Erscheinungsdatum: 04.02.2014

Lernen durch Praxis: Studierende stellen Marketingkonzepte für Organisationen im sozialen Bereich vor


Rund zwanzig Grundschüler/innen begutachten neugierig das Löschfahrzeug der Hildesheimer Berufsfeuerwehr, das außerplanmäßig auf dem Pausenhof der Grundschule Neuhof Halt gemacht hat.

Interessiert schauen sie auf Constantin Wächter, der ihnen eben eine große Spreizzange zeigt, mit der man verklemmte Autotüren öffnen kann. Damit stemmt er einen großen und schweren Müllcontainer mühelos ein wenig in die Höhe.
Daneben stehen Sanira Salisch, Kristin Schulze und Ann-Christin Stein.

"Spaß! Helden! Freunde!"

Die drei Studentinnen haben diesen Besuch der Feuerwehr bei der Grundschule Neuhof organisiert, um ihre Flyer unter die Schüler zu bringen. "Spaß! Helden! Freunde!" steht darauf in großen Lettern und dazu in leichter Sprache, was die Kids in der Kinder- und später der Jugendfeuerwehr alles erwartet.

Ausgedacht haben sie sich diese Aktion im Rahmen eines Marketingkursesder Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit an der HAWK in Hildesheim.
Ihr "Kunde": die Freiwillige Feuerwehr Hildesheim, die dringend jugendlichen Nachwuchs sucht. Salisch ist dort selbst ehrenamtlich aktiv.

Ein Semester lang lernten die Studentinnen und ihre Kommiliton/inn/en Marketingstrategien anhand von realen Praxisproblemen für Organisationen im sozialen Bereich. Dass das Lernen im Projekt am nachhaltigsten im Gedächtnis haften bleibt, weiß ihr Dozent Dr. Andreas Hohmann, der den Marketingkurs für die rund 30 Studierenden der Sozialen Arbeit anbot und im Wesentlichen zunächst die theoretischen Grundzüge vermittelte.

"Hier gehe ich jetzt richtig positiv gestimmt raus", sagt Hohmann, der nach der Abschlusspräsentation von den Ergebnissen begeistert ist: „Die Studierenden kamen am Anfang eher verschüchtert ins Seminar und hatten ein wenig Berührungsängste bei dem Thema. Aber es steckt so viel Kreativität in ihnen, die man fördern kann, aber auch gelegentlich aus ihnen herauskitzeln muss."

"Ohne Internetseite geht es ja heute nicht mehr"

Am Ende gab es acht verschiedene Marketingpräsentationen, bei der jede Gruppe Bereich und Organisation je nach Interesse selber wählen konnte.
So gab es sehr viele Ideen mit Plakaten und Postkarten, es wurde aber auch eine Website gestaltet: Diese Idee wurde von Katharina Gibmeier und Neele Naß umgesetzt. Was sich zunächst nach viel Programmier-Arbeit und großen technischen Vorkenntnissen anhört, entpuppte sich für die Studentinnen der Sozialen Arbeit als gut zu bewältigende Aufgabe. Sie konnten mit einem kostenlosen Tool eine einfache Website für einen Kindergarten entwerfen.
Der Wunsch dazu warvon dem Fachpersonal gekommen: „Ohne Internetseite geht es ja heute nicht mehr, und da die KiTa schon einen Flyer hatte, setzten wir die Wünsche nach einer Webseite auch um. Als Ziel stand für die Erzieher/innen mehr Präsenz im Internet, vor allem mit Blick auf die zu haltenden Anmeldezahlen", so Gibmeier.

Während ihre Kommilitonin Maren Huschka ein Plakat für eine Roma-Ausstellung an der HAWK entworfen hatte, gestalteten Despina Remmart und Madeleine Möhring eine ganze Plakatreihe für den HAWK-Studiengang Bildung und Erziehung. Deren professionellen Bildmotive weckten auch das Interesse ihrer Mitstudierenden. „Die Fotos haben wir von einer Agenturseite gekauft", erläuterten sie in der Präsentation und erklärten, dass man nicht einfach Motive aus dem Internet herunterladen und weiterverwenden dürfe, sondern für kommerzielle Absichten meistens bestimmte Lizenzen zur Veröffentlichung erwerben müsse." Es sei wichtig, solche Dinge zu wissen", kommentierte Hohmann das Vorgehen der Gruppe und somit habe sich ein Lernerfolg ergeben, der sich durch die reine Vermittlung der Theorie wahrscheinlich nicht eingestellt hätte.

Ähnliche Erfahrungen hatten auch Lisa Hotte, Kristina Meier, Manuela Fischendorf und Pia Schulze gemacht: Sie hatten Plakate für die Elisabeth-von-Rantzau-Schule gestaltet, um für deren soziale Berufsausbildung bei Schüler/inne/n zu werben. Sie verfremdeten allerdings die Fotomotive mit einem Bildbearbeitungsprogramm, um Gesichter unkenntlich und die Darstellungen so rechtssicher werden zu lassen. Gut angekommen ist auch die Idee zu einem Senior/inne/enfrühstück:„Das war eine generationsübergreifende Aktion für gemeinsames Spielen und voneinander Lernen für Jung und Alt", sagte Franziska Nethert. Zusammen mit ihrer Kommilitonin Linda Kimpel hatte sie die Idee gehabt: "Das Frühstück in dem Dorf gab es bereits einmal im Monat, war aber wenig besucht."
Nach ihrer Plakat- und Flyeraktion war dann es besser angenommen, viele neue Menschen konnten dafür gewonnen werden.

Auch negative Erfahrungen bleiben nicht aus

Aber nicht jede Aktion verlief reibungslos, es gab auch durchaus ernüchternde Erfahrungen, die die harte Realität von sozialen Einrichtungen widerspiegelten: Anne Meenken und Antonia Ebel versuchten eine Spendensammelkampagne für den "Guten Hirten" zu organisieren. Sie wollten zur Weihnachtszeit gezielt von Kund/inn/en Pflegeprodukte in Drogerien als Spende für hilfebedürftige Menschen sammeln und auch die Drogerien selbst darum bitten.
Die Konzernleitungen antworteten aber nicht auf die Spendenanfragen der Studentinnen, sodass die Mitarbeiter/innen der Drogerien die Spenden aus eigener Tasche zahlten und die Aktion unterstützten: „Von den Zentralen kam leider nicht so viel zurück, das war schon eher enttäuschend", konstatierte Meenken. Am Ende gab es dennoch sehr positive Reaktionen auf die wenigen Spenden von Seiten des Guten Hirten, was die Initiatorinnen dann doch sehr freute.

Und auch bei Spendenpatenschaften für das DRK zeigte sich, dass eine gute Idee alleine noch keine erfolgreiche Marketingaktion garantiert, wie Susann Huth lernte: „Wir haben eine Art Fragebogen entwickelt, damit Spender/innen zielgenau für das DRK Hildesheim spenden können – nämlich für den DRK-Kleidershop, die Seniorenarbeit oder den Katastrophenschutz." Dazu hatten die Studierenden einen Einsatzwagen des DRK und viele Dinge darin mit Preisschildern versehen und so vor der Arnekengalerie Position an einem Stand bezogen. Am Ende des Abends gab es aber nur eine Patenschaft, dafür aber umso mehr Anerkennung von vielen interessierten Passant/inn/en. Später wurden noch mehr Patenschaften registriert, so dass Huth und ihre Kommiliton/inne/n Linda Groß, Olivia Pensel, Manuel Ballauf und Anika Wahlbuhl das Ergebnis positiv betrachten konnten.

Ihr Dozent Andreas Hohmann sieht aber auch diese auf den ersten Blick nicht positiven Ergebnisse der Planungen und Bemühungen als wichtig an: „Nicht immer hat man gleich beim ersten Spendenbrief oder bei der ersten Sammelaktion Erfolg und erfährt dabei, dass sich Marketing für soziale Einrichtungen wie rennen in einem Hamsterrad anfühlt: Aber auch ein Frustrationserlebnis kann eine wichtige Lernerfahrung sein."

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