Paul Kunofski ist zurück. Kunofski, Lehrkraft für besondere Aufgaben und Leiter der druckgrafischen Werkstätten am Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Hildesheim/
Holzminden/Göttingen, war für ein Jahr als Gastprofessor an die Philipps-Universität Marburg gerufen worden. Dort hat er im wahrsten Sinne des Wortes Zeichen gesetzt, im Rahmen eines ganz besonderen Projekts. In einer Ausstellung am Fachbereich Gestaltung präsentiert er es jetzt auch den Hildesheimern: Zum 475-jährigen Bestehen der Universität Marburg haben Kunofski, der Marburger Professor für Grafik und Malerei, Eckhard Kremers, und rund 20 Studierende die ganze Stadt und die Hochschule mit außergewöhnlichen Fahnen und Plakaten geschmückt.
Wer in Hildesheim die Ausstellung besucht, möchte nach Marburg reisen, um die Fahnen flattern zu sehen. Am Fachbereich Gestaltung zeigt Kunofski eine kleine Auswahl der mehr als 100 Plakatentwürfe, aus denen 130 jeweils drei mal ein Meter große Fahnen selbst hergestellt wurden. Sie schmücken als Banner, mehrfach aneinandergereiht, die Fassaden oder auch frei hängend an Masten einzelne Gebäude der Universität anlässlich des Jubiläums. 25 Plakatentwürfe in einer Auflage von jeweils 60 Exemplaren sind im Handsiebdruckverfahren gedruckt und im gesamten Marburger Stadtgebiet aufgehängt worden.
Die gestalterische Grundlage für die Ideen der Studierenden, ein dreiteiliges Modul im Format halbes Din A 1, hat Kunofski entworfen. Plakate und Fahnen haben Sammlungen und Fächer der Universität zum Thema. Der schiefe Turm von Pisa beispielsweise ist als Bauzeichnung aufgerissen und steht für die Erziehungswissenschaften als Symbol für die Diskrepanz zwischen Ziel und Realität.
Nicht immer fanden die Motive die ungeteilte Zustimmung der beschriebenen Wissenschaft. So mäkelten die Mediziner, das Plakat, das ihre Kunst auf zwei über Kreuz geklebte Wundpflaster reduziere, sei grob vereinfachend. Die Biologen, die in Marburg keine Genforschung betreiben, fanden sich auf einem Plakat wieder, das ein sechsbeiniges Schaf mit Rinderstatur zierte – und beurteilten dies ebenfalls gelinde gesagt als gewöhnungsbedürftig. "Am Ende", sagt Kunofski, "waren aber alle von dem enormen Erfolg und der großen Zustimmung zur wehenden Ausstellung beflügelt und ließen der künstlerischen Freiheit ihren Lauf."
Ein Jahr im Dienste der Fahnen ist jetzt vorbei. Der 1956 in Flensburg geborene Paul Kunofski arbeitet jetzt wieder in Hildesheim. Er ist gelernter Siebdrucker und hat bei Professor Paul König an der Fachhochschule Hildesheim Grafikdesign studiert. An der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig waren Malte Sartorius und Karl-Christian Schulz im Bereich Freie Kunst seine Lehrer.