Was bedeutet Gesundheit für mich? Wie sehen andere Gesundheit? Welche Rolle spielen dabei meine kulturellen Prägungen? Wie kann ich andere in ihrem Gesundheitsverhalten unterstützen? Im Wahlpflichtmodul (WPM) „Internationale und Transkulturelle Perspektiven“ im Bachelorstudiengang Ergotherapie, Physiotherapie und Logopädie tauschten sich Studierende und Deutschlernende aus den Kursen von HAWK Open zu diesen Fragen aus und wendeten das Wissen in einem Projekt und in Referaten an.

HAWK-Dozentin Dr. Sandra Schiller hat bereits mehrere Studienprojekte zum Thema Gesundheitsinformationen für Geflüchtete mit Studierenden und Menschen mit Fluchthintergrund durchgeführt. In diesem Semester hat sie in Form eines WPMs einen neuen Rahmen geschaffen, in dem Studierende der Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie sowie Deutschlernende gemeinsam lernen und Erfahrungen sammeln können. Ihr Wunsch für die Studierenden ist, dass sie nicht nur etwas über Menschen mit anderen kulturell geprägten Erfahrungen lernen, sondern in der Begegnung mit anderen auch etwas über sich selbst erfahren. Daher standen neben dem fachlichen Input vor allem Kleingruppenarbeiten und Diskussionen im Fokus. Zudem wurde Greta Krukewitt vom Psychosozialen Zentrum Osnabrück als Gastreferentin eingeladen, um von ihrer ergotherapeutischen Arbeit mit Geflüchteten zu berichten. Tatkräftig unterstützt wurde die Veranstaltung von Mareike Haensch, einer Masterstudentin ELP, die am Tutorienprogramm von LernkulTour teilnimmt, und der HAWK+ Tutorin Sivatharani Sivagurunathan.

 

Im Seminar bekamen die Teilnehmenden zu Veranstaltungsbeginn jeweils einen Input zu einem kultur- und gesundheitsbezogenen Thema. Anschließend ging es dann in Kleingruppen in den Austausch. Dort wurde diskutiert, was Gesundheit bedeutet und wovon dieses Verständnis beeinflusst wird; was in der transkulturellen Kommunikation hilfreich ist; wie man Gesundheitsinformationen für bestimmte Zielgruppen gestalten kann und wie man Zugang zu schwer erreichbaren Zielgruppen bekommen kann. Durch den Austausch von Erfahrungen, Wissen und Perspektiven erlebten die Studierenden und die Deutschlernenden dabei einen gemeinschaftlichen Lernprozess. „Es war hilfreich zu lernen, wie das Gesundheitssystem für Geflüchtete funktioniert“ sagte Anna Beening, eine studierende Physiotherapeutin. Neben dem gemeinschaftlichen Lernpozess stand für die Deutschlernenden auch die Verbesserung der eigenen Sprachkompetenz im Vordergrund und die Studierenden waren beeindruckt von den Fortschritten der Deutschlernenden, die sie im Laufe der Monate durch ihren intensiven Deutschkurs machten.

Eine wertvolle inhaltliche Bereicherung war der Besuch der Ergotherapeutin Gesa Krukewitt, die in einem psychosozialen Zentrum für Menschen mit Fluchthintergrund arbeitet. Sie berichtete, mit welchen sprachlichen und kulturellen Hürden sie konfrontiert ist, mit welchen sozialen, institutionellen und gesundheitlichen Schwierigkeiten ihre Klient*innen zu kämpfen haben und welche Angebote das Zentrum bietet, um diesen zu begegnen.

Eine besondere Möglichkeit des Seminars war ein Projekt auf Anfrage eines Hildesheimer Flüchtlingsheims. Eine Gruppe entschied sich als Teil der Prüfungsleistung für die Durchführung dieses Projekts zum Thema „Kindergesundheit“. Vier Deutschlernenden und fünf Studierenden haben eine Informationsveranstaltung konzipiert und durchgeführt. Die Aufbereitung der Informationen und die mehrsprachige Präsentation wurden zusammen erarbeitet. Die Themen waren „Ernährung“, „Rauchen“, „Medienkonsum“, „Zahnpflege“ und „Anlaufstellen in Hildesheim“. In der Veranstaltung wurden die Eltern durch einen kurzen Vortrag auf Deutsch, Arabisch und Kurdisch informiert. Seid-Alyas Bashar erzählt: „Was für mich in diesem Kurs etwas Besonderes war, war meine Rolle als Dolmetscher in dem Projekt.“ Nach einer Pause mit gesunden Snacks hatten die Eltern und ihre Kinder die Möglichkeit an verschiedenen Stationen das richtige Zähneputzen zu üben, einen Bewegungsparcour zu probieren und Kommunikationsspiele zu spielen. Die Veranstaltung wurde gut angenommen, die Eltern nahmen mit großem Interesse und die Kinder mit viel Spaß daran teil. Für die Projektgruppe war dies eine spannende und bereichernde Erfahrung. „Ich achte jetzt auch jeden Tag darauf, was ich esse“, berichtet Rasheed Mohammad. „Es war eine gute Erfahrung.“ Seid-Alyas Bashar ergänzt: „Außerdem war es sehr schön, die Arbeit mit so vielen netten Leuten“. Für die ELP-Studierenden beschreibt Jill Scherrer die gemeinsame Projekterfahrung: „Wir lernten aus diesem Projekt nicht nur die Zusammenarbeit und Interaktion untereinander, sondern auch neue Kulturen und Sprachen kennen. Wir lernten es, mit Geduld und Flexibilität produktivere und zufriedenstellendere Arbeit zu leisten. Auch untereinander funktionierten wir immer besser als Team und lernten uns untereinander besser kennen und machten neue Bekanntschaften.“

Dr. Sandra Schiller hofft, dass aufgrund der positiven Rückmeldungen und der Erfolge der Veranstaltungen auch andere inspiriert werden, Seminare und Projekte mit Deutschlernenden und Studierenden gemeinsam durchzuführen.