Erscheinungsdatum: 25.06.2007

Joachim Hildebrandt und Hans-Jörg Schmid mit der HAWK-Ehrenmedaille ausgezeichnet

HAWK-Präsident Prof. Dr. Martin Thren hat Studiendirektor Joachim Hildebrandt, stellvertretender Schulleiter des Göttinger Max-Planck-Gymnasiums, und Hans-Jörg Schmid, Rechtsanwalt und Richter am Amtsgericht Göttingen a.D., die Ehrenmedaille der HAWK verliehen. Beide sind mehr als 25 Jahre als Lehrbeauftragte an der Göttinger HAWK-Fakultät Ressourcenmanagement tätig gewesen.

Prof. Dr. Ulrich Harteisen, Dekan der Fakultät Ressourcenmanagement, begrüßte zahlreiche Gäste bei einer Feierstunde am Büsgenweg und hob die Bedeutung von Lehrbeauftragten für die Ausbildung der Studierenden hervor. Sie seien Experten aus der Praxis, die die Lehre bereicherten.

Praxis heißt im Fall von Joachim Hildebrandt ebenfalls Lehrtätigkeit. Hildebrandt unterrichtet Mathematik am Göttinger Max-Planck-Gymnasium. Sein Fach an der HAWK ist die Biometrie für Erst- und Zweitsemester. „Es ist kein ganz leichtes Geschäft, junge Menschen, die entweder mit Hilfe des Abiturs frisch dem deutschen Schulsystem entronnen sind oder sich nach einigen Jahren des praktischen Arbeitens doch zum Besuch einer Fachhochschule entschlossen haben und sich nun auf den wissenschaftlichen Umgang mit Wald und Bäumen freuen, für Mittelwert und Standardabweichung, die Normalverteilung, Korrelationsrechnung und Signifikanztest zu begeistern“, umschrieb Laudator Prof. Dr. Hubert Merkel die Tatsache, dass Biometrie nicht zu den Lieblingsfächern der Studierenden gehört.
Ein Förster müsse unter anderem wissen, wie viel Holz in seinem Wald steht. Das sei auch den Studierenden klar. Aber dann kämen die Schwierigkeiten: „Dass es zu viele Bäume gibt, als dass man jeden einzelnen vermessen könnte, dies zu verstehen, gebietet alleine schon die Faulheit. Das alles sieht man ja noch gerne ein. Dass man sich aber deshalb auf die Unsicherheit einer Stichprobe einlassen, ja wie ein Poker- oder Würfelspieler mit dem Zufall hantieren und dann auch noch rechnen muss, diesen scheinbaren Wider- und Unsinn muss man erst einmal aushalten“, analysierte Merkel die Gefühlslage der Lernenden. Schlecht für den Lehrer? Nur, wenn er kein guter Pädagoge ist. Und Hildebrandt ist einer, dem Merkel attestiert: „Und so hat Herr Hildebrandt ausgerechnet am wahrscheinlich unwirtlichsten Ort der Vorsemester – Biometrie ist abstrakt und mit Rechnen verbunden, es beinhaltet eigentlich alles, was man durch die Wahl eines Forststudiums für den Rest seines Lebens vermeiden wollte – er hat also an gerade diesem unwirtlichen Ort eine didaktische Oase geschaffen und die Kamele sind bis heute 53 Semester lang gerne dort hingezogen und haben brav gesoffen.“

Auch Hans-Jörg Schmid hatte nicht das beliebteste Fach zu betreuen: „In unserem Hause hat er den Studierenden im Studiengang Forstwirtschaft und später auch den Arboristen das Strafrecht und Strafverfahrensrecht nahe gebracht“, sagte Laudatorin Prof. Dr. Gabriele Oestreich, die sich bei den Studierenden umgehört hatte. Bei ihnen nämlich „genießt Herr Schmid große Anerkennung, da er es schafft, aufgrund seines großen praktischen Erfahrungsschatzes, ein gerade von den Förstern wenig geliebtes Fach wie das Recht lebendig, anschaulich, interessant und dazu noch mit viel Engagement, kompetent, verständlich und humorvoll zu gestalten.“
Dies seien die Worte, die die Studierenden für Hans-Jörg Schmid gefunden haben und Gabriele Oestreich weiß aus eigener Erfahrung im Umweltrecht, wie schwierig es ist, sich in Rechtsfächern solche Lorbeeren zu verdienen. Dass Schmid es versteht, das Fach Strafrecht gegenüber den Studierenden mit Leben zu erfüllen und weiter als bis zur fälligen Rechtsklausur im 2. Semester Eindrücke zu hinterlassen, zeigten die Äußerungen eines nun im Diplom befindlichen angehenden Forstwirten. Dieser erinnere sich immer noch lebhaft an den Fall vom ‚Bäcker Heinz Spekulatius’, der nach dem Genuss einer enormen Menge von Weinbrandbohnen in seinem Pkw auf der Bahnhofstraße mit einem Blutalkoholgehalt von 3,08 ‰ angetroffen wurde. Anhand dieses Falles habe Hans-Jörg Schmid den Ablauf des Strafverfahrens mit den Studierenden erarbeitet.

Ebenso eingeprägt hat sich diesem Diplomanden der Hinweis, den der Richter gleich in einer seiner ersten Vorlesungsstunden gegeben hat. Er kündigte den Studierenden an, dass sie sich vor seinem Richterstuhl wieder finden würden, falls sie straffällig würden, sofern sie in Göttingen gemeldet, bis zu 21 Jahre alt wären und ihr Name mit einem Buchstaben aus der ersten Hälfte des Alphabets begänne. Dies hätte – so der angehende Forstwirt – zwar zunächst ein etwas mulmiges Gefühl hervorgerufen. Letztlich sei man sich unter den Kommilitonen jedoch einig gewesen, dass es nicht gerade das Schlechteste wäre, Herrn Schmid in dieser Situation als Richter zu begegnen, berichtete Gabriele Oestreich.

HAWK-Präsident Prof. Dr. Martin Thren dankte Joachim Hildebrandt und Hans-Jörg Schmid herzlich für ihren beispielhaften Einsatz und erinnerte sich an seinen eigenen ersten Tag an der Fakultät im Jahr 1987. Der Dekan hatte Thren eine Diplomzeitschrift in die Hand gedrückt, in der die Studierenden schon damals Lobeshymnen über ihre Lehrbeauftragten niedergeschrieben hatten. Auch zwanzig Jahre später habe sich an dem Urteil der Studierenden nichts geändert. Thren überreichte beiden anschließend die Ehrenmedaille der HAWK. Bisher ist sie erst zweimal vergeben worden.

Dekan Harteisen ließ es sich zum Abschluss nicht nehmen, zwei weitere Hauptpersonen im Publikum zu ehren. Mit den Worten „nur gemeinsam sind wir stark“ überreichte er den Frauen der Geehrten, Karin Hildebrandt und Martina Schmid, einen Strauß Sonnenblumen.

Joachim Hildebrandt und Hans-Jörg Schmid mit der HAWK-Ehrenmedaille ausgezeichnet (v.l.n.r) HAWK-Präsident Prof. Dr. Martin Thren, Joachim Hildebrandt, Dekan Prof. Dr. Ulrich Ha (v.l.n.r) HAWK-Präsident Prof. Dr. Martin Thren, Joachim Hildebrandt, Dekan Prof. Dr. Ulrich Ha