HAWK-Studierende präsentieren ihr Elektrofahrzeug für die Formula Student

Erscheinungsdatum: 06.11.2015

Einen Eid würde er darauf sicher nicht schwören, aber mit seiner Vermutung wird der projektbegleitende HAWK-Professor Dr. Ing. Peter Reinke wohl kaum daneben liegen: „Das ist das erste Auto, das vollständig in Göttingen gebaut worden ist.“ Mit dem von HAWK-Studenten für den Formula Student-Wettbewerb selbst entwickelten und konstruierten Fahrzeug E_HAWK15 will das 45-köpfige Team gleich beim ersten Versuch einen Rekord aufstellen. Der etwa zwei Meter lange Rennwagen knackt mit seinen gerade einmal 199 Kilogramm Gewicht den bisherigen Rekord für ein Erstjahresfahrzeug.

„Wir durchbrechen damit eine magische Marke“, schwärmte der studentische Projektleiter Thorsten Rinke bei der Vorstellung des Blue Flash-Teams jetzt an der Göttinger HAWK-Fakultät Naturwissenschaften und Technik. Monatelang hatten die Studierenden aus sechs verschiedenen Studienrichtungen und Fakultäten aller drei Standorte nicht nur an dem fahrbaren Untersatz selbst, sondern auch an dem Design, dem Marketing und der dafür notwendigen Kostenkontrolle gefeilt.

 

Denn beim seit 1999 weltweit laufenden Formula Student-Wettbewerb geht es um mehr als nur ein sicheres, leistungsstarkes und effizientes Fahrzeug mit überzeugender Rennperformance zu konstruieren. Sponsoren müssen eingeworben, das vorhandene Budget eingehalten und auch die passenden Vermarktungsargumente mit aufgezeigt werden. Eine Herausforderung, für die sich erstmals auch die HAWK-Studierenden aus Göttingen und Hildesheim im Rahmen der von ihnen gegründeten studentischen Firma „Blue Flash“ die Nächte um die Ohren schlugen, dafür aber jetzt ein ausgesprochen vorzeigbares Ergebnis im Rahmen eines Rollouts mit Häppchen, Plakaten und professionellem Werbeclip eindrucksvoll und medienwirksam abliefern konnten.

Vor der offiziellen Präsentation hatten Sponsoren, Wettbewerbskollegen anderer Universitäten oder einfach nur Interessierte noch Gelegenheit, zunächst einen Blick in die Arbeitswelt der Blue Flash-Mannschaft zu werfen. Bei den Führungen durch Büro, Werkstatt und Labor werden schon einmal Kniffe bei der Vorgehensweise offenbar, die gar nicht so weit von der Wirklichkeit professioneller Entwicklungsteams entfernt scheinen. Denn das Blue Flash-Team hat teilweise auch auf vorhandene Technik gesetzt, um diese an ihre Erfordernisse anzupassen. „Wir geben uns Mühe, das Zugekaufte zu verbessern“, kommentiert Moritz Pieper das für alle Branchen nicht unübliche Vorgehen „und schauen, wo wir Potential zum Einsparen finden“. Beispiel Leistungselektronik. Für den E_HAWK15 musste ein Gerät herhalten, das normalerweise nur in stationären Maschinen Verwendung findet. Kühlplatten und Gehäuse allerdings waren für die Leichtbauweise des Rennfahrzeugs viel zu schwer, also konstruierten die HAWK-Entwickler eine Alternative aus Aluminium und setzten das Ganze auf viel engerem Raum zusammen.

Im Hörsaal vor großem Publikum verrieten Projektleiter Thorsten Rinke und Marketing-Chef Timo Rusteberg noch weitere Details. Etwa, dass man den Akkukasten herausnehmbar auf der Untersite des Chassis so angebracht habe, dass er schnell und sicher wieder aufgeladen werden kann. Angetrieben wiederum wird der E_HAWK15 durch zwei Elektromotoren, die über zwei eigens entwickelte Getriebe im Heck des Fahrzeug übertragen. Die Vierkolbenbremsanlage an der Vorderachse bringt das Fahrzeug sicher zum Stehen.

Aber nicht nur die technischen Daten, auch die Optik des Fahrzeugs und das gesamte Engagement der Blue Flash-Konstrukteure überzeugt. „Was die Studenten hier gleich beim ersten Mal hinbekommen haben, ist super“, zeigte sich etwa Rob Overdijkink begeistert, der viele Teams als Sponsor begleitet. Und auch HAWK-Präsidentin Professor Dr. Christiane Dienel freut sich über den Erfolg des Blue Flash-Teams. „Was wir als Hochschule leisten, ist nicht nur, Studierende mit Wissen vollzustopfen, wir wollen auch einen Rahmen bieten, wo sich Persönlichkeiten entwickeln können“, meinte Dienel bei Ansprache während der Präsentation, „Das kann eigentlich nicht besser gelingen als in einem Projekt wie Formula Student.“

E_HAWK15 in Zahlen

  • Gewicht: 199 Kilogramm – damit das erste Formula Student-Erstjahresfahrzeug, das unter der magischen Grenze von 200 Kilogramm bleibt
  • Drehmoment: 700 Newtonmeter
  • Kapazität des Akkus: 6,4 kWh
  • Antrieb: 2WD (Heckantrieb mit zwei Getriebekomponenten)
  • Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: unter vier Sekunden
  • Leistung: 80 KW (ca. 109 PS)
  • Spitzengeschwindigkeit: 120 km/h