Studierende präsentieren Gestaltungsideen von Co-Work-Space bis „Pflanzpalast“

Erscheinungsdatum: 28.10.2022

Wieder ein Tanzpalast 2.0 – oder doch eher Co-Working-Boxen, vielleicht sogar Indoor-Gewächshäuser inklusive Fischzucht? Rund fünfzig Interessierte hatten sich im großen Ausstellungsraum der Rasselmania in der Hildesheimer Nordstadt vor einer Leinwand versammelt. Gespannt hörten sie den HAWK-Studierenden zu, die ihre Entwürfe für das ehemalige Tanzpalast-Gelände präsentierten. Acht Studierendengruppen hatten sich intensiv Gedanken gemacht, wie das ungewöhnliche Gebäude an der Senkingstrasse mit der charakteristischen Laderampe später einmal aussehen könnte.

Neue Ideen zu entwickeln war Teil ihrer Bachelorarbeit, die Entwurfsgrafiken erklärten sie ausführlich in kurzen Präsentationen, die sie auch bereits an die Wände der Rasselmania-Ausstellungshalle gehängt hatten.
Laura-Sophie Ahrens, HAWK-Bachelorstudentin Architektur im 7. Semester, wurde im Zuge eines vorherigen Studienprojektes mit zwei Kommilitonen auf das interessante Gebiet aufmerksam und brachte somit den Stein ins Rollen, wie sie sagte: „Als wir auf das Gelände gestoßen sind, haben wir gesehen: Das ist einfach total charmant, da passiert etwas. Wir haben Menschen beobachtet, die dieses Grundstück als Abkürzung genommen haben – wieso dort also nicht einen Ort schaffen, der Leute anspricht, auch wirklich an diesem Platz zu verweilen?“
Ihre Gruppe hat für das Freigelände unter anderem eine Art Grüne Zone mit Wegeführung und im Vorderbereich einen Skatepark geplant – um einen Ort in der Nordstadt zu schaffen, der das Miteinander untermale.

 

Es wurde auch die Umfrageauswertung vorgestellt, die Josepha und Justina Simon durchgeführt hatten, und die grundlegenden Daten für die studentischen Entwürfe lieferte. Bei der Onlineumfrage sei überraschend herausgekommen, dass das Gebäude für viele Bürger*innen von Hildesheim immer noch eine große Bedeutung habe, so Josepha Simon, Architektur-Masterstudentin im 1. Semester: „Viele kennen den Tanzpalast noch als Diskothek aus ihrer Jugend, er war auch ein beliebter Treffpunkt. Im Hinblick auf unsere Entwürfe hat uns die Umfrage sehr geholfen und gezeigt, welches Interesse nach wie vor daran herrscht und was sich Hildesheimer als Nutzung dafür wünschen.“
Insgesamt habe es einige etwas kommerziellere Ansätze zur Umgestaltung gegeben, und einige hätten einen sozialen Hauptaspekt gehabt, so Dr.-Ing. Ines Lüder, Professorin für Städtebau, Regionales Bauen und Entwerfen an der HAWK über die Ideen der Studierenden.
Gezielt eingeladen für das Event in der Rasselmania wurden im Vorfeld acht bis zehn Interessensgruppen und -beteiligte, so Lüder: Die reichten von der benachbarten KiTa bis hin zur Rollsportinitiative „Rollen e.V.“, auch der Verbund "Brücke der Kulturen Hildesheim e.V." zeigte Interesse. In einer abschließenden Diskussion wurde eine mögliche Umsetzung von gemeinwohlorientierten Nutzungsideen diskutiert. Auch wenn es bereits Interessenten für das zum Verkauf stehende Gelände gebe, konnte an dem Abend eine Gruppe Engagierter zur Weiterentwicklung der Umgestaltungsideen gefunden werden. Und eine Vereinsgründung mit dem Ziel der Realisierung eines öffentlichen und nutzungsgemischten Ortes in Hildesheim ist mittlerweile beschlossen.
Für einen kleinen Spannungs-Höhepunkt des Abends sorgte der Auftritt des Eigentümers der Immobilie, der extra zu dem Termin gekommen war, und sich äußerte. „Das war sehr überraschend, aber natürlich toll - weil ich hoffe, dass er gesehen hat, welches Potential dieses Gebäude hat und welche tollen Ideen es dazu gibt“, sagt Lüder, die die Diskussion moderierte.  Stefan Wahl, Investor aus Frankfurt am Main, äußerte sich positiv über den Abend und erzählte auch über viele Hürden, die sich beispielsweise aus dem Bebauungsplan ergeben. Bis zum Jahresende wolle er die Immobilie verkauft haben.   
Die Musik- und DJ-Kooperative WDLDS (Woodlands) aus Hildesheim, die sich und ihr Projekt „Kulturgarten“ ebenfalls vorstellte und für das Objekt Interesse zeigte, sorgte im Anschluss des Programms für den musikalischen Ausklang.
Wie die Zukunft des Objektes ehemaliger Tanzpalast aussieht, bleibt weiterhin offen: Ines Lüder hat aber bereits Ideen, wie es mit dem Prozess weitergehen könnte: „Ich möchte jemanden von ‚Immovielien‘ einladen, die haben als Netzwerk gutes Fachwissen, wie man solche gemeinwohlorientierten Projekte zum Beispiel in eine Genossenschaft überführen kann.“ Das solle möglichst bald - da die Zeit dränge - geschehen.
Laura-Sophie Ahrens, die an diesem Abend ihre Entwurfsarbeit vorgestellt hatte, ist ebenfalls positiv gestimmt. Es seien ganz viele Impulse gewesen, die auf sie eingewirkt hätten und es hätte sich sehr gut angefühlt: „In der abschließenden Fragerunde hat man nochmal visuell gesehen, dass es genügend Leute gibt, die Lust haben, den Tanzpalast neu zu gestalten, neu zu denken und etwas zu bewegen“.