Neues Methodenbuch für die Begleitung junger Geflüchteter in Übergangsphasen

Erscheinungsdatum: 29.07.2021

Übergänge zu bewältigen, ist für die meisten jungen Menschen eine Herausforderung – für junge Geflüchtete jedoch besonders. Ein Forschungsteam aus dem Studienbereich Soziale Arbeit der HAWK entwickelte zahlreiche neue Methoden für die Begleitung und Unterstützung von jungen Geflüchteten in Phasen des Übergangs. Diese sind nun in Buchform unter dem Titel „Arbeiten mit jungen begleiteten und unbegleiteten Geflüchteten – Ein Methodenbuch“ im Beltz Verlag erschienen.

Schwierige Asylverfahren, langes Warten auf einen Schulplatz, Übersetzen für die Eltern, Erlebnisse der Diskriminierung, fremdbestimmtes Wohnen – sind nur einige der zu bewältigenden und für junge Geflüchtete oft herausfordernden Übergänge. Für die eigentlichen Themen der Jugendphase bleibt dabei kaum Zeit oder Raum. Das Methodenbuch gibt einfache, praktische Handlungsoptionen, wie die Soziale Arbeit in diesen Phasen dennoch gelingend unterstützen kann. Das Buch ist Ergebnis des EFRE-Forschungsprojektes „JuFlu: Übergänge im Leben junger Geflüchteter“, das von 2018 bis 2020 an der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit der HAWK in Hildesheim unter der Leitung von Professorin Dr. Christa Paulini und Dr. Hannah von Grönheim umgesetzt wurde.

 

Die Perspektive der Jugendlichen stand während des gesamten Forschungsprozesses im Mittelpunkt. Anhand von Interviews mit jungen begleiteten und unbegleiteten Geflüchteten sowie Expert*innen aus der Sozialen Arbeit konnten die Forschenden drei wesentliche Transitionsbereiche, sprich Übergangsprozesse, identifizieren. Dies sind zum einen soziale Übergänge. Dazu gehören soziale Kontakte oder das Ankommen in einer Gesellschaft mit teilweise neuen und unbekannten Werten und Normen. Zum anderen beschreiben die Jugendlichen Entwicklungen im Bereich der identitätsbezogenen Übergänge. Hierzu gehören hauptsächlich das Gefühl „zwischen den Stühlen zu stehen“, das Gefühl des „ungewollten Erwachsenwerdens“ und nicht zu wissen, woran sie sich orientieren sollen. Was erwarten die Menschen hier von mir? Was meine Eltern? Was will ich selbst eigentlich? Darüber hinaus werden die Jugendlichen mit strukturellen Übergängen konfrontiert. Dazu zählen unter anderem Bildungsübergänge, Übergänge in der Wohnsituation sowie Übergänge im Bereich des Aufenthaltsstatus.

Junge begleitete und unbegleitete Geflüchtete bringen bereits eine Vielzahl an Ressourcen und Strategien zur Bewältigung dieser Übergangsprozesse mit, so das Resultat der Forschung. In der Arbeit mit geflüchteten Jugendlichen ist es den vier Autorinnen zufolge von besonderer Bedeutung, diese Ressourcen aufzugreifen, zu stärken und auszubauen. Das Methodenbuch greift unter dem Stichwort Biografiearbeit und Bewältigungsstrategien Methoden und Anregungen für Fachkräfte in der Arbeit mit den Jugendlichen anwendungsorientiert auf. Unter dem Stichwort Bewusstsein und Reflexion finden sich auch Anregungen für Fachkräfte zu einer selbstreflexiven Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeitsweise und der eigenen Haltung. Das Buch bietet damit vor allem auch Anregungen für eine gute Beziehungsarbeit als zentrale vertrauensschaffende Grundlage in der Arbeit mit den jungen Menschen.