Göttingen ist eine Stadt der Wissenschaft und Bildung. Die Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen trägt ihren Teil dazu bei und hat mit dem neuen Studiengang Präzisionsfertigungstechnik gerade einen weiteren Baustein hinzugefügt. Mit der Fertigstellung des knapp acht Millionen Mark teuren Neubaus und dessen Einrichtung im Sommer , kann der Studienbetrieb voll aufgenommen werden. Die Bauarbeiten sind im Zeitplan, am gestrigen Montag, 26. Februar 2001, war Richtfest. Einer der zahlreichen Festgäste war Thomas Oppermann, Niedersächsischer Minister für Wissenschaft und Kultur und ein großer Befürworter des Projektes am Göttinger Fachbereich Physik-, Mess- und Feinwerktechnik der Fachhochschule.
Ihr Grundstudium haben die ersten Studierenden der Präzisionsfertigugstechnik noch in den bestehenden Räumen der Hochschule an den Zietenterassen absolviert. Mit dem Eintritt in ihr Hauptstudium können sie und die drei Professoren sowie zwei Mitarbeiter dann in den rund 700 Quadratmeter großen, zweigeschossigen Stahlbetonbau umziehen. Planung, Ausschreibung und Bauleitung liegen beim Staatshochbauamt Göttingen. Für den Entwurf zeichnet Diplom-Ingenieur Dieter Reichenbach. Die Projektleitung hat Diplom-Ingenieur Klaus-Peter Müller. Elf Monate beträgt die gesamte Bauzeit. 1,5 Millionen Mark sind für die Einrichtung des Hauses mit hochmodernen Laboren und Werkstätten veranschlagt. Zwischen dem Neubau im Osten und den vorhandenen Fachhochschulgebäuden an der Von-Ossietzky-Straße 99 wird es einen Verbindungsgang geben. Die Labor- und Werkstatträume sind nach Norden ausgerichtet, um thermische Belastungen durch Sonneneinstrahlung zu vermeiden.
Programm des Richtfestes:
Um 15 Uhr begrüßt Baudirektor Matthias Reinhard, Leiter des Staatshochbauamtes die Gäste.
Diplom-Ingenieur Andreas Hollmann, Bauleiter der Firma Kümper + Schwarze (Rohbau) bringt den Richtspruch aus.
Es sprechen:
Thomas Oppermann, Niedersächsicher Minister für Wissenschaft und Kultur,
Professor Dr. Johannes Kolb, Präsident der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen
Jürgen Danielowski, Oberbürgermeister der Stadt Göttingen
Professor Dr. Gerd Litfin, Vorsitzender des Fördervereins Fachhochschule Göttingen
Professor Dr. Klaus Bobey, Dekan des Fachbereichs Physik-, Mess- und Feinwerktechnik (PMF) in Göttingen.
Im Anschluss an ein Essen führen Professor Dr. Karl-Josef Schalz, Projektbeauftragter der Fachhochschule, und Diplom-Ingenieur Klaus Müller, Projektleiter beim Staatshochbauamt Göttingen durch den Neubau.
Studiengang Präzisionsfertigungstechnik:
Der Einsatz optischer Komponenten und Systeme hält zunehmend Einzug in alle Bereiche der Technik. So werden beispielsweise größte Anstrengungen unternommen, um mit Hilfe neuer optischer Präzisionselemente die zukünftig exponentiell ansteigenden Datenübertragungsraten in der Bild- und Informationstechnik zu realisieren. Ebenso kommen in der Fahrzeugtechnik, auf dem Gebiet der Navigation und Verbesserung der Nachtsichtbarkeit, neue optische Verfahren und -systeme zur Anwendung. Die höchsten Anforderungen an optische Abbildungsleistungen werden jedoch an wissenschaftliche Instrumente, wie z.B. Forschungsmikroskope, oder an Lithografie-Geräte der Halbleitertechnik gestellt.
Zukünftige Herausforderungen:
Um diesen hohen und vielseitigen Anforderungen an zukünftige optische Komponenten und Systeme gerecht zu werden, müssen viele neue Aspekte und Fragen auf den Gebieten der Materialwissenschaften - insbesondere Gläser - sowie der Fertigungs-, Beschichtungs-, Verbindungs- und Montage-Technologien (Verfahren, Geräte und Maschinen) erforscht und beantwortet werden. Hierbei steht vor allem die Frage nach Realisierung höchster Präzisionsanforderungen, bedingt durch Kleinheit und Qualität, im Vordergrund. Von Interesse ist hierbei nicht nur die Weiterentwicklung von Materialien und Fertigungstechnologien, sondern auch die Weiterentwicklung der dazu notwendigen Fertigungsmaschinen und Mess/Prüftechniken.
Ziel des Studiengangs:
Der Studiengang Präzisionsfertungstechnik hat als Hightech-Ausbildungsbereich das Ziel, Präzisionsfertigungsingenieure mit den Schwerpunkten Optik und Mechanik auszubilden, um insbesondere die Optik- und Mechanik-Präzisionstechnologien in Industrieunternehmen zu festigen und zu stärken.
Ausbildung in Entwicklung und Fertigung:
Die Entwicklung der Präzisionskomponenten und -systeme wird in Laboren mit modernsten C-Technologien wie 3D-CAD, CAE, CAM, CAQ und CIM durchgeführt. Zur Fertigung der Optikkomponenten wird eine komplett ausgestattete Optikfertigungsstrecke mit modernster Beschichtungstechnik zur Verfügung stehen. Modernste CNC-Bearbeitungsmaschinen der Technologien Fräsen, Drehen und Bohren bis hin zu HSC- (High Speed Cutting) und Laserbearbeitung finden zur Fertigung und Bearbeitung der Präzisionsmechaniken Anwendung. Für die Montage und Komplettierung der Komponenten zu High-End-Systemen sind zwei spezielle Labore vorgesehen, welche alle erforderlichen Montage-, Mess- und Prüfgeräte aufweisen. Nicht zuletzt spielt die Vernetzung und Automatisierung von Prozessen in der Ingenieurausbildung ebenso eine wichtige Rolle.
Zusammenarbeit von Hochschule und Industrie:
Der zum Wintersemester 2000/2001 gestartete neue Studiengang Präzisionsfertigungstechnik ist insofern ein Paradebeispiel für die Zusammenarbeit von Hochschule und Industrie, als sich die bundesweite optische Industrie bereit erklärt hat, zum einen Studierende nach Göttingen zu entsenden und zum anderen sich maßgeblich an der Ausstattung der Optikfertigungsstrecke zu beteiligen.
Damit ist eine ideale Plattform geschaffen, um auch gemeinsam Forschungs- und Drittmittelprojekte auf den Gebieten der Prozess-, Verfahrens- und Maschinenentwicklung durchzuführen.
So lassen sich Aus- und Weiterbildung im Bereich der Ingenieurwissenschaften und die dazu notwendige Industriepraxis in hervorragender Weise verbinden mit dem Ziel, den zukünftigen Bedarf an Ingenieuren im Bereich der Präzisionsfertigungstechnik zu befriedigen.
Daten zum Studiengang und Neubau Präzisionsfertigungstechnik:
30.03.1998: Der Förderverein der Fachhochschule Göttingen (FFG) schlägt dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur den Studiengang Präzisionsfertigungstechnik am Standort Göttingen vor.
11.05.1998: Es findet die erste Beratung mit führenden Vertretern des Ministeriums, der Hochschule und der Industrie am Fachbereich Physik-, Mess- und Feinwerktechnik (PMF) statt.
19.01.1999: Auf der Grundlage der Länder übergreifenden Beteiligungen von Optikfirmen, die Studierende nach Göttingen entsenden wollen, wird das Praxisverbundstudium Präzisionsfertigungstechnik als bundesweites Angebot konzipiert.
10.11.1999: Der Senat der Fachhochschule stimmt der Einrichtung des neuen Studiengangs am Fachbereich PMF einstimmig zu.
12.01.2000: Das Ministerium für Wissenschaft und Kultur genehmigt den Diplomstudiengang Präzisionsfertigungstechnik mit Praxissemestern und als Studium im Praxisverbund.
07.09.2000: Die Bauarbeiten für den Neubau Präzisionsfertigungstechnik für 8,862 Millionen DM (zzgl. Industrie-Ausstattung) mit einer bebauten Fläche von 697 Quadratmetern beginnen.
20.09.2000: Der Studiengang wird mit dem WS 2000/2001 gestartet und die ersten zwölf Studierenden immatrikuliert.
19.10.2000: Minister Thomas Oppermann legt den Grundstein für den Neubau
26.02.2001: Richtfest
Der Plan:
Juli 2001: Die Baumaßnahme wird abgeschlossen und die Einrichtung des Neubaus beginnt.
März 2002: Mit dem Eintritt in das Hauptstudium steht den Studierenden der Präzisionsfertigungstechnik der eingerichtete Neubau zur Verfügung.