HAWK macht internationale Akademiker*innen fit für den Arbeitsmarkt

Erscheinungsdatum: 05.12.2025

Das Weiterbildungsprogramm „Internationale Potentiale für Niedersachsen“ (IPONI) der HAWK hilft hochqualifizierten Fachkräften aus dem Ausland, auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Nach über einem Jahr gibt es erste Erfolgsgeschichten von Teilnehmenden.

Hassan Al Abrash ist im März 2022 aus Syrien nach Deutschland gekommen und fand sich bald darauf in Alfeld wieder. In seiner Heimat hat er Bauingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Wasserressourcenmanagement studiert. „Ich liebe es, zu planen, zu rechnen und Lösungen zu finden“, erzählt er. Nach seinem Studium arbeitete er an verschiedenen Projekten in der Schadensbewertung, Sanierungsplanung und an der Sanitärtechnik eines Krankenhauses.

 

Doch in Deutschland nutzten ihm seine Ausbildung und seine Erfahrung bei der Arbeitssuche zunächst wenig. „Das größte Hindernis war erst einmal die Sprache“, erinnert sich Al Abrash. Er besuchte mehrere Deutschkurse, ließ Dokumente übersetzen, kümmerte sich um die Anerkennung seiner Zeugnisse und nahm an dem Projekt StartGuides der Volkshochschule teil, das Menschen mit ausländischen Wurzeln helfen soll, in den Arbeitsmarkt zu finden.

Doch um eine Stelle in Deutschland zu finden, reichte das nicht aus. „Ich habe in Syrien zwar Bauingenieurwesen studiert und im Prinzip ist vieles gleich“, erklärt Al Abrash. Aber in Deutschland gibt es andere Normen und Vorschriften. Die muss man kennen, bevor man in Deutschland arbeiten kann.“ Zusätzlich fehlte ihm ein Führerschein, der für viele Stellen Voraussetzung war. „Ich habe oft gehört, dass Deutschland Ingenieure braucht“, erinnert er sich. „Darum habe ich es mir einfacher vorgestellt. Aber man braucht viel Geduld.“ 70 bis 80 Bewerbungen, so schätzt er, habe er über die Monate geschrieben.

„Wir machen immer wieder die Beobachtung, dass Unternehmen Bedenken im Zusammenhang mit internationalen Fachkräften haben“, bestätigt auch Svenja Bethge, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt IPONI. „Zum Beispiel wie sie ausländische Abschlüsse einordnen können oder ob Mehrarbeit durch aufenthaltsrechtliche Fragen entsteht.“ Aus Verunsicherung würden Bewerber*innen dann oft gar nicht erst zu Vorstellungsgesprächen eingeladen.

Über das Projekt StartGuide erfuhr Hassan Al Abrash schließlich von IPONI. Das Projekt bereitet internationale Akademiker*innen aus den Bereichen Bauingenieurwesen und Architektur auf den Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt vor – mit Deutschkursen für Fachsprache, interkulturellem Training, Gasthörendenschaft in den entsprechenden Studiengängen und Bewerbungscoaching. 31 Teilnehmende zählt das Weiterbildungsangebot, das durch das Förderprogramm „Profi plus“ des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) finanziert wird, seit dem Start 2024. Davon sind 16 aktuell noch aktiv, mindestens 9 konnten bereits einen Arbeitsvertrag unterschreiben.

Dieser Erfolg komme nicht allein durch den fachlichen Input bei IPONI zustande, ist Beate Breitenstein, ebenfalls wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt, überzeugt. „Durch die Vernetzung untereinander und die Netzwerke nach Außen findet ein Empowerment statt.“ Positive Beispiele anderer würden die Teilnehmenden ermutigen, auch bei Rückschlägen nicht aufzugeben.

Auch Al Abrash konnte nach einigen Monaten bei IPONI eine eigene Erfolgsgeschichte verzeichnen. Auf einer Jobmesse in Alfeld kam er in Kontakt mit Vertreter*innen der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr. Nach einem Bewerbungsgespräch kam schnell die Zusage für eine Stelle im Bereich der Bauüberwachung. „Diese Stelle ist mein Traumjob, weil ich wieder in meinem Fachgebiet arbeiten kann“, freut sich der Bauingenieur. Sein nächstes Ziel: eine Wohnung in Hannover in der Nähe seiner Arbeit zu finden und sich beruflich weiterzuentwickeln.

Unternehmen, die regelmäßig Stellen für Ingenieur*innen und Architekt*innen anbieten, können sich ebenfalls an das IPONI-Team wenden. Neben dem Kontakt zu Fachkräften bieten Breitenstein und Bethge auch Unterstützung bei der Klärung von Fragen, zum Beispiel zu Aufenthaltstiteln. „Wir fühlen uns in diesem Projekt oft wie Goldschürferinnen“, betont Bethge. „Die Teilnehmenden sind hochqualifiziert und haben meistens auch schon Berufserfahrung. Alles, was wir tun, ist, dazu beizutragen, dass sie auf dem Arbeitsmarkt auch landen können.“