Erscheinungsdatum: 11.07.2007

HAWK-Fachbereich Konservierung und Restaurierung verabschiedet 60 Absolventinnen und Absolventen

HAWK-Fachbereich Konservierung und Restaurierung verabschiedet 60 Absolventinnen und Absolventen

Zum ersten Mal hat der Fachbereich Konservierung und Restaurierung der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst jetzt gleichzeitig Absolventinnen und Absolventen mit drei verschiedenen Studienabschlüssen verabschiedet: 37 Bachelor-Absolventen, zwölf Diplomanden und elf Master-Studenten nahmen strahlend in der Aula der Hochschule ihre Urkunden in Empfang. „Aber ein wirklicher Abschied wird es für viele von Ihnen nicht sein“, freute sich Dekan Prof. Dr. Michael von der Goltz vor den rund 250 Festgästen, „denn sehr viele der Bachelor- und Diplomabgängern möchten noch den Master-Studiengang in Hildesheim absolvieren.“ Es sei für den kleinen Fachbereich eine große Herausforderung gewesen, die drei Studiengänge parallel durchzuführen. Zeitweise habe ein „kreatives Chaos“ geherrscht, aber die Studierenden hätten die beiden neuen Bachelor- und Master-Studiengänge auch stark mit gestalten konnten. „Wir Dozenten haben von Ihren Ideen sehr profitiert“, sagte von der Goltz zu den Absolventinnen und Absolventen.

Vor allem die Ergebnisse der Bachelor-Absolventinnen werden in der Fachwelt auf großes Interesse stoßen, hat doch der Hildesheimer Fachbereich als erster in diesem Fachgebiet auf das europäische Studiensystem mit dem dreijährigen Bachelor-Studiengang und dem darauf folgenden zweijährigen Master-Studiengang umgestellt. Und nicht nur das: Das Besondere an dem Hildesheimer Bachelor-Studiengang ist, dass er sich auf die „präventive Konservierung“ konzentriert, also auf vorbeugenden Maßnahmen zur Erhaltung des Kulturerbes. Das vielfältige Themenspektrum der Abschlussarbeiten reicht daher von Fragen zu Transport, Notfallplanung, Aufbewahrung, Verpackung bis hin zu den klassischen Museumsthemen, wie Präsentation und Pflege.

Drei Arbeiten befassen sich mit Kulturgütern aus Hildesheim: Alexandra Schmidt setzte sich intensiv mit zwei mittelalterlichen Reichenauer Handschriften auseinander, die eine im Besitz der Dombibliothek Hildesheim (Hs 688), die andere in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel (Cod. Guelf. 84.5. Aug. 2°). In der Arbeit zeigt sie die zeitliche Abfolge und die Details der verschiedenen Restaurierungen auf, die an den Handschriften stattgefunden haben. „Ich habe mich sehr darüber gefreut, hier in Hildesheim die Chance zu bekommen, eine ottonische Handschrift mit karolingischer Bindung untersuchen zu können, die bereits im 12. Jahrhundert neu gebunden wurde“, erläutert sie. Sie, wie auch die zuständige Fachprofessorin der Studienrichtung Papier und Buch, Patricia Engel, loben die Zusammenarbeit mit dem Direktor der Dombibliothek, Jochen Bepler, der auch Zweitprüfer der Arbeit war. Seit dem Beginn der Studienrichtung im Jahre 2000 ist die Zusammenarbeit der Institutionen sehr eng. Die Studierenden lernen viel an den Beständen der Dombibliothek, während die Dombibliothek durch die Forschungen der Studierenden zahlreiche neue Erkenntnisse über die bei ihnen aufbewahrten Bücher und Handschriften gewinnt.

Zwei andere Arbeiten entstanden in enger Kooperation mit dem Roemer- und Pelizaeus-Museum (RPM), fachlich begleitet von der zuständigen Kuratorin und Ethnologin Dr. Inés de Castro: So untersuchte Vanessa Kaspar vier Malanggan-Masken aus Neuirland aus dem Besitz des Museums und erstellte ein Konzept für deren künftige Präsentation. Ihre Kommilitonin Rabea Lürssen beschäftigte sich mit zwei Federkronen aus dem Roemer- und Pelizaeus-Museum. Sie stammen von der Osterinsel (Rapa Nui), aus dem östlichen polynesischen Raum Ozeaniens und wurden vermutlich im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gefertigt.
Alle diese Objekte werden der Öffentlichkeit in der für 2008 im RPM geplanten Ozeanien gewidmeten Sonderausstellung präsentiert. Spenden aus der Hildesheimer Bevölkerung, insbesondere des Lions Clubs Marienburg, machen es möglich, dass die von den Studierenden erarbeiteten Konzepte auch realisiert werden, vermutlich sogar durch sie selbst.

Die Idee für diese Forschungsarbeiten kam den Studierenden während der Projektwochen der Studienrichtung „Möbel und Holzobjekte“ im Depot des RPM im Herbst vergangenen Jahres. Die Studierenden hatten damals erste Reinigungs- und Sicherungsmaßnahmen durchgeführt. Und diese Kooperation zwischen Museum und Fachbereich wird ebenfalls weitergeführt: Auch die zukünftigen Projektwochen werden die Studierenden im Depot des RPM verbringen und mit Objekten der Ozeaniensammlung arbeiten. Manch einer wird dort sein Objekt für eine Abschlussarbeit auswählen. „In die Substanz der Objekte werden wir allerdings aus Respekt vor dieser Kultur nicht eingreifen, denn diese Objekte wurden nicht als Kunstwerke geschaffen, sondern für einen rituellen Zusammenhang. Deshalb verbietet sich jede Ergänzungsmaßnahme nach unseren ästhetischen Vorstellungen. Wir arbeiten ausschließlich substanzerhaltend“, so die zuständige Fachprofessorin Prof. Dr. Gerdi Maierbacher-Legl, zugleich Studiendekanin des Fachbereichs.

Die Zusammenfassung aller Hochschularbeiten aus Hildesheim, aber auch aus vielen anderen Hochschulen im In- und Ausland, publiziert das Hornemann Institut der HAWK elektronisch unter: http://www.hornemann-institut.de/german/hochschularbeiten.php.

Einige ausgewählte Arbeiten werden von den Absolventen bei einem Fachkolloquium vorgestellt, das der Fachbereich anlässlich seines 20-jährigen Bestehens am 15. November 2007 in Hildesheim feiert.


(Text/Foto: Dr. Angela Weyer)

Absolventinnen und Absolventen des Sommersemesters 2007 mit einigen Dozenten Absolventinnen und Absolventen des Sommersemesters 2007 mit einigen Dozenten