HAWK-Restaurierung feiert 30-Jähriges Bestehen

Erscheinungsdatum: 19.01.2018

Die Gäste können kommen. Alles ist fertig oder eher "fast fertig": Der reich bebilderte Tagungsband liegt in der Druckerei,  Teilnehmerliste und  Namenskärtchen sind gedruckt. Im Dommuseum Hildesheim, das die Konferenz „Konsolidieren und Kommunizieren“ vom 25. bis 27. Januar 2018 beherbergt, stehen bereits 182 Stühle und die zwölf Poster der Poster-Session hängen an der Wand.

„Dank der Hilfe vieler Kollegen und Kolleginnen sind wir für unsere 210 Gäste sehr gut vorbereitet. Wir freuen uns über die große Resonanz der Tagung und auf unsere Gäste“, so Dipl.-Rest. Ina Birkenbeul und Dr. Angela Weyer, bei denen die Fäden zusammenlaufen.

 
Das Tagungsthema „Konsolidieren und Kommunizieren“

Anlässlich ihres 30jährigen Bestehens haben sich die Restaurierungs-Studiengänge der HAWK ein besonderes Thema ausgesucht, das Konsolidieren, also die Sicherung von gealterten, geschwächten Materialstrukturen mit angepassten Mitteln und Methoden. Es ist eine zentrale Aufgabe der Konservierung und Restaurierung, auf der viele weitere Erhaltungsmaßnahmen aufbauen. „Konsolidieren und Kommunizieren. Materialien und Methoden zur Konsolidierung von Kunst- und Kulturgut im interdisziplinären Dialog“ heißt diese Jubiläumstagung mit vollständigem Titel.

Ina Birkenbeul hatte die Idee zu diesem Thema: Neuartig ist daran, dass man sich in Hildesheim nicht - wie sonst üblich - auf die Konsolidierung eines Materialbereichs konzentriert, sondern den Austausch zwischen den verschiedenen Materialbereichen verstärken will. So wird die Hauptfrage der Tagung sein, welche Konsolidierungsmittel in welcher Applikationsart auch für Objekte aus anderen Materialien verwendet werden können.

Die Kommunikative Mittagspause: ein Experiment
Aber auch organisatorisch wurde die „Kommunikation“ in der Tagung stark verankert: In den sogenannten kommunikativen Mittagspausen vertiefen jeweils 15 Gäste mit zwei bis drei Vortragenden ein Thema im Gespräch. „Die Idee haben wir von einer IT-Konferenz übernommen. In den Restaurierungswissenschaften gab es das meines Wissens noch nie. Alle hatten aber gleich Lust, bei dem Experiment mitzumachen und die Dombibliothek war sofort bereit, unser Gastgeber zu sein“, so Angela Weyer.

Auswahl über internationalen Call for Papers
Die Auswahl der Vortragenden erfolgte über einen internationalen Call for Papers. Es werden Fachleute aus Deutschland, Großbritannien, Italien, Litauen, Malta, Österreich, den Schweiz und Tschechien sprechen. In der Poster-Sektion stellen Kolleg/inn/en aus weiteren Ländern ihre Forschungsergebnisse vor: Ägypten, Ecuador, Iran, Spanien und die USA sind hier noch vertreten.

Als inhaltliche Grundlage des Tagungsthemas wird Velson Horie aus Manchester in einer Keynote Lecture den Begriff „Konsolidieren“ und die Problematik seiner Anwendung im Bereich der Erhaltung von Kulturgut erläutern. Horie hat mit seinem Buch „Materials for Conservation, Organic Consolidants, Adhesives and Coatings“ ein Grundlagenwerk für die Restaurierungswissenschaft geschaffen.

English Corner
Nicht alle der Vortragenden und Poster-Autor/inn/en sprechen Deutsch. Deshalb haben sich sowohl einige Gäste wie auch Studierende der Restaurierungs-Studiengänge bereit erklärt, in einer sog. English Corner den Sitznachbarn beim Verständnis der weitgehend deutschen Vorträge zu helfen. Dieses Konzept ist nicht ganz neu, sondern war schon mal bei der Sgraffito-Konferenz an der HAWK sehr erfolgreich: Alle englischsprachigen Gäste konnten den deutschen Vorträgen folgen.

Nachhaltigkeit
Als 18. Band der Schriftenreihe des Hornemann Institut der HAWK erscheint zur Tagung ein reich bebilderter Tagungsband, der die neuen Erkenntnisse langfristig der Fach-Öffentlichkeit erhalten wird. Er ist für 29,95 im Buchhandel zu erwerben.

Offizieller Beitrag Europäisches Kulturerbejahr 2018
Die Tagung ist als ein offizieller Beitrag zum Europäischen Kulturerbejahr SHARING HERITAGE 2018 qualifiziert worden. Sie passt sehr gut zu einem ihrer Leitthemen,  „Austausch und Bewegung“, denn nur im Austausch mit unseren Nachbarn werden wir die bestmöglichen Methoden zur Erhaltung unseres europäischen Kulturerbes  herausarbeiten können.

Zum Gedenken an Prof. Dr. Nicole Riedl-Siedow (1971-2017)
Die Tagung ist der verstorbenen Kollegin Prof. Dr. Nicole Riedel-Siedow gewidmet, die sich sehr stark in deren Konzeption eingebacht hatte. Unmittelbar vor der Tagung, am 25. Januar 2018, von 11.00 bis 12.00 Uhr, laden die Restaurierungs-Studiengänge zu einer Veranstaltung zum Gedenken an die geschätzte Kollegin ein. Es sprechen zu ihren Projekten der Konservierung/Restaurierung von Wandmalerei/Achitekturoberfläche:

  • Prof. Dr. Achim Hubel, Universität Bamberg
  • Prof. Dr. Regine Schulz, Direktorin des Roemer- und Pelizaeus Museums
  • Prof. apl. Prof. Dr. Wolfgang Viöl, HAWK, Vizepräsident für Forschung und Transfer
  • Stefanie Endrulat M.A.

Öffentliche Vorträge
Ebenfalls öffentlich, kostenfrei und nicht anmeldepflichtig sind zwei Vorträge im Rahmen der Konferenz:

Als warming up für die Tagung spricht Restaurator Christian Eckmann aus Kairo am 24. Januar 2018, um 18.30 Uhr, Brühl 20, im Rahmen des Hornemann Kollegs zu Goldblechen, die lose verstreut auf dem Boden der Vorkammer des Grabes Tutechamuns lagen: "Bling – Bling!" – Glanzvolles aus dem Grab des Tutanchamun aus herstellungstechnischer Perspektive.  Der Referent wird seine Erkenntnisse über die angewandten Herstellungstechniken und die ursprüngliche Funktion der Artefakte erläutern.

Am Donnerstag, 25. Januar 2018, 18.30 Uhr im Dommuseum Hildesheim referiert Christian Eckmann zum Titel „Die goldene Totenmaske und ihr Bart“ zur goldenen Totenmaske des Königs Tutanchamun. Er erläutert darin u. a. die Wiederanbringung des zunächst unsachgemäß geklebten Bartes, die Ergebnisse naturwissenschaftlicher Untersuchungen und neue Forschungsergebnisse zur Herstellungstechnik der Totenmaske.

Hildesheimer Tag der Restaurierung
Direkt im Anschluss an die Tagung, am 27. Januar 2018, findet ab 14.00 Uhr der Hildesheimer Tag der Restaurierung statt: Absolventinnen und Absolventen der Restaurierungs- Studiengänge geben spannende Einblicke in ihre aktuellen Projekt- und Forschungsarbeiten.

Ausklang mit großer Alumni-Party
Zum 30jährigen Jubiläum werden viele ehemalige Studierende, sogenannte Alumni, erwartet. Mehr als 500 Restauratorinnen und Restauratoren sind bisher in Hildesheim ausgebildet worden und arbeiten heute meist selbstständig für Museen, Denkmalpflege- und Kirchenämtern in ganz Deutschland und der Welt. Nach den Veranstaltungen gibt es deshalb eine große Alumni-Party