HAWK open: Land fördert Beratungsprojekt für Geflüchtete weiter

Erscheinungsdatum: 16.02.2018

Das Hochschulprojekt „HAWK open“ kann weitere drei Jahre Geflüchtete beraten, die studieren möchten und auf dem Weg in ein Studium Unterstützung benötigen. Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) fördert die HAWK und das Team, das an den drei HAWK-Standorten Hildesheim, Holzminden und Göttingen arbeitet, mit weiteren 300.000 Euro bis Ende 2020.

Fast 400 Geflüchtete konnten bisher auf dem Weg zu einem Studium beraten werden. Und es kommen weiterhin neue Anfragen von Studieninteressierten mit Fluchthintergrund dazu, besonders auch aus ländlichen Regionen, in denen die (akademischen) Bildungsmöglichkeiten begrenzt sind.

 

Die ersten Ratsuchenden studieren inzwischen an der HAWK oder an anderen Hochschulen in einem Bachelor- bzw. Masterstudium, einige konnten durch ein vorheriges Studium in ihrer Heimat in höhere Semester eingestuft werden. Deren Erfahrungen und Kompetenzen sind besonders wertvoll und werden in die Projektaktivitäten eingebunden. Ein 27-jähriger Syrer, der bisher durch das Projekt begleitet wurde, studiert inzwischen an der HAWK und arbeitet nun als wissenschaftliche Hilfskraft im Projekt, wo er neue Interessierte auf ihrem Weg ins Studium begleitet.

Neben der Beratung von Studieninteressierten erforscht das Projekt HAWK open auch, mit welchen Vorerfahrungen, Bildungshintergründen und Erwartungen Geflüchtete nach Deutschland gekommen sind. Neben den Sprachhürden ist vor allem das ungewohnte Hochschul- und Studiensystem eine Herausforderung für die Studieninteressierten. Es braucht Zeit und Unterstützung, das wissenschaftliche Arbeiten in der neuen Sprache zu lernen, aus dem großen Studienangebot in Deutschland das Richtige für sich zu finden oder auch, selbständig zu recherchieren und zu formulieren/ (und) für alles die richtigen Ansprechpartner zu finden.

Orientierungs- und Sprach-Intensivkurse insbesondere in Kooperation mit dem HAWK plus Sprachenzentrum, der Uni und den Volkshochschulen sowie Einzelberatungen, Führungen oder Exkursionen helfen den Geflüchteten dabei, den Weg ins Studium und damit auch den Weg zu einem guten Leben in Deutschland weiter zu gehen.

Eine, die es geschafft hat, ist Zeinab Hasan aus Syrien, jetzt Studentin an der Göttinger HAWK-Fakultät Naturwissenschaften und Technik im 1. Semester BEng Elektrotechnik/Informationstechnik: „Für mich persönlich war das erste Semester am Anfang sehr schwierig, weil ich sowohl eine internationale Studentin bin, als auch schon lange Zeit  wegen des Kriegs in meiner Heimat nicht studiert habe. Aber langsam, mit der Zeit, hat es mit dem Studium und der Integration in meine neue Umgebung geklappt. Ich rate den neuen Studenten und Studentinnen, von Anfang an fleißig zu lernen und die Übungen alleine zu Hause zu lösen, denn ist es echt hilfreich, genauso wie die Bücher von der Bibliothek auszuleihen. Aus den Büchern zu lernen ist besser, als stundenlang im Internet zu suchen.“

Hamed Ibrahim Abdalla studiert im 1. Semester, BEng Präzisionsmaschinenbau ebenfalls an der Fakultät Naturwissenschaften und Technik. Er kommt aus dem Sudan und lebt inzwischen seit dreieinhalb Jahren in Deutschland. Vor rund einem Jahr hat er in Hildesheim einen Studienvorbereitungskurs von HAWK open besucht und die anschließende TestDaF- Prüfung (eine internationale Sprachprüfung zur Ermittlung des Sprachniveaus) erfolgreich absolviert. Seit September 2017 studiert er nun in Göttingen Präzisionsmaschinenbau. Abdalla berichtet von seinen Erfahrungen: „In Vorbereitung auf mein Studium habe ich bereits versucht mein Vorwissen im Bereich der Mathematik, Physik und Chemie aufzufrischen, erste Fachbegriffe als Vokabeln zu lernen und die methodische Vorgehensweise in Deutschland kennenzulernen. Dafür habe ich mir entsprechende Literatur aus der Bibliothek ausgeliehen und mir schwierige Themen in meine Muttersprache Arabisch übersetzt. Das hat mir den Einstieg in das Studium sehr erleichtert, da ich so den Vorlesungen besser folgen konnte. Da ich einige Fächer bereits aus meinem Studium im Sudan kenne, konnte ich mich stärker auf die Fächer konzentrieren, die ich noch nicht kannte. Dennoch fiel es mir nicht immer leicht, die Studieninhalte auf Deutsch zu verstehen, insbesondere durch das relativ zügige Tempo einiger Vorlesungen. Auch der Aspekt Zeitmanagement musste neu organisiert werden: Da mir im Rahmen meines Asylverfahrens mein Umzug nach Göttingen nicht gestattet wird, muss ich täglich von Hildesheim pendeln. Im Zug kann ich mich nur schlecht konzentrieren, so dass ich meine Lernzeit effektiv nutzen und einteilen muss. Aber mithilfe von erfolgreichen Lernstrategien und regelmäßigem Lernen im Semester kommt man gut an der HAWK zurecht.“