Prof. Barbara Kotte wechselt nach 17 Jahren Lehre von der HAWK an die UdK

Erscheinungsdatum: 30.03.2022

Es ist traurig, aber wahr: Sie folgt dem Ruf an die Universität der Künste (UdK) in Berlin und beginnt im April dort mit der Lehre im Bereich Visuelle Kommunikation: Prof. Barbara Kotte hinterlässt an der HAWK neben unfassbar großen Fußstapfen an der Fakultät Gestaltung zahlreiche sie vermissende Menschen und herausragende Projekte. Für Fragen hatte sie stets ein offenes Ohr – auch für die zum Abschied.

Von 2005 bis 2022 lehrte Prof. Barbara Kotte an der HAWK-Fakultät Gestaltung in Hildesheim. In dieser Zeit formte und koordinierte sie neben zahlreichen weiteren Aktivitäten das Kompetenzfeld Advertising Design, veröffentlichte unzählige Publikationen, gestaltete das Akkuschrauberrennen mit und etablierte die offene Vortragsreihe Design am Mittwoch. Sie konzipierte neben unzähligen weiteren Aufgaben die Kampagne für die Bewerbung Hildesheims zur Kulturhauptstadt Europas 2025 und rief zuletzt noch ein Mentorinnen-Programm zum verbesserten Berufseinstieg für junge Designstudentinnen ins Leben.

Was hat Sie 2005 überzeugt, an der HAWK in Hildesheim zu lehren?

Es passte einfach alles. Angefangen mit den Kolleginnen und Kollegen, die ich schon bei der Probevorlesung kennenlernen durfte, den Fragen der Studierenden – die beste war die nach meinem damals noch sehr jungen Alter – bis zu der Herausforderung, ein neues Kompetenzfeld aufzubauen. Außerdem roch es in der Kaiserstraße irgendwie immer nach Terpentin und Fotoentwickler.

 

Was war Ihr erster Eindruck von der Fakultät Gestaltung?

Christoph Schwendy. Er hat mich nämlich, als ich zur Probevorlesung gekommen bin, an der Eingangstür abgeholt und mir auf dem Weg nach oben ein paar Sprüche reingedrückt. Mit einem verschmitzten Lächeln – wie man ihn halt so kennt. Das hat mich extrem entspannt.



Können Sie sich noch an Ihr erstes Seminar erinnern?

Sehr gut sogar: Wir haben Orte in Hildesheim gesucht und in Werbeflächen umgewandelt. Ein Betonfahrradständer wurde zur Toblerone-Packung und eine Litfaßsäule zum Ikea-Besteckständer. Und ein Pöller am Bahnhof zum Pritt-Stift. Das reichte damals noch, um einen Kurs bei mir zu bestehen.

Die Liste der Projekte, die Sie initiiert und mitgestaltet haben, ist gefühlt endlos: Welche werden Sie niemals vergessen?

Wie lange Zeit habe ich, um auf diese Frage zu antworten? Die vielen, vielen Akkuschrauberrennen mit Prof. Andreas Schulz, das Zeitungsprojekt mit Prof. Dominika Hasse, das Reformations- und Klosterprojekt mit Prof. Timo Rieke, die vielen Publikationen mit Tatjana Rabe, der Design Zoom mit Michael Herzog und Andreas Kreichelt, die Tokio-Kyoto-Exkursion mit Prof. Dominika Hasse, die New York-Exkursion mit Prof. Andreas Schulz und Prof. Dominika Hasse und die Kolumbien-Exkursionen mit Tatjana Rabe und Karen Suarez, die 16-stündige Zugfahrt mit Prof. Andreas Schulz durch ganz Europa, die zu diesem Zeitpunkt noch kein Projekt war, aber bei der das erste Fahrzeug der Welt entstanden ist, das komplett im 3D-Druck gefertigt wurde, die Ausstellung Sammlung Buttler, die ADC-Exkursionen und Nägel-Gewinne mit Prof. Mathias Rebmann, die Projekte mit Prof. Günter Weber im Harz und im Wendland, das aktuelle Inklusionsprojekt mit Prof. Andreas Schulz, Prof. Günter Weber, Tobias Witt und Tiemo Brants. Ich habe bestimmt einiges vergessen – doch eins haben alle Projekte gemeinsam: Es sind immer Projekte mit Kolleginnen und Kollegen. Das waren und sind mir die liebsten.

Ihre Lehre hat Advertising Design an der HAWK stark mitgeprägt – wie bewerten SIe die Entwicklung des Kompetenzfelds rückblickend?

Positiv. Ich hatte es schon nach kurzer Zeit geschafft, ein Kompetenzfeld mit Haltung und Zusammenhalt zu formen. Die Studierenden untereinander waren und sind gut vernetzt. Das Projektlabor unter der Leitung von Tatjana Rabe hat dabei sehr geholfen. Zu Beginn war es schon hart, denn das Kompetenzfeld wuchs und wuchs und ich war lange, lange Zeit alleinige Professorin. Dann kam irgendwann Prof. Mathias Rebmann dazu. Und das war und ist eine geniale Mischung. Im Grundsatz sind wir aus dem gleichen Holz geschnitzt, nur, dass er mit der Schrotflinte arbeitet und ich mit dem Skalpell. Das hat er jedenfalls mal so formuliert. Die Studierenden konnten von uns beiden eine Menge lernen und die Mischung war genial. Fand ich.

Was ist für Sie „typisch Fakultät Gestaltung“?

Dass wir eine Fakultät sind – ich kann das „wir“ noch nicht lassen – bei der jede und jeder versucht, die anderen zu unterstützen. Es werden einem keine oder nur ganz kleine Steine in den Weg gelegt. Das gilt für Studierende untereinander, für Lehrende den Studierenden gegenüber genau wie für das Kollegium.

Was nehmen Sie mit, was lassen Sie hier?

Ich nehme viele Erfahrungen mit, ohne die mich die UdK bestimmt nicht gewollt hätte, Freundschaften nehme ich mit und ich lasse eine Flasche Champagner da. Die ist für Sabine Cole, die die Verwaltungsprofessur übernimmt und der ich damit alles Gute und viel Erfolg an der Fakultät Gestaltung wünsche. Und ich lasse auch ein Stück meines Herzens zurück.

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