HAWK-Fakulät Bauen und Erhalten feiert 84 Absolventinnen und Absolventen

Erscheinungsdatum: 17.03.2020

Bei frühlingshaftem Wetter hat die Fakultät Bauen und Erhalten der HAWK 84 Absolventinnen und Absolventen für ihre Bachelor- und Masterabschlüsse mit einer Urkunde geehrt. Die besten Arbeiten zeichnete das Institut für Prüfung und Forschung im Bauwesen e. V. (IPFB) pro Studiengang jeweils mit einem Buchpreis aus. Zusätzlich ehrte der Berufsverband der Straßenbau- und Verkehrsingenieure in Niedersachsen (VSVI) zwei Abschlussarbeiten und auch die Ingenieurkammer vergab Ehrungen.

Der Nachmittag begann mit der Vorstellung der Absolvierenden in einer Diashow zu „Final Countdown“ von der Band Europe, auch wenn nach Meinung von Fakultätsdekan Prof. Dr.-Ing. Günther Bahre „We Are the Champions“ von Queen die Leistungen der Absolventinnen und Absolventen sogar noch besser beschrieben hätte. Denn ganz nach dem Text „And bad mistakes, I’ve made a few. I’ve had my share of sand kicked in my face, but I’ve come through“ haben auch die Studierenden ein "paar kleine Fehlerchen während ihres Studium ganz bestimmt gemacht auch ein bisschen Sand ins Gesicht bekommen, so hin und wieder im übertragenen Sinne, aber Sie sind durchgekommen“, erklärte Bahre zufrieden. „Sie dürfen mit Recht stolz sein auf den Titel ‚Young Professionals‘, wie wir Sie ab jetzt auch gerne bezeichnen“, lobte Bahre die künftigen Praktikerinnen und Praktiker der Baubranche.

 

 

Architekt Dipl.-Ing. Robert Marlow, Präsident der Architektenkammer Niedersachsen, verwies auf die inzwischen 50 Jahre umfassende Geschichte der Kammer und stellte ihre Errungenschaften vor, etwa den Schutz der Bezeichnung der Architektin oder des Architekten, den Qualitätsanspruch durch fest vorgeschriebene Fortbildungen und die Altersversorgung durch die Bayerische Architektenversorgung. Er mahnte jedoch zur Vorsicht, denn „wer weiß, was passiert, wenn die Konjunktur auch ihre Dellen bekommt und wir weniger zu tun haben in den Büros. Deswegen mein Appell: Macht den Master!“ Dabei verwies er auch darauf, dass sich Architektin oder Architekt nur Absolvierende mit Masterabschluss und Kammermitgliedschaft nennen dürfen. Zur Altersvorsorge gab er außerdem einen praktischen Rat: „Man kann sofort in die Bayerische Architektenversorgung – auch jetzt schon mit dem Bachelor-Abschluss- eintreten. Man muss nur innerhalb von vier Jahren in die Kammer kommen. Die Masterzeit verlängert diese vier Jahre. Es ist auch nicht schlimm, wenn man nicht in die Kammer kommt, weil die Bayerische Architektenversorgung die ersten vier Jahre, weil Sie so jung sind, so sensationell gut verrentet, dass da immer am Ende noch mehr übrigbleibt, als wenn das in die gesetzliche Rentenversicherung fließen würde.“

Im Anschluss stellte Dipl.Ing. Michael Rohardt, langjähriges Vorstandsmitglied der Ingenieurkammer, zum letzten Mal die Besonderheiten seiner Kammer vor. Die rund 6000 Ingenieurinnen und Ingenieure umfassende Kammer setzt auf freiwillige Mitgliedschaften zur Sicherung des Standes des Ingenieurberufs in der Gesellschaft, zur Qualitätssicherung des Berufs und als berufspolitisches Organ als Körperschaft des öffentlichen Rechts. Die Kammer verleiht das Recht zum Führen der Berufsbezeichnung Ingenieurin oder Ingenieur, die Hochschulen sind für die akademischen Grade zuständig.

„Was ist nun ein Ingenieur? Der Gesetzgeber in Niedersachsen hat vor zwei Jahren definiert, ein Ingenieur ist einer, der drei Jahre lang studiert hat, und mindestens 70 Prozent seiner Studienfächer sollten MINT-Fächer gewesen sein, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Damit haben wir in Niedersachsen die höchsten Anforderungen an einen Ingenieur und natürlich auch an eine Ingenieurin.“ Trotzdem sei die Ingenieurkammer essentiell für die angehenden Bauingenieurinnen und Bauingenieure, denn „die Halbwertszeit des Wissens ist drei Jahre. In drei Jahren ist der Stand der Technik so veraltet, dass Sie 50 Prozent vergessen können. Wir haben ein gemeinsames Portal für Fortbildungen namens `Fortbilder.de‘ und bieten dort Fortbildungen an, die Sie selbst an anderen Instituten nicht geboten bekommen. Ich denke da beispielsweise an Glasbau – so etwas rechnet sich nicht als Institution, das zahlt dann die Ingenieurkammer oder die Architektenkammer.“ Trotzdem lohnt es sich auch in die Kammer zu kommen und seine Berufsbezeichnung schützen zu lassen, denn hierzu erklärte Rohardt „ins Versorgungswerk kommen Sie erst, wenn Sie sich beratender Ingenieur nennen. Das ist ein gesetzlich geschützter Titel. ‚Unterwerfen‘ Sie sich der Aufsicht der Ingenieurkammer. Das können Sie Ihrem Auftraggeber gegenüber natürlich auch gut verkaufen!“

Vor der Vergabe der Zeugnisse und weiterer Ehrungen reflektierte Dekan Bahre über die sich verändernde Situation der Baubranche, denn auch sie muss heute Nachhaltigkeit als zentrales Thema aufnehmen und umsetzen. „Es gibt in allen Bereichen wirklich viel zu tun. Wir müssen durch nachhaltige Gestaltung aktiv dafür sorgen, dass Hochwasser und Sturzfluten unseren Lebensraum nicht zerstören, das ist eine Mammutaufgabe, die uns in den nächsten Jahrzehnten noch beschäftigen wird. Die energetische Sanierung von Gebäuden, der Bau von Anlagen zur Energieumwandlung und -nutzung -auch Windräder gehören dazu- und weitere Maßnahmen zur Substitution des CO2-verursachenden Individualverkehrs, alles das kann unser Metier dazu beitragen.“ Aufgrund des hohen Bedarfs an Sanierung und Neubau in allen Baubereichen vom Wohnungsbau bis zur Infrastruktur sind die Absolvierenden höchst gefragt. Bahre merkte hierzu an „Der Fachkräftemangel bremst im Bauwesen derzeit einiges ein. Es braucht Personalkapazität, das alles umzusetzen - mit anderen Worten: Es braucht Sie!“

Die Zeugnisse übergab Prof. Dr.-Ing. Günther Bahre zusammen mit Prof. Dr.-Ing. Martin Klaus für die Holz-und Bauingenieurstudiengänge. Für die Architekturabsolvierenden verlieh Studiendekan Dipl.-Ing. Thomas Kauertz die Urkunden. Die Besten des Jahrgangs erhielten jeweils einen Buchpreis von IPFB. Die beste Abschlussarbeit im Bachelorstudiengang Holzingenieurwesen schrieb Jérôme Frohn. Über den besten Bachelorabschluss im Bauingenieurwesen freute sich Nelly Kamens. Janina Rose ließ sich gerne als beste Masterabsolventin des Bauingenieurwesens auszeichnen. Bei der Architektur schaffte Sarah Siebke den besten Bachelorabschluss. Peter Flory, der die beste Masterarbeit schrieb, konnte die Veranstaltung leider nicht besuchen.

Dipl.-Ing. Joachim Grupe von der Vereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure in Niedersachsen e.V. (VSVI) verlieh den VSVI-Nachwuchspreis an Janina Rose für ihre aktuelle Masterarbeit im Bauingenieurwesen und an Mareike Schlaß für ihre Bachelorarbeit im Bauingenieurwesen aus dem Sommersemester 2019. In ihrer Siegerarbeit untersuchte Janina Rose die Radverkehrsanlagen der Region Hannover und erhielt dafür als Prämie 1.000 Euro. Mareike Schlaß beschäftige sich mit dem baulichen Erhaltungsaufwand der verschiedenen Bauweisen auf den Autobahnen unter Einbeziehung des volkswirtschaftlichen Aspektes – als Prämie gab es für sie 500 Euro. Beide Preisträgerinnen freuten sich zudem über eine kostenlose Schnuppermitgliedschaft im VSVI.

Zum Abschluss ehrte Dipl.-Ing. Michael Rohardt von der Ingenieurkammer Patrick Gutzeit (Master Bauingenieurwesen) für seine Mitarbeit im Fakultätsrat, Jérôme Frohn (Bachelor Holzingenieurwesen) für sein Engagement im Fachschaftsrat, Fabian Zuchiatti (Bachelor Bauingenieurwesen) für die Arbeit im Fakultäts- und im Fachschaftsrat sowie Janina Rose (Master Bauingenieurwesen) für ihr Engagement in der Prüfungskommission.
Die Veranstaltung klang mit dem üblichen Sektempfang aus.