Land Niedersachsen fördert Forschung zu digitalen Lebenswelten in Dörfern

Erscheinungsdatum: 30.10.2019

Die Universitäten Vechta und Hannover sowie die HAWK erhalten insgesamt 781.200 Euro aus dem Niedersächsischen Promotionsprogramm. „Wir können nun 14 Georg-Christoph-Lichtenberg-Stipendien im Rahmen des Promotionsprogramms „Digitale Lebenswelten in Dörfern – Verantwortung und Steuerung der digitalen Transformation“ im Zeitraum von 2019 bis 2024 an junge Forscherinnen und Forscher vergeben“, berichten die Sprecher des Promotionsprogramms, apl. Prof. Dr. Karl Martin Born (Universität Vechta) und Prof. Dr. Ulrich Harteisen (HAWK).

Aus interdisziplinärer Perspektive geht es darum, die Herausforderungen der Digitalisierung in Dörfern zu beleuchten. Mit Geographie, Gerontologie, Regionalentwicklung, Raumplanung, Vermessung, Sozialer Arbeit und Architektur beteiligen sich wesentliche Akteure der digitalen Transformation. Von den 14 Promotionsstipendien gehen allein sechs Stipendien an die HAWK.

 

Die HAWK beteiligt sich am Promotionsprogramm mit Prof. Dr. Alexandra Engel aus dem Fachgebiet Soziale Arbeit (Fakultät Management, Soziale Arbeit, Bauen am Standort Holzminden), Prof. Dr. Birgit Franz aus dem Fachgebiet Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege (Fakultät Bauen und Erhalten am Standort Hildesheim) und Prof. Dr. Ulrich Harteisen aus dem Fachgebiet Regional- und Dorfentwicklung (Fakultät Ressourcenmanagement am HAWK-Standort Göttingen).

Die Kooperation baut auf dem Promotionsprogramm „Dörfer in Verantwortung – Chancengerechtigkeit in ländlichen Räumen sichern“ auf, an dem die HAWK ebenfalls mitarbeitet. Das Promotionsprogramm „Digitale Lebenswelten in Dörfern – Verantwortung und Steuerung der digitalen Transformation. Chancen und Risiken des digitalen Wandels für Dörfer“ soll die bewährte Zusammenarbeit von Universitäten und Hochschulen fortführen. Es strebt an, qualifizierte Absolventinnen und Absolventen aus einschlägigen Masterstudiengängen von Hochschulen als Promovierende in das Programm einzubinden.

Das Promotionsprogramm analysiert die Interdependenzen digitaler Transformationen auf Gemeinschaftsbildung, Raumkonfigurationen und Entscheidung- und Handlungsprozesse. Aufbauend auf einer Forschungslücke zu räumlichen Wechselwirkungen von Digitalisierungsprozessen sowie den spezifischen Adaptionsprozessen in ländlichen Gesellschaften soll es interdisziplinär Wirkungskontexte und Prozessabläufe in der Adaption und Inwertsetzung digitaler Technologien erforschen. Paradigmatisch geht die Forschung davon aus, dass die Ausbreitung digitaler Innovationen nicht nur speziellen Raummustern folgt, sondern zusätzliche zeitliche und thematische Differenzierungen berücksichtigt werden müssen.

Ziel der interdisziplinären Diskursstruktur ist die Entwicklung von zuständigkeits- und prozessübergreifenden Problemlösungen, um im Kern diese Fragen zu beantworten:

  1. Welche Potentiale entwickeln digitale Technologien zur Lösung der Herausforderungen in Dörfern und ländlichen Räumen aus der Perspektive der beteiligten Disziplinen (Geographie, Regionalentwicklung, Gerontologie, Ökonomik, Soziale Arbeit, Raumplanung, Dorfentwicklung und Architektur)?
  2. Welche Muster von Ausbreitung und Annahme digitaler Innovationen lassen sich für die einzelnen Handlungsfelder identifizieren?
  3. Welche Rolle spielen hierbei Verantwortungs- und Ermöglichungsräume?
  4. Welche konform-synergetische und konträr-antagonistische


Verschränkungen lassen sich zwischen den drei Dimensionen „Gemeinschaft“, „Raum“ und „Entscheiden/Organisieren/Handeln“ beobachten.
Das analytische Gerüst des Programms mit Fokus auf Verantwortung und Steuerung durch und mittels Digitalisierung bilden die Dimension „Gemeinschaft“ (Kohäsion, Engagement, Marginalisierung und Kommunikation), „Raum“ (Daseinsvorsorge, Infrastruktur, Mobilität, Bauen und Siedlung) und „Entscheiden, Organisieren und Handeln“ (Government, Governance, Innovationskultur, intermediäre Instanzen).
Die Promotionsthemen werden entlang der oben genannten Dimensionen digitaler Lebenswelten in Dörfern strukturiert, um Aspekte der Interdisziplinarität sichern zu können. Die hier genannten Promotionsthemen verstehen sich als Beispiele.
 
Dimension „Gemeinschaft“

Entwicklung und Evaluation partizipativer digitaler Strategien im bürgerschaftlichen Engagement in ländlichen Räumen: Informieren / Vernetzen / Gestalten / Entscheiden

„Blended Jugendzentrum?“ Ziel, Selbstverständnis und Konzept digital organisierter, partizipativer Angebote für Jugendliche in ländlichen Räumen

Dimension „Raum“

Digitalisierung und Wirtschaft in Dörfern. Analyse des Einflusses der Digitalisierung auf die Entwicklung der Wirtschaft in ländlichen Räumen. Eine standort- und branchenbezogene Analyse.

„Neue Medien – Neue Wege in ländlichen Räumen. Regionale Chancen digitaler Kommunikation für die Baukultur und ihre Akteure. Eine Mittelzentren-Umland-Symbiose. (Arbeitstitel)“

Dimension „Entscheiden, Organisieren, Handeln“

Digitalisierung ländlicher Räume. Zur Akzeptanz digitaler Techniken bei Kommunen, Bürgerinnen und Bürger sowie privaten Dienstleistungsanbietern im Rahmen der Daseinsvorsorge
eHealth, eCare und Digitalisierung. Neue Konzepte der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung  im ländlichen Raum.

An der HAWK ist das Promotionsprogramm verankert im HRK Forschungsschwerpunkt „Ländliche Räume: Soziale, ökonomische und raumstrukturelle Entwicklungsperspektiven“, dessen Aktivitäten in Forschung, Entwicklung, Transfer und Innovation im Zukunftszentrum Holzminden-Höxter (ZZHH) gebündelt werden. Die Forschungsgruppen „Ländliche Räume und Dorfentwicklung“ sowie „Teilhabe und bürgerschaftliches Engagement in ländlichen Räumen“ im ZZHH sichern die Integration in den bundesweiten disziplinären Diskurs.