Erscheinungsdatum: 09.04.2003

Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen verabschiedet 80 DiplomandInnen ins Berufsleben

Selbstmord sei bis heute ein Tabu-Thema in unserer Gesellschaft, ganz besonders, wenn es sich um den Selbstmord von alten Menschen handele. In seiner Laudatio auf die beste Diplomarbeit dieses AbsolventInnen-Jahrgangs der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen würdigte der Geschäftsführer des Praxisinstituts und Dozent Jürgen Ebert die besondere Leistung von Dörthe Hellmers, die sich diesem Thema gewidmet hat. „Jeder von uns möchte alt werden, keiner aber alt sein“, sagte Ebert.

Im öffentlichen Bewusstsein, das ist die These von Dörthe Hellmers, werde der steigenden Tendenz zum Selbstmord (Suizid) im Alter nicht die Aufmerksamkeit zugemessen, die ihr zukommen müsse. Statistiken zeigten, dass die Zahl der Suizidtoten größer sei, als die Zahl der Verkehrstoten. Wissenschaftliche Untersuchungen belegten laut Hellmers klar, dass Menschen im hohen Alter selbstmordgefährdeter seien als alle anderen Altersgruppen. Dörthe Hellmers’ Verdienst sei nicht nur, dass sie sich dieses schwierigen Themas angenommen habe. Die Arbeit sei auch von außerordentlicher Qualität, unter anderem weil die Diplomandin auch Möglichkeiten der Vorbeugung untersucht habe. Hellmers fordert, dass die Einrichtungen der Suizidprävention, die sich bislang zu wenig für alte Menschen geöffnet hätten, verstärkt mit der Altenhilfe kooperieren sollten. Bei den Senioren-Angeboten mit einer traditionellen „Komm-Struktur“ habe sie Defizite festgestellt.

Die Arbeit von Dörthe Hellmers beeindrucke durch wissenschaftliche Genauigkeit und hohes fachliches Niveau, fasste Laudator Jürgen Ebert zusammen. Trotz des ernsten Themas, erinnerte er, sei seine Rede eine Festrede. Aber Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter kämen selbst dann, wenn es etwas zu feiern gebe, immer wieder zum Gegenstand ihrer Arbeit zurück. Und das seien in der Regel Menschen in besonders kritischen Lebenssituationen. In diesem Sinne wandte sich auch der Geschäftsführende Dekan der Fakultät, Professor Dr. Gerhart Unterberger, in seiner Ansprache dem Irak-Krieg zu. Jede Kriegspartei habe ihre eigene Täter-Opfer-Sichtweise. Ein Ausweg aus dieser Spirale, sei nur die Sichtweise des jeweils Anderen kennen zu lernen. Für diesen Prozess könnten professionelle Berater eine tragende Rolle spielen – vielleicht Sozialpädagogen, die dieses humanere flexible Denken nicht nur gelernt hätten, sondern auch weitergeben könnten. Unterberger sagte vor den achtzig DiplomandInnen: „Ich hoffe, dass Sie viel Nützliches mitnehmen, da Sie nun in eine neue Phase ihres Lebens eintreten, in der Sie echte Verantwortung tragen werden, weil auch die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland die Sozialarbeit sehr wichtig macht.“

Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit der Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen verabschiedet 80 DiplomandInnen ins Berufsleben