Projekt zur Förderung Migrantischer Ökonomie: Öffentlicher Auftakt für den Landk

Erscheinungsdatum: 14.11.2017

Etwa 25 Interessierte haben jetzt in der Cafeteria der BBS in Holzminden an der öffentlichen Auftaktveranstaltung des Projekts „MIGOEK | Migrantische Ökonomie für ländliche Regionen. Servicebüros für Verwaltung, Politik, Organisationen, Gründer_innen und Unternehmen“ teilgenommen.

Ziel des Projekts ist es, Gründerinnen und Gründern sowie Unternehmerinnen und Unternehmern mit Migrationshintergrund eine adäquate Ansprache, Beratung und Unterstützung zu bieten. Ein weiteres Ziel ist, durch Beratung und Workshops die interkulturelle Öffnung und Kompetenz von Verwaltung und Wirtschaftsorganisationen zu steigern.

 

Das Verbundprojekt wird in Zusammenarbeit der HAWK - Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen mit den Landkreisen Cloppenburg, Holzminden und dem Werra-Meißner-Kreis durchgeführt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Vorhaben im Rahmenprogramm Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA), Fördermaßnahme „Kommunen innovativ“ seit 1. April 2017 für insgesamt drei Jahre mit rund 450.000 Euro. Für den Landkreis Holzminden ist Zeljko Brkic, Bereichsleiter Kreisentwicklung und Wirtschaftsförderung, Projektverantwortlicher. Die direkte Projektarbeit im Landkreis Holzminden übernimmt Julia Yildiz. Die Projektleitung an der HAWK nehmen Prof. Dr. Jörg Lahner und Prof. Dr. Leonie Wagner wahr, Projektkoordinatorin ist Dr. Anke Kaschlik.

Eröffnet wurde die Veranstaltung durch die Landrätin Angela Schürzeberg, die die Bedeutung des Projekts für die Entwicklung des Landkreises hervorhob. Anschließend stellte das Projektteam erste Ergebnisse aus Regionalanalysen vor, die aus Datenrecherchen und vor allem Interviews mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaftsorganisationen, Beratungsstellen, Migrant/innenselbstorganisationen sowie Unternehmerinnen und Unternehmern mit Migrationshintergrund stammen. Diese ersten Analysen deuten darauf hin, dass es zwar eine Vielzahl von Beratungseinrichtungen im Landkreis Holzminden gibt, diese aber von Gründungswilligen und auch Unternehmerinnen und Unternehmern mit Migrationshintergrund aus unterschiedlichen Gründen nicht oder nur wenig genutzt werden. Ein Hauptgrund hierfür liegt in der geringen Bekanntheit der Angebote bei migrantischen Gründungswilligen aber auch den Vertreter/inne/n von Migrant/innenselbstorganisationen. Deshalb werden Informationen meist im eigenen Umfeld, der Familie oder Vereinen gesucht: „Im Verein wird dann jemand gefragt, der schon Erfahrungen hat, aber der sagt auch nur das, was er selber weiß und dies kann unzureichend oder auch falsch sein“ (Interviewauszug Unternehmer). Migrantische Unternehmer/innen sind zudem selten Mitglied in Wirtschaftsorganisationen: „Wir haben viele Ausländer, die Gastronomen sind, aber die werden kein Mitglied. Warum? Weswegen? Ich weiß es nicht“ (Interviewauszug Wirtschaftsorganisation).

Ausgehend von diesen Ergebnissen diskutierten die Teilnehmer/innen der Auftaktveranstaltung ihre Eindrücke und mögliche Veränderungswege aus ihren jeweiligen Perspektiven: Gründungsberatungseinrichtungen, Ämter des Landkreises (u.a. Wirtschaftsförderung, Koordinierungsstelle Migration und Teilhabe), Einrichtungen der Integrationsförderung, Wirtschaftsorganisationen und aus der Politik. Wichtig erschien den Teilnehmenden, dass eine stärkere Vernetzung zwischen den bestehenden Organisationen stattfindet, um das Wissen über die Arbeit der jeweils anderen zu verbessern. Großen Raum in der Diskussion nahm die Frage ein, wie Hürden abgebaut werden können, damit Menschen mit Migrationshintergrund vorhandene Beratungsangebote vermehrt nutzen, um damit letztlich den Geschäftserfolg zu erhöhen. Insbesondere vor dem Hintergrund der, wegen der guten Lage am Arbeitsmarkt, geringen Gründungstätigkeit müssten vermehrt Anstrengungen zum Abbau der Hürden unternommen werden, um damit auch den wirtschaftlichen Erfolg des Landkreises zu sichern. Hierzu können beispielsweise Mentor/inn/en beitragen, die Gründungwillige über einen längeren Zeitraum begleiten.

In der nächsten Phase des Projekts sollen u.a. Unternehmer/innen mit Migrationshintergrund zu ihren Erfahrungen befragt werden. Dabei geht es neben der Identifizierung von Hürden auch darum, Erfolgsfaktoren herauszufinden und nicht zuletzt Gründungswilligen gute Beispiele zu präsentieren.