Erscheinungsdatum: 12.06.2007

Deutscher Alpenverein zeichnet sechs Entwürfe der Fakultät Bauwesen aus

Deutscher Alpenverein zeichnet sechs Entwürfe der Fakultät Bauwesen aus

Gemeinhin bekommen Professoren von praxisnaher Lehre keinen Muskelkater. Prof. Dr. Alfred Breukelman von der HAWK-Fakultät Bauwesen in Hildesheim schon. Mit vollem Körpereinsatz hat sich der Architekt und Dekan der Fakultät in die Vorbereitung des Ideenwettbewerbs für eine Kletterhalle in Hildesheim gestürzt, erst einmal einen Kletter-Schnupperkursus absolviert und sich – wie gesagt – einen unglaublichen Muskelkater eingefangen.

Mildes Lächeln dafür von Seiten der Vertreter des Deutschen Alpenvereins Sektion Hildesheim bei der Preisverleihung für die besten studentischen Entwürfe. Der Einsatz hat gelohnt: „Wir haben nicht geahnt, mit welch großem Enthusiasmus, aber auch mit welch großer Kompetenz und Kreativität Sie, liebe Studentinnen und Studenten, ans Werk gegangen sind“, sagte Bernhard Kaiser, der Vorsitzende des Alpenvereins in Hildesheim jetzt bei der Feierstunde an der HAWK-Fakultät Bauwesen am Hohnsen. „Wir wollen in Hildesheim ein attraktives Kletterzentrum schaffen, dass begeisterungsfähige Menschen aus der Stadt, dem Landkreis und der ganzen Region anzieht“, kündigte Kaiser an, „und können nun aus Ihren Ideen schöpfen und gewissermaßen unsere Traumkletterhalle konzipieren lassen.“

Geplant hatten die Studierenden der Studiengänge Architektur und Holzingenieurwesen für das Grundstück des Kreisgymnasiums Himmelsthür in unmittelbarer Nähe einer Turnhalle mit Gymnastik-Saal aus den frühen siebziger Jahren. Das Kletterzentrum sollte Räume der vorhandenen Turnhalle nutzen. Eine wesentliche Aufgabe im Rahmen des Wettbewerbs bestand darin, eine architektonisch dem Ort und der Nutzung entsprechende Lösung zu finden, die städtebaulich auf die Randbedingungen des Umfelds reagiert und sich landschaftlich verträglich in die vorhandene Situation des Grünbereichs der Innerste einbindet. Der Fassaden- und Außenraumgestaltung wurde daher ein hoher Stellenwert zugeordnet. Das Raumprogramm bestand im Wesentlichen aus der Kletterhalle, dem Boulderraum (für ungesichertes Klettern in Sprunghöhe) sowie angrenzenden Nebenräumen wie Zuschauer- und Umkleidebereichen, Fitnessbereich und Bistro/Café. Zur Einführung hatte im Oktober vergangenen Jahres ein Kolloquium mit Fachleuten aus dem Klettersport sowie des Deutschen Alpenvereins stattgefunden – und natürlich der Selbsttest des Dekans.

Insgesamt beteiligten sich rund 50 Studierende an dem Wettbewerb. Meist schlossen sich angehende Architekten mit angehenden Holzingenieuren zu Teams zusammen, um interdisziplinär an die Aufgabe heranzugehen. Vorgelegt wurden 24 Entwürfe, die durchgehend eindrucksvolle Ideen und hohe Qualität zeigten, bescheinigte das Experten-Preisgericht bei seiner Sitzung in den Räumen der Sportlehrstätte des Kreissportbundes in Hildesheim-Himmelsthür im April dieses Jahres. Das Preisgericht bestand aus Prof. Dietmar Lügger (HAWK) als Vorsitzendem, Prof. Dr. Jens Kickler (HAWK), Stadtbaurat und HAWK-Honorarprofessor Thomas Kulenkampff, Fachbereichsleiter Eckard Speer vom Landkreis Hildesheim, Oberstudiendirektor Günter Hotopp, Schulleiter des Kreisgymnasiums Himmelsthür, Eberhard Arndt, Dr. Andreas Marx und Andreas Röder von der Sektion Hildesheim des Deutschen Alpenvereins (DAV).

Gewonnen haben den Wettbewerb Stefan Becker und Benjamin Jörns. Überzeugt hatte das Preisgericht die gelungene Baukörperform im Zusammenhang mit den vorhandenen Gebäuden sowie die Öffnung des Gebäudes zur offenen Landschaft. Die Entwurfslösung zeichnet sich durch eine hohe Funktionalität und Flexibilität der Nutzungsbereiche aus. Das Tragwerk ist gut durchdacht und besitzt einen hohen Vorfertigungsgrad. Für diese Leistung gab es tausend Euro Preisgeld vom Alpenverein.

Alexander Bösebeck und Julia Klußmann bekamen den mit 750 Euro dotierten zweiten Preis für die spannungsreiche Baukörpergeometrie ihres Entwurfes. Durch die freigestellten Kletterwände entsteht ein markanter Baukörper.

Den dritten Preis (500 Euro) gewannen Christian Obst und Judith Ratke. Herausragendes Merkmal ihrer Arbeit ist eine städtebaulich angemessene Gliederung der Baumassen mit einem von der Straße zurückliegenden Hallenbereich.

Die Entwürfe von Lena Biedermann und Jessica Specht, Julia Schnar und Michael Schellhammer sowie Julian Möhring und Volker Wortmeyer kauft der Alpenverein für je 250 Euro zusätzlich an.

Der Verein habe unterdessen eine Kommission gebildet, die sich an die Planung und Realisierung des Kletterzentrums gemacht habe, berichtete Bernhard Kaiser: „Wenn da nicht die Klippe der Finanzierung zu umschiffen wäre, könnten wir sofort loslegen.“ Zahlreiche Kinder und Jugendliche nutzten bereits die Kletterangebote an der Kletterwand in der Unihalle, die an ihre Kapazitätsgrenze gestoßen sei, sowie an den umliegenden Felsen im Freien, betonte Kaiser. Der Alpenverein wolle den Hildesheimer Schulen nach der Fertigstellung des Kletterzentrums eine Kooperation anbieten, die es noch mehr Schülern möglich mache, Sport mit Geist, Herz und Muskelkraft zu betreiben.

Die HAWK-Studierenden und ihr Professor sind nun natürlich sehr gespannt auf die weitere Entwicklung. Das Ergebnis des Ideenwettbewerbs habe auf jeden Fall schon alle Erwartungen übertroffen, schließlich gebe es keinen Prototyp einer Kletterhalle, sagte Breukelman und hob hervor: „Aus Sicht der HAWK war dieses Thema ideal, denn wir sind immer auf der Suche nach praxisnahen Projektarbeiten.“ Von der „kopflastigen“ modernen Gesellschaft als Freizeitsport für alle Altersgruppen wieder entdeckt, könne das Klettern ohne Zweifel heute als Trendsportart bezeichnet werden - Experten sprächen schon von Breitensport. In den letzten zwanzig Jahren sei die Zahl der Indoor-Kletteranlagen stetig gestiegen; allein in Deutschland entstanden in den letzten zehn Jahren mehr als 340 Anlagen. Da nach einschlägigen Prognosen dieser Trend weiter anhalten werde, sei die Errichtung von künstlichen Kletteranlagen eine Bauaufgabe mit Zukunft, sagt Breukelman. Vielleicht bleibt es sogar beim Dekan der Fakultät Bauwesen nicht bei einem einfachen Schnupperkursus.

Auf dem Gruppenfoto sind zu sehen:

hintere Reihe (v.l.n.r.) Christian Obst, Benjamin Jörns, Volker Wortmeyer, Stefan Becker, Alexander Bösebeck, mittlere Reihe (v.l.n.r.) Julian Möhring, Michael Schellhammer, Lena Biedermann, Dekan Alfred Breukelman, vordere Reihe (v.l.n.r.): Julia Schnar, Jessica Specht, Julia Klußmann, Judith Ratke, Bernhard Kaiser, Vorsitzender der Sektion Hildesheim des Deutschen Alpenvereins.

Der Siegerentwurf von Stefan Becker und Benjamin Jörns zeichnet sich durch hohe Funktionalit&au Der Siegerentwurf von Stefan Becker und Benjamin Jörns zeichnet sich durch hohe Funktionalit&au