Das NativPlus-Haus wurde ins Leben gerufen, um nachhaltige Wohnlösungen zu finden und zu fördern.
Prof. Dr. Wessel Gehlker

Das NativPlus-Haus ist ein Wohn- oder Bürogebäude, das den Anforderungen des nachhaltigen Bauens und der CO2-Einsparung zur Erreichung der Klimaziele entspricht. Es verwendet erneuerbare Energiequellen wie Photovoltaik, thermische Solarenergie und Geothermie. Natürliche Materialien und angepasste Technologien sorgen für ein gesundes Raumklima

Mit dem Modellhaus können verschiedene Wohnkonzepte getestet und evaluiert werden. So werden neue Erkenntnisse gewonnen und innovative Wohnlösungen entwickelt. Die Modellhaus-Übersicht zeigt mögliche Wohnlösungen die sich aus den Untersuchungen ergeben haben.

Die drei Faktoren für nachhaltiges Bauen

Ökologische Nachhaltigkeit

Die ökologische Nachhaltigkeit umfasst den Schutz der natürlichen Ressourcen und des Ökosystems. Um dies zu erreichen, verwendet das NativPlus Haus beim Bau ausgewählte, ressourcenschonende Materialien wie zum Beispiel Holz und Lehm und energieeffiziente Gebäudetechniken wie Photovoltaik-Anlagen, Wärmepumpen, Lüftungsanlagen und Wärmerückgewinnung.

 

Es ist auch wichtig, ökobilanzielle Grenzwerte einzuhalten und naturnahe Lebensbedingungen zu schaffen, um zum Beispiel den Bodenversiegelungseffekt zu reduzieren. Die Bodenversiegelung stellt ein Problem dar, wenn Regenwasser kaum versickern und nicht über Pflanzen teilweise wieder an die Luft abgegeben werden kann.

Bei der Bepflanzung am und um das Haus herum, sollte der Garten sinnvoll und naturnah gestaltet werden, um die Biodiversität zu steigern. Der Anteil der bepflanzten Grundstücksfläche sollte mindestens 30 % betragen.

Ökonomische Nachhaltigkeit

Ökonomische Nachhaltigkeit beim Bauen von Häusern schont wirtschaftliche Ressourcen und sorgt für eine langfristige Wertstabilität des Gebäudes. Es geht darum, dass das Gebäude über seine gesamte Nutzungsdauer hinweg ökonomisch sinnvoll ist und die Bewohner*innen nicht mit hohen Folgekosten belastet.

 

Das NativPlus Haus kostet in seiner Erstellung, Nutzung und zum Lebensende deutlich weniger als konventionell gebaute Häuser. Es erreicht diese Wirtschaftlichkeit und geringe Lebenszyklus-Kosten unter anderem durch folgende Aspekte:

  • Einsatz wiederverwendbarer Bauteile und Materialien
  • Exakte Auslegung der Heizflächen für den energieeffizienten Betrieb der Wärmepumpe
  • Solarenergienutzung, Strom- und Wärmespeicher sowie Smart Home
  • Lüftungsanlagen mit hohem Wärmerückgewinnungsgrad

Soziokulturelle Nachhaltigkeit

Nachhaltiges Bauen und Begrünung wirken sich positiv auf die körperliche und geistige Gesundheit der Bewohner*innen aus. Bepflanzte Gärten reduzieren Stress und fördern körperliche Aktivität. Nachhaltige Gebäude wirken sich positiv auf die Gesundheit der Bewohner*innen aus.

 

Nachhaltige Gebäude emittieren weniger Treibhausgase und beteiligen sich damit aktiv an den Klimazielen. Zudem vermitteln sie ein positives Bild der Nachhaltigkeit.

Wenn das NativPlus-Haus Anreize gibt, nachhaltiger zu bauen, steigt die Nachfrage an nachhaltigen Baumaterialien und Technologien, was dazu beiträgt, neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Entstehung und Verwendung des NativPlus-Modellhaus

Mit Projektstart im Sommersemester 2016 erfolgte im Studiengang Green Building die erste Planung und Entwicklung des ersten Prototyps eines Modellhauses. Das von den Studierenden realisierte begehbare Prototyp-Modellhaus wurde 2017 auf der Ideen Expo in Hannover vorgestellt.

Im Sommersemester 2018 wurde dann das Nachfolger- und jetzige Modellhaus konzipiert.

 
  • Entwurfsplanung eines NativPlus-Neubaus (Green Building - Projektmodul III; SoSe 2018)
  • NativPlus-Modulhaus und NativPlus-Modellhaus (Green Building - Projektmodul III; SoSe 2019)

Mit dem Bau des NativPlus-Haus kamen neue Fragestellungen in Richtung Technik und Energieversorgung dazu. Neben der Auswahl der zu nutzenden Technologien der Energieversorgung und deren Dimensionierung wurden Methoden für die Datenerfassung, Kontrolle und Bewertung entwickelt.

  • Grünes Wohnquartier Höxter/Stahle (Green Building - Modul Gebäude, Anlagen und Zertifizierung; SoSe 2020)
  • Planung des mobilen NativPlus-Modellhauses und Praktische Arbeiten am mobilen NativPlus-Modellhaus (Green Building - Modul Gebäude und Anlagen; SoSe 2021)
  • NativPlus-Typhäuser (Master Energieeffizientes und nachhaltiges Bauen Projektmodul 1a; SoSe 2022)
  • NativPlus-Tiny-Haus KfW40 / NativPlus-Haus QNG (Green Building Modul Gebäude und Anlagen; SoSe 2022):

Vom 23. April - 15. Oktober 2023 war das mobile NativPlus-Modellhaus auf der Landesgartenschau in Höxter zu sehen und zu begehen. Informationsveranstaltungen und Workshops ließen die Technik und Energieversorgung erfahrbar werden.

Parallel begleitete Prof. Dr. Gehlker im laufenden Sommersemester 2023 zwei Projekte zum NativPlus-Modellhaus.

  • Im Bachelor Green Building beschäftigten sich die Studierenden mit der Visualisierung der PV-Erträge vom NativPlus-Haus.
  • Im Master Energieeffizientes und nachhaltiges Bauen entwickelten die Studierenden Konzepte, bei Landesgartenschau-/Messebesucher*innen ein Interesse an nachhaltigem Bauen zu wecken.