HAWK-Präsident verabschiedet Professor Dr. Lutz Finkeldey in den Ruhestand

Erscheinungsdatum: 04.05.2021

„Kindheit und Jugend lassen sich – wie auch Soziale Arbeit – nicht aus sich heraus erklären, sondern können nur über wirtschaftliche und gesellschaftliche Verhältnisse verstanden werden. In der institutionellen Praxis steht jedoch weitgehend das Kind als Subjekt ohne Geschichte da, denn der scheinbar objektivierbare Leistungsstand zählt.“ Das ist eine der zentralen Thesen des Philologen Prof. Dr. Lutz Finkeldey, der jetzt bei einer digitalen Feierstunde von HAWK-Präsident Dr. Marc Hudy in den Ruhestand verabschiedet wurde.

Finkeldey hat seit dem Wintersemester 1995 an der HAWK in Hildesheim unter anderem in den Bereichen Theorie- und Praxis der Kinder- und Jugendhilfe, Kinder- und Jugendtheorie, Sozialisation, Identität, Erziehung und Individualisierung gelehrt und geforscht. Präsident Hudy würdigte in einer sehr persönlichen Rede insbesondere Finkeldeys Engagement im HAWK-Senat, in dem er die Entwicklung der Hochschule zwanzig Jahre lang mitgestaltet habe.

 

Prof. Dr. Corinna Ehlers, Dekanin der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit, an der Finkeldey tätig war, dankte Finkeldey im Namen der Fakultät für seinen Einsatz: „Deine Fähigkeiten, die Dinge auch noch mal aus einer anderen Perspektive zu beleuchten oder auch Gegebenheiten in Frage zu stellen, haben uns geprägt.“ Er sei in den soziologischen Theorien fest verwurzelt, habe aber immer auch die praktische Anwendung im Blick gehabt, was sich auch in seinen Forschungsprojekten zeige. So habe er von 2005 bis 2009 in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung und der Stadt Hannover das Konzept, die Durchführung, die Evaluation und die wissenschaftliche Leitung der Weiterbildung „Casemanagement“ in der Jugendberufshilfe initiiert. Seit 2010 beschäftigt sich der 67-Jährige, der eine Reihe von Büchern veröffentlicht hat und vielfach als Experte gefragt war, mit Forschungsarbeiten zur Verstehenssoziologie.

„Meist wollen wir nur das verstehen, was wir ohnehin denken“, sagte Finkeldey in seiner Abschlussrede. Der fremde Blick, das Ignorieren-Können der eigenen Interpretationen habe ihn bewogen, immer mehr das Thema Photographie in seine Lehre aufzunehmen. Das „tragende Gefühl“ zu öffnen, benötige Hilfsmittel, andere Genres als nur die Sprache. Ein Gespür für Vielfalt könne nur gelingen, wenn wir selbstreflexiv seien, wenn wir nicht stoisch unsere eigenen Kapitalien, Vorurteile wirken ließen und anerkennen, dass es mehr gebe als wir uns vorstellen können.“

Neben dem HAWK-Vizepräsidenten für Forschung und Transfer, Prof. apl. Prof. Dr. Wolfgang Viöl, nahmen auch viele Lehrende und Studierende an der Abschiedsfeier teil. Finkeldey bleibt der HAWK als Lehrender erhalten.