Erscheinungsdatum: 07.12.2015

Studierende der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit laden zur Spurensuche im Brühl ein

Menschen sind nicht frei von Bildern zur Jugend

... und erst recht nicht von denen ihrer eigenen. »Installierte Bilder« im kollektiven wie individuellen Gedächtnis prägen Sichtungen vom So-Sein wie dem So-Geworden-Sein von Jugend einerseits, wie vom Subjekt im Allgemeinen und dem Individuum im Speziellen. Es sind Erlebnisfolien subjektivierter Seh-, Hör-, Riech-, Schmeck- Fühl- sowie Sprachbilder, die soziale Differenzen virulent werden lassen. Anders formuliert: Hätte der Mensch keine »Bilder im Kopf«, er wäre freier von Vorurteilen - aber orientierungslos. Auch wichtige Prozesse der Identitätsbildung liefen ins Leere.

Professionalisiertes »Verstehen«

Sind »inneren Bilder« damit »Stabilisatoren der Biografiesierung wie des Alltäglichen«, werden sie gleichsam zur oftmals unhinterfragten Bewertungsfolie für anscheinend Ähnliches. Professionalisiertes »Verstehen« wird so zur Herausforderung der Befremdung des Eigenen gegenüber dem Fremden (Bourdieu 2002/ Finkeldey 2007; 2011); Toleranz alleinig langt nicht hinreichend hin.

Fremdbespiegelung »installierter Bilder«

In einer methodisch angelegten Befremdungspraxis (Finkeldey 2013/ Sedlak 2014) verwenden Studierende des Projektes "Auf der Spur von Vorurteilen zur Jugend" unter Leitung von Prof. Dr. Lutz Finkeldey und Björn Sedlak das Stilmittel der Fotografie. Die Besonderheiten liegen hier neben künstlerisch-ästhetischen Momenten in den korrelativen Verweisungen. Im Zusammenspiel aus Produktion, Präsentation und Rezeption entsteht das, was Boehm (2007) im »Dialog mit dem Inneren« als »sinnerzeugender Überschuss« fasst; es entstehen »Sinnbilder« (Michel 2006). Die methodische Arbeit mit Fotos eröffnet den komplexen Zugang zu »inneren Bildern« und fordert zur diskursiven Aktualisierung auf (Sedlak 2014). Die Studierenden übersetzten ihre bisherigen Projektergebnisse in Form einer Bildinstallation für interessierte Betrachter/innen. Ziel dieses Interaktionsangebotes ist weniger die Antwort, als vielmehr die erneuerte Frage.

Eröffnet werden darüber Räume der Selbst-wie Fremdbespiegelung »installierter Bilder«, die Hinweise auf kollektivierte wie subjektivierte Sichtungen vom So-Sein der eigenen wie fremden Jugend anbieten. Präsentiert werden drei Teilprojekte; der Vortrag von Frau Prof. Dr. Jasamann rahmt die Ausstellung konzeptionell.

Teilprojekt: Differenzen im »visual frame«

Thea Heidenreich und Cornelia Deike beschäftigen sich mit visuellen Differenzlinien von Sichtungen. Geht es einerseits um soziokulturell differente Selbstpräsentationen, sind hierin verwoben und in der Ausstellung unentschlüsselt hinterlegt Sichtungsdifferenzen des Selbst- wie des Fremdbildes. Der visuelle Rahmen kann dabei jeweils Auszüge binden, die durch andere Rahmungen konterkariert erscheinen. Deutlich geht bereits im Ästhetischen die Differenz aus Eigenem wie Fremden auf, was die beiden Studierenden durch einen sinnbildlichen roten Faden in ihrer Installation symbolisch andeuten.

Teilprojekt: »Sofortbild«

»Die Unausweichlichkeit des Augenblicks« steht mitunter der fluiden Auffassung von Welt als Symptom postmoderner Selbstbeschreibung diametral entgegen. Das Digitale sorgt für den Möglichkeitsraum einer nie dagewesenen Bilderflut, deren stets veränderbaren Produkte Realitäten zu Virtuellen werden lassen. Auch das Selbst lässt sich »worldwide« als zunächst entkoppelter Avatar stilisieren – Effekte der Rückkopplung als dann Unausweichliches ungeachtet.

Die Geschichte des (analogen) »Sofortbildes« beansprucht dagegen eine Authenzität als einmalige Spur, eine Fixierung des individuellen Footprints als »es-ist-so-gewesen«. Wie also lassen sich biografisch motivierte »innere Bilder« als unausweichliche Aufforderung ablichten und welche Erlebnisfolien aktiviert dies bei den performativen Akteuren? Es ist dieser Komplex, dem die Studierenden Sascha Beucher, Alina Mühlenmeier und Jana Dünow nachspüren. Sie installierten ein interaktives Angebot, dass unweigerlich zur diskursiven Auseinandersetzung auffordert.

Teilprojekt: »Visuelle Narrative«

Altbekannt erzeugen »Erzählungen« »innere Bilder« und lassen Geschichte erst lebendig werden – auch die Eigene. Doch was veranlassen Erzählungen im Format der Fotografie? Welche eigene Geschichte wird zur Fremden und umgekehrt? Hier spricht die von Katharina Jäschke und Dustin Steingreber installierte »visuelle Narrative« für sich.

Die Ausstellung des Projektes „Auf der Spur von Vorurteilen zur Jugend” ist noch bis zum 15. Dezember 2015 im Foyer des Gebäudes Brühl 20 an der Fakultät Sozialen Arbeit und Gesundheit zu erleben.

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