Studierende lernen Computerspiel kennen

Erscheinungsdatum: 29.01.2024

In einem HAWK-Seminar lernen Studierende von Kindern und Jugendlichen, wie sie mit dem Computerspiel Minecraft umgehen. Dabei geht es nicht nur um den Spaß am Spiel.

Computerspiele sind Zeitverschwendung? Dieses Vorurteil ist lange überholt, findet Christoph Truthe, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der HAWK-Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit. Im Projektseminar „Digitale Medien in der Sozialen Arbeit“ beschäftigt er sich gemeinsam mit Studierenden der Sozialen Arbeit unter anderem mit Computerspielen in der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Dort seien digitale Spiele längst eine Selbstverständlichkeit, erklärt Truthe. „Es ist wichtig, dass diese Spiele zum Beispiel in Kinder- und Jugendzentren vorhanden sind, weil sie ein wichtiger Faktor sind, dass die Kinder und Jugendlichen überhaupt dort hinkommen und man dadurch auch wunderbar in die Beziehungsarbeit gehen kann.“ Darum sei es wichtig, dass Sozialarbeitende auch bei dem einen oder anderen Computerspiel mitreden könnten, um mit den Kindern und Jugendlichen ins Gespräch zu kommen.

 

Um das einzuüben, lädt Truthe regelmäßig junge Besucher*innen des Kinder- und Jugendzentrums Oststadt in Hildesheim als Expert*innen in sein Seminar, um Studierenden der Sozialen Arbeit das Spiel Minecraft näherzubringen. Minecraft ist weltweit das meistverkaufte Computerspiel und bei Kindern und Jugendlichen seit Jahren sehr beliebt. Spieler*innen können sich darin aus Würfeln ihre eigene Welt erbauen, sich darin bewegen und zum Beispiel gegen Monster kämpfen. Für das Seminar hatten die Kinder und Jugendlichen kurze Vorträge zu verschiedenen Aspekten des Spiels vorbereitet. Danach ging es mit konkreten Aufgaben für die Studierenden direkt in die Praxis: „Baut ein Haus in unter 3 Minuten!“

Zu den Studierenden in dem Seminar gehört auch Matteo Wiesner. Er kennt sich zwar schon mit dem Spiel Minecraft aus, konnte aber trotzdem noch einiges dazulernen. „Ich finde es sehr interessant zu sehen, wie die Kinder mit dem Spiel umgehen und was sie selbst interessant finden."

„Das hat mich sehr gefreut, dass ich hier dabei sein und den Erwachsenen mal etwas zeigen konnte“, zieht Julian Schulz, 12 Jahre, nach der Seminarstunde sein persönliches Fazit. Für ihn und die anderen Kinder und Jugendlichen sei das Seminar auch eine willkommene Herausforderung, erklärt Alexandra Pretsch, Pädagogische Mitarbeiterin des Kinder- und Jugendzentrums Oststadt. Zumal Deutsch für viele der Kinder nicht die Muttersprache sei. „Das Projekt ist für beide Seiten nützlich. Die Kinder und Jugendlichen trauen sich, vor anderen Menschen zu sprechen und bekommen dann auch die Rückmeldung, wie toll sie das machen. Das macht auch etwas mit dem Selbstwertgefühl.“

Diese Erfahrungen sollten die Studierenden auch mit in die spätere Arbeit nehmen, betont Truthe. „Die Kinder und Jugendlichen haben ein ganz großes Interesse daran, zu erzählen, was sie in den Spielen auch schaffen.“ Denn entgegen vieler Vorurteile könnten sie beim Spielen auch viele Kompetenzen entwickeln – von Kreativität bis zum demokratischen Zusammenarbeiten. „Mein Appell ist, dass wir da offen reingehen und diese Kompetenzen auch sehen.“