HAWK lädt zur ersten deutschen Tagung der Occupational Science Europe

Erscheinungsdatum: 30.08.2017

Die HAWK lädt zur ersten deutschen Tagung der Betätigungswissenschaften (Occupational Science) des Europäischen Netzwerkes Occupational Science Europe (OSE) vom 8. bis 9. September 2017  in Hildesheim ein. Erwartet werden 190 Teilnehmende aus 23 Ländern. Die Occupational Science (OS) hat sich seit den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts im angloamerikanischen Raum zu einer disziplinübergreifenden Wissenschaft ausgebildet.

Insbesondere die Profession der Ergotherapie, deren Ziel es ist, die Handlungsfähigkeit von Menschen zu unterstützen, wiederherzustellen und zu erhalten, sieht in der OS eine ihrer zentralen Grundlagenwissenschaften.

 

Die Tagung wird von der HAWK von Prof. Dr. Ulrike Marotzki und Dr. Sandra Schiller von der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit gemeinsam mit Prof. Dr. Silke Dennhardt von der Alice Salomon Hochschule Berlin unter dem Titel „Meeting in Diversity – Occupation as a Common Ground“ ausgerichtet. Zum Organisationsteam gehören zudem Dorothea Harth (HAWK) und Dr. Katharina Röse (HAWK).

Worum es geht

Was bringt uns eigentlich dazu, in der Kindheit Vorlieben und Abneigungen für bestimmte Betätigungen zu entwickeln? Immerhin begleiten uns viele Aktivitäten ein Leben lang. Wir entwickeln sie fort oder behalten sie unverändert bei, auch wenn wir die Umgebung, die Mitmenschen beziehungsweise Bezugspersonen, manchmal sogar, wenn wir den kulturellen Kontext wechseln.

Zu anderen Betätigungen finden wir nicht oder haben wir keinen Zugang. Manche bleiben im Laufe des Lebens auf der Strecke oder werden eines Tages wieder entdeckt. Unser Alltag ist geprägt durch verschiedene, sich teilweise wiederholende Tätigkeiten wie Aufstehen, Kaffee kochen, Einkaufen, einer Arbeit nachgehen. Wollten wir alle Betätigungen aufzählen, würde eine sehr lange Liste entstehen. Die Zusammenstellung unserer Betätigungen unterliegt einem ständigen Wandel und einer Entwicklung.

Betätigungen  sind unmittelbarer Ausdruck unserer Persönlichkeit. Wir identifizieren uns mit ihnen und sie geben uns Identität. Jedoch werden unsere Betätigungen auch durch die sozialen, kulturellen und räumlichen Bedingungen geprägt, in denen sie stattfinden und möglich werden. Gesellschaftliche Wert- und Normvorstellungen und Leitbilder von sinnvoller und passender oder auch unpassender und sanktionierter Alltagsgestaltung formen unsere Möglichkeiten für Betätigung. Das Leitbild des aktiven Alterns idealisiert beispielsweise einen aktiven Lebensstil und grenzt Menschen aus, die diesem nicht nachkommen können.

Gesellschaftliche Vorstellungen über Erwerbsarbeit, soziales Miteinander und sinnvolle Freizeitgestaltung beeinflussen die Zusammensetzung und die Ausführung unserer Betätigungen. Diese gesellschaftlichen Regeln werden jedoch immer wieder neu ausgehandelt.

Gegenstand der OS ist die menschliche Betätigung in all ihren Facetten, nicht nur in Bezug auf Arbeit. Aus Sicht der OS ist menschliche Betätigung zu komplex und kontextbezogen, um nur aus einer einzigen disziplinären Perspektive erforscht zu werden.

Einen Schwerpunkt der OS bildet die Erforschung der Wechselwirkung zwischen Betätigung, Gesundheit und Wohlbefinden im räumlichen, zeitlichen, kulturellen und sozialen Kontext, wobei Betrachtungen sozialer, politischer, ökonomischer oder kultureller Themen aus betätigungsorientierter Perspektive eine große Rolle spielen. Als interdisziplinäre Wissenschaft will die OS Erkenntnisse zum Konzept der Betätigung generieren, die für viele Disziplinen und Handlungsfelder nutzbar sind, wie beispielsweise für die Gesundheitsförderung, Stadtplanung und gesellschaftliche Teilhabe benachteiligter Personengruppen.

30 Jahre nach ihrer Entstehung hat sich die OS in vielen Ländern nicht nur inhaltlich, sondern auch formal als Disziplin etabliert. Während 1989 die University of Southern California, USA, mit dem weltweit ersten PhD-Programm für OS einen entscheidenden, aber noch alleinigen Meilenstein zur Entstehung der OS setzte, gibt es inzwischen auch in weiteren Ländern, wie zum Beispiel  Kanada, die Möglichkeit, in der OS zu promovieren. Auch aus diesem Grund kommen die drei Keynote-Sprecherinnen dieser internationalen Konferenz aus den USA, Kanada und Großbritannien. In Europa hat sich das Netzwerk Occupational Science Europe (OSE) etabliert.

Der Entschluss, die vierte Tagung dieses europäischen Netzwerkes in Deutschland/Hildesheim stattfinden zu lassen, verdeutlicht das Bestreben deutschsprachiger Wissenschaftler/innen, die internationale Diskussion zur OS im deutschsprachigen Kontext voranzubringen und die Gelegenheit zu nutzen, eigene Perspektiven, Diskurse und Projektergebnisse einzubringen.

Unter dem Motto „Meeting in Diversity – Occupation as a Common Ground” wird vom 8. bis 9. September 2017  zur - englischsprachigen - Diskussion und Exploration von Betätigung aus unterschiedlichsten Perspektiven an die HAWK am Standort Hildesheim eingeladen. Neben Vorträgen, Postern und Podiumsdiskussionen werden auch sogenannte Tandem-Papers vorgestellt. Wissenschaftler/innen außerhalb der OS werden ihre Perspektive zur Betätigung präsentieren, die dann in einem zweiten Beitrag in Bezug zur OS positioniert wird. Hiermit soll die Interdisziplinarität der OS gestärkt werden.

 

Themenbereiche der Tagung :

  • Diversity, Justice, and Social Transformation
  • Interdisciplinary Perspectives on Occupation
  • Theories and Concepts about Occupation
  • Occupation in and Throughout Everyday Life
  • Paid Work, Voluntary Work, and Unemployment
  • Therapy, Health Care, and Health Promotion

 

Im Sinne der Think Tanks findet am 07. September eine Pre-Conference zu einem speziellen Thema, der „Occupation-Based Social Transformation“ statt.