Weitere interessante Berichte werden also folgen [Veranstaltungsüberblick Baugespräche 10]

[Download] des Vortrags


Der Berliner Architekt Tom Kaden plädiert für zeitgemäßen Umgang mit dem Baustoff Holz ohne jede Öko-Romantik

Dipl.-Ing. Tom Kaden Dipl.-Ing. Tom Kaden