Erscheinungsdatum: 23.11.2015

Intervention der Berliner Performancegruppe TheatreFragile im Holzmindener Lichthof

Intervention der Berliner Performancegruppe TheatreFragile im Holzmindener Lichthof

Wie ein Kunstwerk entsteht, das alle Dimensionen des sozialen Raums aufgreift, konnten die Holzmindener Studierenden der Sozialen Arbeit jetzt bei einem Besuch der Berliner Performancegruppe TheatreFragile erfahren. Im Mittelpunkt stand die Inszenierung "OUT OF BOUNDS. GEHschichten eines Stadtteils", die die Gruppe auch im Hinblick auf ihre aktuelle Arbeit mit Flüchtlingen vorstellte.

Stoffgewinnung im Sozialraum und dessen künstlerische Gestaltung

Die Inszenierung "OUT OF BOUNDS. GEHschichten eines Stadtteils" macht einen Detmolder Stadtteil mit begehbaren Installationen, Collagen und vielen anderen besonderen Details erlebbar. Den einjährigen Entstehungsprozess der Inszenierung hat Regisseurin Anna Maria Schneider in einem Dokumentarfilm festgehalten. Der Film zeigt, wie die Bewohner/innen des Stadtteils mit ihren persönlichen Geschichten Inhalte beigetragen haben. Was sie erzählten, war später zum Beispiel beim "Stadtrundgang" durch verschiedene Installationen und Wandcollagen zu sehen sowie durch einen begleitenden Audiotrack zu hören. Szenen des Maskenspiels von TheatreFragile zeigten außerdem unter anderem eine Bewohnerin des Stadtteils in drei Lebensaltern.

Offene Räume schaffen für Begegnung

Im Kunstwerk entstanden so spannende Begegnungen mit Menschen, aber auch mit Orten – wie etwa den alten Kasernen, die heute noch im Stadtteil zu finden sind. Nacherleben konnten die damaligen Besucher/innen der Inszenierung aber auch Begegnungen der Bewohner/innen mit Fremden wie dem gerade abgezogenen britischen Militär. Besonders machte die Inszenierung zudem, dass sich die Besucher/innen selbst einbringen konnten: Auf einer "Karte der Utopien" hielten sie Vorschläge zur zukünftigen Nutzung der Gebäude fest.

Marianne Cornil, künstlerische Leiterin der Performancegruppe, erklärte den Studierenden mit ihren Kolleginnen Julia Jakobeit (Kulisse) und Dana Schmidt (Maskenspiel) in der gemeinsamen Rückschau auf das Projekt ihr Konzept: Es sollten offene Räume für Begegnungen sowie Möglichkeiten zur Interaktion und Integration geschaffen werden.

Kulisse als begehbare Installation und Spielszene

Während des Besuchs an der HAWK füllten einige Gegenstände der "OUT OF BOUNDS"-Kulisse den Holzmindener Lichthof: Große Karten und Audiostationen – versteckt in Körben mit Obst oder in alten Aktentaschen – machten erlebbar, wie fantasiereich und vielfältig die Gruppe ihre Inszenierungen gestaltet. Zur Erkundungstour im Lichthof lud die Haupterzählerin, im Maskenspiel in Gestalt eines kleinen Mädchens, ein.

Kunst und Soziale Arbeit: Die Geschichte geht weiter

Mittlerweile werden einige Schauplätze im Detmolder Stadtteil als Notunterkünfte für Geflüchtete genutzt. Und auch hier bringen sich die Künstler/innen von TheatreFragile ein. Seit kurzem arbeiten sie mit künstlerischen Mitteln an der sozialen Begegnung. Am Ende soll auch diese neue Realität in einem performativen Kunstwerk erfahrbar gemacht werden.

Dem Feedback des Tages zufolge gelang es der Performancegruppe bei dieser für sie ersten Intervention an einer Hochschule sehr gut, den Gästen die sinnliche Erfahrungskraft komplexer Kunstschöpfung zu vermitteln und den Studierenden einen Ansatz aufzuzeigen, wie eine Annäherung von Kunst und Sozialer Arbeit aussehen kann. Den Einblick in das Crossover aus Wirklichkeitserkundung, Kunstperformance und wissenschaftlicher Behandlung des Themas "Sozialer Raum" organisierte Katja Drews, Lehrbeauftragte im Studiengang Soziale Arbeit.

TheatreFragile im Holzmindener Lichthof TheatreFragile im Holzmindener Lichthof