Regional, national, international

Zum Finale der Veranstaltung gab es für jeden Studiengang einen Preis der Fakultät: Prof. Stefan Wölwer führte stellvertretend für die Jury, bestehend aus Prof. Marion Lidolt, Ellen Ropeter, Prof. Timo Rieke und Marcel Kreipe, durch die Siegerehrung. Im Masterstudiengang Gestaltung nominiert waren Lena Hiestermann, Elena Franke, Laura Biehl, Jonas Fey, Carolin Baaske, Julia Masur, Nadine Marschollek, Antonia Onischke, Sophie Stillig und Nadja Haas. Die Jury entschied sich für Nadine Marschollek und ihre Arbeit „The Other Office – Hybrides Arbeiten braucht neue Typologien“ aus dem Kompetenzfeld Innenarchitektur. Darin geht es um konzeptionelle Räume von narrativer Qualität und als Spiegel der Unternehmenskultur: Ihr neuer Agentur Workspace bietet erzählt eine Geschichte, inspiriert von Orten, die Kreativität anregen oder an denen wir normalerweise Beziehungen aufbauen. Kommunikationsflächen gestaltet sie wertvoller und ergänzt sie durch eine Landschaft von flexiblen Arbeitsmöglichkeiten. Das Ergebnis sind Räume, in denen man sich von Ablenkungen fern hält und sich im nächsten Moment einer lebendigen Gemeinschaft anschließen kann. Prüfer und Laudatoren der Arbeit waren Prof. Günter Weber und Prof. Timo Rieke.

Für den Preis der Fakultät Gestaltung im Bachelorstudiengang waren Anna Warneboldt, Johanna Hilzendeger und Jakob Bönzli Gestaltung nominiert. Die Auszeichnung ging an Anna Warneboldt für ihre Arbeit mit dem Titel „Reminci – Textil als Erinnerungsträger“ im Kompetenzfeld Metallgestaltung. Es handelt sich um eine Forschung zu Erinnerungen als autobiografisches Bild ihrer eigenen Person. Dabei arbeitete sie mit und durch Material eigene Erinnerungsfelder als haptisch und visuell erlebbare Landschaft in die textile Oberfläche einer betagten Bettdecke ein. Glasperlen, Sticktechniken, Textilien und Kleidungsstücke aus dem Archiv ihrer Urgroßmutter dienten ihr dabei als Erinnerungsträger. Als körperbezogenes Objekt verbinden sich diese Erinnerungslandschaften zu einem größeren Bild ihrer Selbst. Die Laudatio hielten ihre Prüfer*innen Prof. Melanie Isverding und Sham Padwardhan-Joshi.

Der Preis der Studierenden ging an die Masterabsolventin Laura Biehl für „BILLIE – Women’s Sports Only“. Es handelt sich um die Konzeption und Gestaltung eines Frauen-Sportmagazins. Denn bei den Olympischen Spielen 2024 werden erstmals gleich viele Athletinnen und Athleten an den Start gehen. Lange wurden Frauen aktiv vom Sport ausgeschlossen, anschließend belächelt. Inzwischen sind sie im Leistungssport angekommen. In den Sportmedien sieht das anders aus, nur 12 Prozent handeln von Sportlerinnen. Auch weil Frauen in Sportredaktionen bis heute die Ausnahme sind. BILLIE ist also ein längst überfälliges Frauen-Sportmagazin, das Athletinnen die Aufmerksamkeit schenkt, die sie verdienen. Den Preis übergab die Studentin Nadine Anklam.

Die feierliche Eröffnung der Winter Werkschau übernahm Prof. Dr. Sabine Foraita. Sie stellte das Schaffen der Fakultät Gestaltung dar unter dem Motto „regional, national, international“: In der Region ist die Fakultät Gestaltung aktiv, was Projekte wie Mapping Hildesheim beweisen, in dem Studierende in Betrieben mit den dort zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der Region Produkte entwickeln. Sie fällt national in Wettbewerben wie dem des Art Directors Club Germany auf, bei dem die Fakultät regelmäßig und erfolgreich teilnimmt. Und sie ist international tätig – und damit kommt Prof. Dr. Sabine Foraita auf einen ganz neuen Preis zu sprechen, den ersten STEIDL/HAWK Book Design Award. Der Stifter des Preises, der Göttinger Verleger Gerhard Steidl, ist mit dem Steidl Verlag international bekannt, unter anderem arbeitete er zusammen mit dem Modedesigner Karl Lagerfeld.

2 Tage sichtete Gerhard Steidl ausgesuchte Abschlussarbeiten. Er entschied sich am Ende für die Fachpublikation „type*innen – Schriften von Frauen“ von der Masterabsolventin Sophie Stillig. Denn Renner, Frutiger, Spiekermann, Garamond – so lauteten die Nachnamen von Typografen, die der Masterabsolventin im Studium vielfach begegneten. Sie fragte sich: Wo sind die Typografinnen? Ihr Buch „type*innen – Schriften von Frauen“ befasste sich mit dem Problem der Unterrepräsentation und der fehlenden Sichtbarkeit von Schriftgestalterinnen und ihren Schriften in dem männlich dominierten Bereich der Typografie. Sie präsentiert in ihrem Buch 80 Schriften von 36 Frauen, vielfältig aufbereitet für Designer*innen, um sich inspirieren zu lassen. „Dieses Buch ist eine Einladung, Bücher besser zu gestalten“, urteilte Gerhard Steidl.

Der Preis umfasst die Produktion der Publikation im Steidl Druckhaus, die Veröffentlichung im Steidl Verlagsprogramm sowie der Veröffentlich im an der HAWK-Fakultät Gestaltung angesiedelten Fruehwerk-Verlag. Damit erfüllt sich eine herausragende Chance für die Absolvierenden, mit ihren Arbeiten an die Öffentlichkeit zu gelangen. Diesen Preis will die HAWK zukünftig regelmäßig verleihen

Die Winter Werkschau wusste gleichermaßen zu begeistern wie zu überraschen. Unter den vielen herausragenden Arbeiten befand sich unter anderem die Masterarbeit „EVolve“ von Meryem Saglam aus dem Kompetenzfeld Digital Environments. In Anbetracht der hohen Benzinpreise und der Sorge um die Nachhaltigkeit ließe sich erwarten, dass E-Autos in der Gesellschaft beliebter werden. Dennoch dominieren die Verbrenner die Straßen. Die Forschung zeigt, dass Menschen, die sich einmal für E-Autos entschieden haben, in keiner Weise zum Verbrenner zurückkehren wollen. Währenddessen haben Verbrenner-Fahrende weiterhin Vorbehalte. Das Service Design EVolve reagiert effektiv auf diese Vorbehalte und zeigt die Vorteile von E-Autos auf.

Der Masterabsolvent Jonas Fey gestaltete im Kompetenzfeld Metallgestaltung Unterwasseroasen und Korallengärten als körperbezogenen Schmuck. Denn steigende Meerestemperaturen und Ozeanversauerung gefährden Korallenriffe, die eine bedeutende Rolle im Leben der Menschen spielen. Durch den Klimawandel nehmen Stürme zu, begleitet von starken Flutwellen, die massive Korallenschäden verursachen. Seine Arbeit visualisiert Dystopie durch künstliche Strukturen, die negative menschliche Umwelteinflüsse repräsentieren. Dabei symbolisiert er auch die Hoffnung auf die Erholung der Korallen und ein harmonisches Zusammenleben von Menschen und Tieren.

Antonia Onischke entwarf in ihrer Masterarbeit neue Lernorte und zeigte im Kompetenzfeld Innenarchitektur gesundheitsbewusste Lernatmosphären an Schulen als Übersetzung moderner, individueller Lernkonzepte. Zu sehen war eine innenarchitektonische Auseinandersetzung mit der Fragestellung, wie Lernorte räumlich und atmosphärisch gestaltet sein können, um Schulen zu schaffen, die das Lernen positiv beeinflussen und dabei die Gesundheit berücksichtigen. Der Einfluss der gebauten Umgebung, die stressreduzierend auf den Menschen wirken soll, steht dabei im Vordergrund der Gestaltung.